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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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oben gerichteten Blick eines Schiffsjungen, daß sich der Kommodorestander im Masttopp genau im richtigen Moment entfaltete, und sagte förmlich: »Willkommen an Bord, Sir.«
    Pelham-Martin stülpte seinen Hut auf und musterte die angetretene Besatzung der
Hyperion.
Er schwitzte stark, und Bolitho glaubte, eine Brandyfahne wahrzunehmen. Was Cavendish dem Kommodore unter vier Augen auch gesagt haben mochte, zweifellos hatte es ihn veranlaßt, sich für das Übersetzen auf sein neues Flaggschiff gründlich zu stärken.
    Er sagte kurz angebunden: »Lassen Sie weitermachen, Bolitho.« Dann watschelte er, gefolgt von Petch, zum Niedergang des Achterdecks.
    Bolitho sah Inch an. »Bringen Sie das Schiff in Fahrt.« Er blickte zu dem Doppelstander hinauf. »Der Wind hat etwas rückgedreht, scheint mir. Setzen Sie Signal für die Fregatten
Spartan
und
Abdiel,
die befohlenen Positionen einzunehmen.« Er beobachtete Gascoigne, der auf seiner Tafel kritzelte, und die Flaggen, die zur Gaffel aufstiegen. Er bemerkte auch Pascoe neben Gascoigne, der aufmerksam den Kopf senkte, um alles mitzubekommen, was sein Vorgesetzter ihm erklärte. In diesem Augenblick sah der Junge auf, und über die Rücken der arbeitenden Seeleute hinweg und durch die zitternden Fallen begegneten sich ihre Blicke.
    Bolitho nickte mit einem knappen Lächeln. Als er wieder hinsah, war der Junge von der Achterwache verdeckt, die sich an die Besanbrassen drängte.
    Er sagte: »Kurs Westsüdwest, Mr. Gossett.«
    Später, als die
Hyperion
sich kräftig in den Wind legte und immer mehr Leinwand sich knatternd unter ihren rundgebraßten Rahen blähte, ging Bolitho auf die Hütte und spähte nach achtern. Die beiden anderen Zweidecker und die Fregatte des Admirals waren bereits im Dunst verschwunden, und von der französischen Küste war keine Spur mehr zu entdecken.
    Inch kam nach achtern und griff an seinen Hut. »Das wird eine lange Jagd, Sir.«
    Bolitho nickte. »Hoffen wir, daß sie auch erfolgreich wird.« Damit ging er nach Luv hinüber und gab sich wieder seinen Gedanken hin.

Ein Offizier des Königs
    Drei Wochen lang, nachdem die
Hyperion
und die beiden Fregatten das Geschwader verlassen hatten, liefen sie nach Südwesten; später, als der Wind launisch umsprang und sich zu voller Sturmstärke steigerte, wandte sie sich unter soviel Besegelung, wie die Siche rheit des Schiffes noch gerade erlaubte, nach Süden.
    Als sich der Januar dann seinem Ende näherte, nahmen sie den Nordostpassat auf und hatten damit die längste und letzte Teilstrekke ihrer Reise erreicht. Mit dreitausend Meilen Ozean vor sich, waren sie auf nichts als die eigenen bescheidenen Hilfsmittel und Vorräte angewiesen.
    Doch nach Bolithos Ansicht war das Wetter auf dem ersten Teil der Atlantiküberquerung ein willkommener Verbündeter gewesen. Kaum eine Stunde war vergangen, ohne daß die Besatzung alarmiert wurde, um Segel zu reffen oder zu trimmen; dadurch hatte sie wenig Zeit gefunden, über ihre unerwartete Einsamkeit oder die große Weite des Atlantik, die jeden Morgen ihre müden Augen begrüßte, zu brüten.
    Trotz der Mühsal und Entbehrungen war Bolitho zufrieden, wie sich die Leute entwickelten. Wenn er an der Achterdecksreling stand und die Matrosen beobachtete, die sich mit Scheuersteinen und Schwappern plagten, konstatierteer offenkundige Veränderungen. Verschwunden waren blasse Hautfarbe und verhärmte Gesichter. Die Körper waren nach wie vor mager, aber zäh als Ergebnis harter Arbeit und der Seeluft, und sie verrichteten ihre täglichen Aufgaben, ohne daß sie ständig bewacht oder angetrieben werden mußten. Selbstverständlich spielte das Wetter dabei eine wichtige Rolle. Alle Farben waren anders. Der Himmel leuchtete blau statt des trüben Graus, und die seltenen Wolken glitten duftig einem Horizont zu, der so hart und funkelnd wie eine Degenklinge schien. Die
Hyperion
nutzte den günstigen Passat zum größten Vorteil und hatte ihm ihre äußere Erscheinung angepaßt. Sie war jetzt mit hellen leichten Segeln getakelt anstelle der schweren Schlechtwetterleinwand und schien sich dem endlosen Panorama schimmernder Schaumkronen entgegenzuneigen, als ob es sie beglücke, die düstere Monotonie des Blockadedienstes hinter sich zu lassen.
    Bolitho hob das Teleskop und bewegte es langsam oberhalb der Netze, bis er die winzige Segelpyramide fand, weit voraus an Steuerbord: ein kleiner Fleck am Horizont, der zeigte, daß die Fregatte
Abdiel
sich in der richtigen Position

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