Feind in Sicht
sich umdrehte, alle mit anderen Dingen beschäftigt schienen.
Langsam antwortete er: »Signalisieren Sie:
Spartan
soll Position in Luv von uns einnehmen, wie die
Dasher
.«
Er sah zu, wie die Fregatte abfiel und ihre Rahen herumschwangen, als Farquhar sich erst einmal von der
Hyperion
freisegelte. Die Bordwand der
Spartan
trug Streifen vom Salzwasser, und in ihrer Takelage waren mehrere Leute dabei, Schäden auszubessern, die sie von den ständigen Püffen des schlechten Wetters davongetragen hatte. Wie es auf der kleinen Korvette aussah, wagte Bolitho sich gar nicht vorzustellen. Trotzdem hatte die
Dasher
mit ihnen Schritt gehalten, hatte sich durch Stürme gekämpft und in Flauten mit ihnen gelitten, und zu jeder Morgenwache hatten ihre Marssegel herübergegrüßt.
Bolitho sagte: »Ich gehe nach achtern, Mr. Inch.«
Der Leutnant kam auf die Luvseite hinüber und fragte zögernd: »Werden Sie den Kommodore besuchen, Sir?« Er sah Bolithos Blick und fügte hinzu: »Noch ist Zeit, Sir. Wir können es gemeinsam ausbaden, wenn Sie wollen.«
Bolitho lächelte. »Es besteht kein Anlaß, diesen Augenblick beschleunigt herbeizuführen.« Er sah ihn ernst an. »Aber trotzdem vielen Dank. Die letzten Tage waren ziemlich hart für uns alle.«
Als er wegging, hörte er Inch sagen: »Diese verfluchten Froschfresser!«
Vor der Schlafkammer hielt Bolitho kurz an und machte erst dann die Tür auf. Pelham-Martin sah ihn einige Sekunden schweigend an. Dann fragte er: »Nun, geben Sie sich endlich geschlagen?« Bolitho klemmte seinen Hut fester unter den Arm. »Es ist nichts in Sicht, Sir. Das Rendezvous ist überfällig.«
Pelham-Martins Augen blitzten kurz auf. »Holen Sie mir meinen Schreibblock!« Er beobachtete Bolitho, der an das eingebaute Spind ging. »Ich werde Sie augenblicklich Ihres Amtes entheben. Sie haben meine Befehle nicht befolgt und haben Vorteil aus meiner Verwundung gezogen. In diesem Sinne werde ich meinen Bericht abfassen.«
Bolitho legte den Block auf die Koje und sah ihn unbewegt an. Seine Glieder fühlten sich so leicht, als ob er Opium genommen hätte; nichts schien ihn zu berühren, was hier vor sich ging.
Der Kommodore befahl: »Holen Sie einen Zeugen!«
In diesem Augenblick erschien Inch in der Tür und starrte sie neugierig an. Er sagte: »Der Ausguck im Vormars hat die
Hermes
gesichtet, Sir.«
Pelham-Martin rührte sich unter seiner Decke. »Gut, dann wird das Geschwader geschlossen nach England zurücksegeln.« Sein Blick konzentrierte sich auf Inch. »Sie werden dieses Dokument hier als Zeuge unterschreiben. Und wenn Sie sich entsprechend verhalten, werde ich Sie vor dem Kriegsgericht retten.«
Inch sagte heiser: »Nichts von dem, was geschah, geschah ohne meine Zustim….«
Bolitho unterbrach ihn scharf: »Bezeugen Sie lediglich dieses Dokument, Mr. Inch, und seien Sie kein Narr!«
»Recht so!« Pelham-Martin schien sich in seine Decke verwickelt zu haben. Er rief: »Munro, kommen Sie sofort!«
Der Sergeant betrat die Kammer und stellte sich ans Kopfende der Koje. »Richten Sie mich auf, verdammt noch mal!«
Als Munro ihn um die Schultern faßte, stieß Pelham-Martin einen so gräßlichen Schrei aus, daß er ihn aufs Kissen zurückfallen ließ.
Bolitho befahl kurz: »Bleiben Sie dort stehen!« Er zog die Decke zurück und starrte die Schulter an, die aus dem Verband herausragte. »Holen Sie sofort den Arzt!« Ihm wurde fast übel vor Entsetzen: Der Oberarm des Kommodore und der sichtbare Teil der Schulter leuchteten hellgelb wie eine reife Melone, und als er die Haut vorsichtig berührte, fühlte sie sich brennend heiß an.
Pelham-Martin blickte zu ihm auf. »Was ist? Um Gotteswillen, warum starren Sie mich so an?«
Inch murmelte: »Du lieber Himmel!«
»Die Wunde hat sich entzündet, Sir.«
»Sie lügen!« Der Kommodore versuchte, sich aufzurichten, fiel aber mit einem Schmerzenslaut zurück. »Sie sagen das nur, um Ihren Kopf zu retten!«
Trudgeon drängte sich an Inch vorbei und musterte schweigend die verfärbte Haut. Dann sagte er tonlos: »Der Splitter muß entfernt werden, Sir.« Er sah Bolitho zweifelnd an. »Selbst dann bin ich nicht sicher…«
Pelham-Martin schrie wild: »Rühren Sie mich nicht an! Ich befehle Ihnen, sich fernzuhalten!«
»Es hat doch keinen Sinn, Sir!« Bolitho sah ihn ernst an. »Sie dachten, ein so kleiner Splitter könne kein Unheil anrichten. Dennoch haben Sie sich daran infiziert.« Sein Blick fiel auf die leere Karaffe. »Oder Ihr Blut ist
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