Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
die Zentrale. Tatsächlich war hier nur ein einziger Orathone gewesen. Kein Wunder, daß der Angriff so leicht abgewickelt worden war - in dieser entlegenen Station hatte Nachlässigkeit Einzug gehalten. Eine Kontrolle war überfällig gewesen.
»Zentrale gesichert, einer ausgeschaltet«, meldete nun Nomar in sein Kehlkopfmikro, das er aus dem Anzugkragen gezogen hatte. Weitere Meldungen trafen ein, während sich Honal über den Stationscomputer beugte und Daten abrief. Offenbar hatte der Kommandant auch hier Nachlässigkeit gezeigt: Die üblichen Codesperren, lästige und zeitaufwendige Eingaben, wenn man sowieso keinen Besuch erwartete, waren deaktiviert.
»Siebzehn Mann Besatzung, wie erwartet«, meinte Honal schließlich.
»Wie viele haben wir?« fragte Nomar nach. Beide Orathonen ließen die bisherigen Meldungen Revue passieren. Sie kamen beide auf...
»Sechszehn«, murmelte Nomar. »Welche Sektionen stehen noch nicht unter unserer Kontrolle?«
»Keine. Das Team meldet alle Sektionen als gesichert, die Besatzung wurde in den Mannschaftstrakt gebracht und gefesselt.«
Nomars Blick wanderte auf den Holographen, der eine Außenansicht des atmosphärelosen Mondes zeigte.
»Dann ist einer da draußen.«
»Was kann er schon anrichten?«
Nomar beugte sich seinerseits über die Kontrollen. Seine Finger huschten über die Sensortasten. Er runzelte die Stirn, dann stellten sich seine Kopffedern erregt auf.
»Es gibt da draußen eine Satellitenkontrollstation, etwa drei Kilometer nordwestlich. Sie ist eigentlich vollautomatisch, doch sie kann als Ausweichzentrale genutzt werden.«
»Und das heißt?«
Nomar richtete sich auf.
»Sie ist autark in der Energieversorgung und hat einen starken Sender. Doch das Schlimmste ist, daß es einen Hangar mit einem Fluchtboot gibt.«
Honal sagte nichts mehr. Er stürmte Nomar voran aus der Zentrale, hektische Befehle in sein Mikro sprechend.
Jetzt ging es um jede Sekunde.
*
Cort Kosta fluchte leise in sich hinein, als er sich vorsichtig hinter die Kuppe des Hügels bewegte, seinen Körper flach auf den Boden legte und über die Wölbung herunter in das Tal lugte, in dem die Satellitenstation lag. Er verfluchte drei Dinge: Zum einen, daß er offenbar ganz allein einer sicher vielfachen Übermacht an unbekannten Gegnern gegenüberstand. Zum zweiten, daß Kommandant Honza seine Bedenken wegen der seltsamen Kontrolle in den Wind geschlagen und den Angreifern leichtgläubig und unter Umgehung der simpelsten Sicherheitsvorkehrungen Einlaß gewährt hatte. Zum dritten schließlich, daß ihm erst dann wieder eingefallen war, wo er Honal Tonk - oder vielmehr: Honal Fedil - schon einmal begegnet war, als er bereits in seinen Raumanzug geschlüpft und fluchtartig die für ihn nicht zu verteidigende Relaisstation verlassen hatte. Damals, auf der Akademie der Raumlandeeinheiten, hatte er ihn während eines Transmittertechnik-Lehrganges kennengelernt.
Kosta selbst gehörte zwar nicht zur FAMILIE, aber er war trotz seiner relativen Jugend ein erfolgreicher und fähiger Einsatzoffizier, der hier auf der Station den letzten Schliff in schwerelosem Kampf und Raumbootmanövern bekommen sollte, in Ruhe und weitab von jedem Trubel, ehe er als Offizier z.b.V. einem Flottenkommando zugeteilt wurde. Sein Ausbilder sollte in wenigen Tagen erscheinen, und so hatte sich Kosta die Zeit damit vertrieben, sich mit der Anlage hier vertraut zu machen und ein wenig mit dem Fluchtboot zu üben, das ihm von Honza zur Verfügung gestellt worden war. Er war in den letzten zwei Wochen seit seiner Ankunft ein Fremdkörper in der Stationsmannschaft gewesen und hatte auch das Vertrauen des verbitterten und aufs Abstellgleis geschobenen Kommandanten nicht erringen können. Das war sicher auch der Grund, warum dieser die Warnungen des diensteifrigen jungen Offiziers in den Wind geschlagen hatte, ohne ihnen auch nur einen Moment eine ernsthafte Überlegung zu schenken.
Keine Bewegung bei der Station. Das würde sich rasch ändern. Der Feind, der offenbar Honal psychisch manipuliert hatte, um bei dieser Scharade dienlich zu sein, würde bald darauf kommen, daß Kosta sich mit dem Ziel Satellitenstation in der Schleuse ausgeloggt hatte.
Es galt, jetzt keine weitere Zeit mit unnötigen Beobachtungen zu verlieren - er mußte das Fluchtboot erreichen, das rund 200 Meter weiter entfernt in einer Senke stand. Es sollte ihm gelingen, die nächste vollautomatische Wachstation des Reiches damit anzufliegen und
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