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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Leibwächter gegen einen eingebildeten Feind denn als Diener ausgewählt hatte.
    Pelham-Martins Stimme war offenbar fester, aber er hatte es abgelehnt, daß Trudgeon nach ihm sah oder daß sein Verband in letzter Zeit gewechselt wurde. Bolitho war überzeugt, daß er sich nur verstellte und Zeit bis zu dem Augenblick gewinnen wollte, da er seinen Irrtum zugeben mußte.
    Mit seinem Bruder hatte Bolitho nicht mehr gesprochen, aber eines Nachts, als der Wind unerwartet zu voller Sturmstärke auffrischte, hatte er ihn mit einigen Matrosen aufentern gesehen, um das Besanstagsegel zu bergen, das mit einem Knall, den man selbst im Tosen der See und dem Geheul der Takelage nicht überhören konnte, von oben bis unten zerrissen war. Pascoe war an seiner Seite gewesen, und als sie beide schließlich wieder an Deck standen, hatten sie einander so fröhlich zugelacht wie Verschworene, die etwas Privates, Besonderes verband.
    Während die Tage vergingen, hielt sich Bolitho möglichst von seinen Offizieren fern und beschränkte sich auf dienstliche Kontakte. Der Südwestwind zeigte keine Ermüdungserscheinungen, und während das Schiff durch die endlose Weite der schaumgekrönten See stampfte und rollte, ging Bolitho ruhelos auf dem Achterdeck auf und ab, ohne auf seine durchnäßte Kleidung zu achten, bis Allday ihn schließlich überreden konnte, zu einem Teller Suppe und einer kurzen Ruhepause nach achtern zu kommen. Überall im Schiff troff es von Feuchtigkeit, und in den unteren Decks hockten die Männer der Freiwache zusammengekauert hinter den geschlossenen Stückpforten, schliefen oder warteten auf die nächste karge Mahlzeit; alle hofften, daß ihre Reise endlich ein Ende finden möge.
    Die Köche hatten tatsächlich nur wenig anzubieten; in ihrer ewig schaukelnden Kombüse, zwischen dem Gewirr von Töpfen und angebrochenen Fässern mit gesalzenem Schweine- oder Rindfleisch, konnten sie ohne Zauberei kaum etwas Besseres hervorbringen.
    Am Mittag des siebenundzwanzigsten Tages stand Bolitho an der Querreling und sah zu, wie Inch und Gossett eifrig mit ihren Sextanten hantierten. Es hatte etwas aufgeklart, und gerade über ihnen waren die Wolken zu langen Fahnen ausgefranst, zwischen denen ein wässriges Sonnenlicht die Illusion von Wärme verhieß.
    Gossett sagte bedächtig: »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, Sir!«
    Bolitho übergab Carlyon seinen eigenen Sextanten und hielt sich mit einer Hand an der abgenutzten Reling fest. Siebenundzwanzig Tage, also drei weniger, als er sich in St. Kruis zum kaum erreichbaren Ziel gesetzt hatte.
    Inch trat an seine Seite und fragte vorsichtig: »Was nun, Sir?«
    »Die
Spartan
klärt dort schon seit ein paar Tagen auf, Mr. Inch.« Bolitho musterte den verschwommenen Horizont. In dem einheitlichen Metallgrau war kaum ein Unterschied zwischen Himmel und Wasser zu erkennen. »Wir bleiben bis zur Abenddämmerung auf diesem Kurs. Vielleicht hören wir bis dahin etwas Neues von Kapitän Farquhar.«
    Aber nichts geschah, auch tauchte nirgendwo ein Segel auf und unterbrach die unendliche Monotonie der lang dahinrollenden Wogen. Bei aufkommender Dunkelheit wendeten sie und legten sich unter gerefften Marssegeln hoch an den Wind. Nichts in Sicht auch am nächsten Tag, noch am Tage darauf, und als die Ausguckposten im Mast einander immer wieder ablösten und ihr täglicher Trott sich über Minuten und Stunden hinschleppte, wußte Bolitho, daß es – außer ihm – nur wenige an Bord gab, welche die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatten.
    Die Stimmung an Bord wurde gereizter, hier und da flammten unter den auf engem Raum zusammengepferchten Leuten alte Spannungen auf und endeten in Prügeleien. Drei Mann wurden ausgepeitscht, und ein sonst zuverlässiger Bootsmannsmaat mußte in die Arrestzelle gesperrt werden, weil er sich geweigert hatte, zur Nachtwache aus seiner Hängematte zu kommen.
    Fünf Tage, nachdem sie den vermutlichen Treffpunkt erreicht hatten, sichteten die Ausguckposten die
Spartan,
die sich aus südwestlicher Richtung näherte. Für kurze Zeit kehrte etwas von der alten Erregung zurück. Männer kletterten in die Wanten und Masten und sahen zu, wie die
Spartan
wendete und sich in Lee der
Hyperion
legte.
    Midshipman Carlyon setzte sein Glas ab und blickte Bolitho an.
    »Sie hat nichts zu melden, Sir.« Er senkte den Blick, als ob
er
daran schuld sei. »
Spartan
bittet um Befehle.«
    Bolitho war sich bewußt, daß Inch und die anderen ihn beobachteten, obwohl sie, wenn er

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