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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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auskannte und sich daher genug Verstecke fanden, in denen man sich unerkannt treffen konnte.
    Wie das kleine, verschwiegene Zimmer in einem Flügel des Anwesens, in dem es etwas muffig roch, da es so gut wie nie verwendet wurde, in dem aber neben einem großen Bett auch eine weitere geschmackvolle Einrichtung nebst eines automatischen Nahrungsspenders zu finden war. Ein perfekter Ort für ein Paar, das es bisher gut geschafft hatte, seine intensive Beziehung vor den Hofschranzen und dem Moga selbst zu verheimlichen.
    Und das war sehr wichtig, vor allem jetzt, da sich die Gerüchte verdichteten, daß der Herr aller Orathonen Santarra als neue Frau erwählen würde.
    Santarra, für eine Orathonin sehr zierlich, saß in einem einfachen Gewand auf der Bettkante und sah Sigam offen an. Obgleich dieser mit der Rolle der Frauen in der orathonischen Gesellschaft sehr zufrieden war, hatte er Santarra nie abschätzig oder brutal behandelt. Vielleicht war dies auch ein Grund, warum die Gefühle der Hofdame für den dritten Sohn des Moga ehrlich erschienen.
    »Sigam«, wisperte sie nun und senkte den Kopf. »Ich wußte schon länger, daß der Moga mich mit Wohlgefallen anschaut. Du weißt, daß ich mich ihm nicht verweigern kann.«
    Agelon, der in den letzten Minuten ruhelos den Raum mit weiten Schritten durchmessen hatte, blieb abrupt stehen. Er setzte sich neben Santarra auf das Bett und musterte sie eindringlich.
    »Ich weiß das. Doch vielleicht gelingt es uns, dies zum Guten zu wenden.«
    Plötzliche Hoffnung leuchtete in Santarras Augen auf. »Wie nur?«
    »Du hast recht, wenn Moga dich erwählt, können wir nichts dagegen machen. Aber das heißt weder, daß wir aufhören müssen, uns zu sehen - noch bedeutet es, daß diese Situation ewig so bleiben muß.«
    Santarras Stirn umwölkte sich.
    »Ersteres hört sich gefährlich an. Letzteres verstehe ich nicht.«
    Sigam ergriff die Frau bei den Schultern.
    »Santarra, Moga mag der Herr des Imperiums sein, aber das bedeutet auch, daß er zahllose Verpflichtungen hat - vor allem jetzt, da der Krieg gegen Lakton seinem Höhepunkt entgegen strebt. Ich bin sein Sohn, ich kenne ihn. Er kümmert sich so gut wie nie um seine engere Familie, und du wirst ihn nicht mehr als vier oder fünf Wochen im Jahr zu sehen bekommen. Den Rest der Zeit wirst du anderen Frauen in einem der Paläste zubringen - und der dritte Sohn des Moga hat jederzeit Zugang zu allen Anwesen der Agelons. Wir beide haben unsere Vertrauten unter den Bediensteten. Es dürfte leicht möglich sein, geheime Treffen zu arrangieren, wenn wir ausreichend Vorsicht walten lassen.«
    Santarras Gesichtsausdruck hatte sich entspannt. Sie nickte eifrig.
    »Nun zum zweiten Punkt...«
    Sigam zögerte für einen Augenblick.
    »Santarra, du weißt, daß ich ehrgeizig bin und mit meinem Vater nicht auf dem besten Fuß stehe. Du weißt, daß ich hasse, wenn mir jemand Befehle erteilen darf. Egal, um wen es sich dabei handelt. Mein Ziel ist es, ein Orathone zu werden, der niemandem außer sich selbst Rechenschaft schuldig ist. Der den Ruhm seiner Taten nicht mit anderen teilen muß - erst recht nicht mit seinem Vater.«
    Santarra sah ihn erschreckt an. Sie ahnte, worauf Sigam heraus wollte. Der Mann fuhr fort, als hätte er ihren Stimmungswechsel nicht bemerkt. Sein Blick ging in weite Ferne.
    »Jeder Mann hat Träume. Diese Träume sind manchmal sehr weitgefaßt und unrealistisch, manchmal gehen sie nur wenige Tage in die Zukunft und sind voller Bescheidenheit. Ich bin ein Agelon und wenn ich in meinem Leben eines gelernt habe, dann ist es, daß ich als Mitglied der ersten Familie innerhalb der FAMILIE entweder die Vision des Herrschers verfolge oder meine eigene entwickle. Das Reich gehört den Agelons, die Agelons sind das Reich. Doch auch die Agelons müssen sich immer dem Willen des Herrschers unterwerfen, egal, welch hohe Stellung sie innehaben.«
    Sigam ließ Santarras Schultern los und ballte seine Fäuste.
    »Ich will mich aber niemandem unterwerfen. Ich will mehr sein als ein hoch stehendes Rädchen im Getriebe des Reiches. Ich will selbst bestimmen, wohin mein Weg geht. Und das geht nur, wenn ich einen von zwei Wegen gehe: Der eine Weg ist, daß ich mich vom Reich lossage und untertauche, als Glücksritter ohne Heimat. Doch die Treue zum Imperium ist in mir genauso tief verwurzelt wie in jedem anderen Orathonen. Es bleibt nur der zweite Weg...«
    »...selbst zum Herrscher des Reiches aufzusteigen«, vervollständigte Santarra

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