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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Verzögerung zu erreichen, war noch nicht einmal der Anfang. Es gab zahllose Inseln, manche nur den Piraten und Abtrünnigen jeder Art bekannt. Und Lequiller hatte bei seinen früheren Unternehmungen vermutlich viele davon kennengelernt: Verstecke für seine Schiffe, wo er Frischwasser übernehmen, wo er Informationen sammeln und Unrast säen konnte; immer standen ihm ausgedehnte Seegebiete zur Verfügung, um unverzüglich und unauffindbar zu verschwinden.
    In seinem Dilemma tat Pelham-Martin Bolitho beinahe leid. Vermutlich war Cavendish bereits getadelt worden, weil es ihm nicht gelungen war, die französischen Schiffe in ihren Häfen festzuhalten. Noch wahrscheinlicher war sogar, daß er Pelham-Martin als Sündenbock benutzen würde, falls noch einmal etwas schiefging.
    Andererseits räumten die klar formulierten Befehle dem Kommodore großen Spielraum ein. Und Bolitho wußte, wenn ihm die gleiche Chance geboten worden wäre, hätte er die Gelegenheit gierig wahrgenommen, Lequiller unter seinen Bedingungen zu stellen und zu schlagen.
    Es klopfte, und Inch trat, den Hut unter dem Arm, über die Schwelle.
    »Was gibt’s?« Noch eine Minute länger, und es wäre möglich gewesen, daß Pelham-Martin ihm mehr anvertraut hätte.
    Inch schluckte. »Bitte um Entschuldigung, daß ich störe, Sir.« Er sah Pelham-Martin an.
    Der Kommodore ließ sich in einen Sessel sinken und winkte ab.
    »Sprechen Sie bitte, Mr. Inch.« Er schien über die Unterbrechung beinahe erleichtert zu sein.
    Inch sagte: »Mr. Stepkyne wünscht eine Bestrafung zu verhängen, Sir. Aber die Umstände…« Er blickte auf seine Füße. »Es handelt sich um Mr. Pascoe, Sir.«
    Pelham-Martin antwortete milde: »Kaum eine Affäre für den Kommandanten, möchte ich meinen.«
    Bolitho wußte, daß hinter Inchs Worten viel mehr stand. »Schikken Sie Mr. Stepkyne bitte nach achtern.«
    Pelham-Martin murmelte: »Wenn Sie Ihr Urteil lieber woanders verkünden wollen, habe ich dafür gewiß Verständnis, Bolitho. Es ist immer mißlich, wenn man einen Verwandten an Bord hat. Da kommt man manchmal nicht umhin, voreingenommen zu sein, oder?«
    Bolitho sah auf ihn hinab, aber die Augen des Kommodore waren undurchsichtig und ohne Ausdruck.
    »Ich habe nichts zu verbergen. Vielen Dank, Sir,«
    Stepkyne kam in die Kajüte, das dunkle Gesicht sehr beherrscht. Inch sagte: »Es war wirklich nichts Besonderes, Sir.« Fest fügte er hinzu: »Beim Geschützexerzieren wurde einem Kanonier der Fuß gequetscht, als sie einen Zwölfpfünder ausrannten. Die Midshipmen wechselten sich als Geschützführer ab, und Mr. Pascoe weigerte sich, sein Geschütz auszurennen, solange der Mann von der Konkurrenz nicht ersetzt war. Er sagte, das wäre ein unfairer Vorteil, Sir.«
    Stepkyne hielt den Blick auf einen Punkt über Bolithos Schulter gerichtet. »Ich befahl ihm, mit dem Exerzieren fortzufahren, Sir. Beim Artillerieschießen ist kein Platz für so kindische Spielereien.« Er hob die Schultern, als sei die Angelegenheit zu trivial, um darüber zu reden. »Doch er war nicht bereit, meinen Befehl zu befolgen. Darum löste ich ihn ab.« Er preßte die Lippen zusammen. »Er muß bestraft werden, Sir.«
    Bolitho spürte, daß der Kommodore ihn beobachtete, fühlte sogar, wie amüsiert er war.
    »War das alles?«
    Stepkyne nickte. »Ja, Sir.«
    Inch trat einen Schritt vor. »Der Junge wurde provoziert, Sir. Ich bin überzeugt, er wollte nichts Unrechtes tun.«
    Stepkyne zuckte mit keiner Wimper. »Er ist kein Junge, Sir. Er gilt als Offizier, und ich dulde keine Unverschämtheiten, weder von ihm noch von jemand anderem, der im Rang unter mir steht.«
    Bolitho sah Inch an. »Hat Mr. Pascoe Ihrer Ansicht nach in irgendeiner Form Insubordination gezeigt?« Sein Ton wurde schärfer. »Die Wahrheit, Mr. Inch!«
    Inch machte ein unglückliches Gesicht. »Nun ja, Sir. Er nannte den Zweiten Offizier einen verdammten Lügner.«
    »Verstehe.« Bolitho verschränkte die Finger hinter dem Rücken.
    »Wer hat es außer Ihnen gehört?«
    Inch antwortete: »Mr. Gascoigne und Ihr Bootsführer, glaube ich, Sir.«
    Bolitho nickte kalt. »Sehr gut, Mr. Inch. Sie können eine Strafe verhängen.«
    Die Tür schloß sich hinter den beiden Offizieren, und Pelham Martin sagte vergnügt: »Nun, da drohte doch keine Meuterei, oder?
    Jedenfalls haben ein paar Schläge mit dem Rohrstock noch keinem geschadet. Ich möchte wetten, daß auch Sie in Ihrer Jugend die Bekanntschaft mit der Zuchtrute gemacht

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