Feind in Sicht
daran. Es war irgendein Wein und eiskalt.
Auch Inch nahm ein Glas und lächelte dem Mädchen, das ihn mit unverhohlener Bewunderung ansah, schüchtern zu.
Fitzmaurice trat ein und schüttelte den Staub von seiner Kleidung. Seine Stimme wirkte sehr laut in dem bisherigen Schweigen. Er hustete dröhnend und nickte der Dienerin zu, die immer noch Inch anlächelte und nur zögernd mit ihrem Tablett herüberkam.
Eine andere Tür öffnete sich, und Pelham-Martin ging langsam und schwerfällig zum Tisch. De Block und Mulder begleiteten ihn, letzterer wirkte abgespannt und gereizt, als er darauf wartete, daß Pelham-Martin zu sprechen begann.
Bolitho musterte ihn sorgenvoll. Die Bewegungen des Kommodore waren schleppend, aber seine Augen, die jetzt den Kommandanten der zweiten Korvette fixierten, flackerten nervös.
»Schön, Appleby.« Er zog einen dicken Umschlag aus seiner Rocktasche. »Hier sind meine Berichte. Sie gehen mit der
Nisus
sofort Anker auf und übergeben sie dem ersten Flaggoffizier, dem Sie begegnen.« Als er den Umschlag Appleby entgegenstreckte, bemerkte Bolitho, daß seine Hand heftig zitterte. »Möglicherweise treffen sie ein Geschwader der Kanalflotte, wenn nicht, segeln Sie weiter nach Plymouth, und zwar so schnell Sie können.«
Der Kommandant steckte den Umschlag in die Innentasche seines Uniformrocks und machte auf dem Absatz kehrt. Nur einen Augenblick schweifte sein Blick über die Versammelten hinweg, als mustere er sie zum letzten Mal.
Pelham-Martin sah ihm nach, bis er durch den Torweg verschwunden war. Bolitho fragte sich, ob er wohl überlege, ihn jetzt noch zurückzurufen und die Berichte zurückzufordern, die so leicht seinen Ruin bedeuten könnten.
»Meine Herren, ich habe Sie zusammengerufen«, Pelham-Martin räusperte sich und trank erst einmal einen Schluck Wein, »zur letzten Konferenz, bevor wir lossegeln.«
Er beendete das allgemeine Gemurmel, indem er fortfuhr: »Angesichts der spärlichen Informationen, die wir besitzen, sehe ich keine andere Lösung, als den Plan anzunehmen, den Kapitän Bolitho unterbreitet hat.« Er senkte den Blick, zwei Schweißtropfen rannen an seinen Schläfen herunter. »Es sieht inzwischen so aus, als wäre dieser Plan mehr wert, als es anfangs den Anschein hatte.« Er schaute zu de Block hinüber. »Der Gouverneur von St. Kruis hat mich über das Verschwinden seines Schoners
Fauna
informiert. Er war mit Versorgungsgütern zu einigen Nachbarinseln unterwegs und ist nicht zurückgekehrt.« Er sah Bolitho an, bevor er fortfuhr: »Eine seiner Stationen sollten die Pascua-Inseln sein.« Bolitho fragte ruhig: »Ich dachte, die seien unbewohnt?«
De Block nickte. »Da gibt es nur eine Mission und ein paar Fischer. Sie pflegen hierher zurückzukehren, wenn die Stürme einsetzen.«
Pelham-Martin sagte: »Also fahren wir fort. Wir haben noch viel zu tun und nur wenig Zeit.«
Bolitho war von der Schärfe seines Tons überrascht. Es schien, als könne es Pelham-Martin nun, da er sich festgelegt hatte, nicht schnell genug gehen.
»Sowie die Konferenz beendet ist, wird Kapitän Farquhar Anker auf gehen und nach Nordwesten vorstoßen. Da er durch die Lücke in den Riffen eindringen soll, muß die
Spartan
morgen bei Tagesanbruch auf ihrer Ausgangsposition stehen.« Pelham-Martin schaute wieder auf Bolitho. »Ich setze meine Flagge auf der
Hyperion,
und gemeinsam mit der
Hermes
werden wir uns auf eine Position nordöstlich von den Inseln begeben. Das wird uns den Windvorteil sichern, falls und wenn der Feind ausbrechen will.« Er warf dem Kommandanten der
Dasher
einen Blick zu. »Ihre Korvette hält sich weiter südlich. Wenn er flieht, werden Sie Fühlung mit ihm halten, so gut Sie können.«
Er machte eine Pause und nippte an seinem Glas.
De Block fragte: »Sie haben die
Telamon
nicht erwähnt?«
»Richtig.« Pelham-Martin studierte die Karte, während er antwortete. »Ich kann das Schiff nicht länger bei mir einreihen. Nach dem Verlust des Schoners ist die
Telamon
Ihre einzige Verbindung mit der Außenwelt; Ihr einziger Schutz gegen Seeräuber und Kaperschiffe. Außerdem ist sie – bei allem Respekt – recht alt. Ihre Zeit in der Schlachtlinie ist vorbei.«
Bolitho betrachtete die beiden Männer und fühlte die Spannung ringsum.
Es war schwierig, Pelham-Martins wahre Gründe zu erahnen. Er mochte noch immer nach einem Entschuldigungsgrund für seine spätere Verteidigung suchen. Ohne die
Telamon,
altmodisch und unterarmiert wie sie war, konnte er
Weitere Kostenlose Bücher