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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Vaters, als er ihm von der Schande seines Bruders Hugh berichtete, von dessen Desertierung aus der Marine und endgültigem Untertauchen in Amerika.
    Er erinnerte sich auch an ihre Begegnung, als er Hughs Gefangener an Bord eines amerikanischen Kaperschiffs gewesen war, der
Andiron,
und an jene vor jetzt annähernd zwei Jahren, als der Feldzug von St. Clar und Cozar zusammenbrach und Hugh nur wenige Schritte von ihm entfernt gewesen war, ihn aber nicht gesehen hatte. Tonlos sagte er: »Wahrscheinlich war es unausweichlich, daß wir uns wieder begegneten.« Er deutete auf einen Sessel. »Setz dich, wenn du willst.«
    Sein Bruder ließ sich nieder, den Blick unverwandt auf Bolithos Gesicht gerichtet. Er sagte: »Ich wollte nicht kommen, Dick. Ich glaubte, man würde mich auf der
Hermes
behalten. Ich wußte nicht einmal, daß dein Schiff in der Karibik ist.«
    Bolitho streckte den Arm aus und schenkte ein Glas Rotwein ein.
    »Trink. Und dann erzähle mir, wieso du hier bist.« Er deutete auf die Uniform seines Bruders. »Wie es kommt, daß du wieder im Dienst des Königs stehst.«
    Hugh Bolitho trank einen langen Schluck und strich sich mit der Hand übers Haar. »Vor zwei Jahren war ich als verurteilter Sträfling auf dem Weg nach Neuholland, und du hast mir, ohne es zu wissen, noch einmal eine Chance gegeben. Nachdem wir St. Clar verlassen hatten, wurden die meisten Verurteilten nach Gibraltar zurückgebracht, um dort auf den Abtransport zu warten.« Die tiefen Furchen um seinen Mund wurden etwas milder. »Ich wurde auf ein Kriegsschiff gebracht, das nach Botany Bay segeln sollte, aber während eines Sturms entschloß ich mich zu einem Fluchtversuch. Es gelang mir, die Gig zu erreichen, ich wurde aber von dem wachhabenden Steuermannsmaaten entdeckt, der mich verfolgte. Er kletterte hinter mir her.« Er hob die Schultern. Sein Blick wurde versonnen, als er sich an die Situation erinnerte. »Es kam zum Kampf, und das Boot trieb ab. Wir erkannten beide, daß das Schiff weitergesegelt war, ohne unser Verschwinden zu bemerken, und wir fanden uns, so gut es ging, mit unserer Lage ab. Der Sturm wurde stärker, und das Boot kenterte. Wir hatten kein Wasser, nichts. Als wir aufgefischt wurden, war Selby, so hieß der andere, tot. Und ich war nahe daran, ihm zu folgen.«
    Bolitho strich sich mit der Hand über die Stirn. Die Strapazen der vergangenen Tage forderten ihren Preis, und er mußte sich sorgfältig jedes Wort überlegen.
    »Aber warum hast du die Identität dieses anderen Mannes angenommen?« Er spürte, wie ihm der Schweiß über die Brust rann.
    »Du mußtest doch wissen, daß du früher oder später wieder auf ein Schiff des Königs kommen würdest.«
    Hugh nickte. Die Geste war gleichzeitig vertraut und dennoch fremd.
    »Stimmt. Aber ich hatte es satt zu fliehen, Dick. Dauernd einen anderen Namen anzunehmen und immer über die Schulter zu blikken. Wo könnte ich mich besser verbergen als auf einem Schiff des Königs?« Er lächelte erschöpft. »Aber anscheinend habe ich mich getäuscht.«
    An Deck ertönte eine Glocke, und Füße scharrten um das Skylight. Jeden Augenblick konnte jemand eintreten.
    Bolitho sagte schroff: »Du hättest doch wissen müssen, daß dir jemand aus der Vergangenheit begegnen würde.«
    »Ich suchte eine vertraute Umgebung, wo ich mich verstecken und warten konnte, bis das Schiff England erreichte.« Er nickte schwermütig. »Ich wollte nur noch einmal nach Hause. Sonst war mir nichts mehr wichtig.« Plötzlich stand er auf und stellte das Glas weg. »Das Ganze tut mir mehr leid, als ich sagen kann. Ich weiß, daß du deine Pflicht tun mußt. Das Glück hat mich verlassen. Ich kann dir keinen Vorwurf machen, wenn du mich jetzt bis zu meinem Prozeß in Eisen legen läßt.«
    Er wich einen Schritt zurück, als jemand an die Tür klopfte.
    Bolitho spürte den Blick seines Bruder, als er: »Herein!« rief. Midshipman Pascoe trat in die Kabine, ein Teleskop unter dem Arm. »Mr. Roths Respekt, Sir, und er bittet um Erlaubnis für ein zweites Reff. Der Wind frischt von Nordost auf, Sir.«
    Bolitho wendete sich ab. Die Stimme des Jungen hallte in seinem Kopf wider wie ein anderer Teil seines Traums.
    »Sehr gut, Mr. Pascoe. Ich komme sofort selbst.« Er hielt Pascoe zurück, als der sich wieder zur Tür wendete. »Dies ist Mr. Selby, Steuermannsmaat.« Er sah seinen Bruder unbewegt an. »Mr. Pascoe hat sich bei unserem jüngsten Unternehmen in hohem Maß ausgezeichnet.«
    Als die Tür sich hinter

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