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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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befand. Die andere Fregatte, die
Spartan,
stand zwanzig Meilen vor ihr und war völlig unsichtbar. Er schob das Glas zusammen und gab es dem Midshipman der Wache.
    In solchen Augenblicken fiel es ihm schwer zu glauben, daß er nicht allein das Kommando hatte. Pelham-Martin schien nur selten an Deck zu kommen. Er hielt auf Distanz und blieb die meiste Zeit unerreichbar in der Achterkajüte. Jeden Morgen gewährte er Bolitho eine kurze Audienz, hörte sich dessen Erläuterungen und Überlegungen an und beschränkte seine Äußerungen auf: »Das scheint ein recht guter Plan zu sein«, oder auf: »Wenn das Ihrer Ansicht nach das Beste ist, Bo litho?« Es war, als ob er sich selbst für die wirkliche Aufgabe aufsparte, die zu lösen noch bevorstand, und sich damit zufriedengab, den täglichen Kram dem Kommandanten zu überlassen.
    Bis zu einem gewissen Punkt kam das Bolitho gelegen, doch soweit es um die wahre Bedeutung und den Sinn von Pelham-Martins Befehlen ging, tappte er völlig im Dunkeln.
    Der Kommodore schien nicht bereit, der Betreuung der einzelnen Kapitäne mit bestimmten Aufgaben eine besondere Bedeutung beizumessen und überließ das völlig dem persönlichen Urteil Bolithos, obwohl der noch ein Neuling im Geschwader war. Bolitho dachte über die weit voraus segelnde
Spartan
nach und daß es Pelham-Martin beinahe zu überraschen schien, daß er den jungen Kommandanten der Fregatte schon kannte. Doch es war nur eine milde Überraschung, weiter nichts. Persönliche Beziehungen schien er auf Armeslänge von sich fernzuhalten, als ob sie überhaupt keine Bedeutung hätten.
    Bolitho begann langsam auf- und abzugehen, dachte über die vergangenen Jahre nach, an die vielen Gesichter und Erlebnisse während seiner Dienstzeit auf See. Da war der Kommandant der
Spartan.
Charles Farquhar war unter ihm Midshipman gewesen, und Bolitho war der erste gewesen, der seinen Wert erkannte und ihn zum diensttuenden Leutnant ernannte. Mit neunundzwanzig Jahren war er jetzt Kapitän, und bei seiner Abkunft aus einer adligen Familie und seinen weitreichenden Verbindungen in der Marine würde er seine Karriere wahrscheinlich als Admiral und sehr reicher Mann beenden. Merkwürdigerweise hatte Bolitho ihn nie so recht leiden können, hatte aber dessenungeachtet von Anfang an erkannt, daß Farquhar scharfsinnig und einfallsreich war, wenn ihm jetzt auch nachgesagt wurde, daß er bei der Führung seines Schiffes ein Tyrann sei.
    Doch die
Spartan
war jetzt das führende Schiff, und von dem raschen Urteil seines Kommandanten konnte Erfolg oder Fehlschlag dessen abhängen, was Pelham-Martin beabsichtigte.
    Als Bolitho Pelham-Martin gegenüber einmal erwähnt hatte, daß Farquhar sein Mitgefangener an Bord eines amerikanischen Kaperschiffs gewesen war, hatte der Kommodore lediglich gesagt: »Sehr interessant. Sie müssen es mir gelegentlich erzählen.« Und während Bolitho jetzt in Gedanken versunken hin- und herschritt, fragte er sich unwillkürlich, wie Pelham-Martin reagieren mochte, wenn er je entdeckte, daß der Mann, in dessen Gefangenschaft Bolitho geraten war, sein eigener Bruder gewesen war.
    Inch kam in seine Nähe und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    »Nun?« Bolitho wendete sich Inch abrupt zu und verdrängte das seltsame Verhalten seines Kommodore aus seinen Gedanken. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Geschützexerzieren, Sir?« fragte Inch. Er zog seine Uhr. »Ich hoffe, daß wir heute besser abschneiden.«
    Bolitho unterdrückte ein Lächeln. Inch war gegenwärtig so ernsthaft, hatte sich aber als Erster Offizier erheblich verbessert.
    »Sehr gut«, erwiderte Bolitho. »Es dauert immer noch zu lange, bis das Schiff gefechtsklar ist. Ich wünsche, daß es in zehn Minuten geschafft wird und keine Sekunde länger dauert. Es gibt auch zu viele Verzögerungen beim Laden und Ausrennen.«
    Inch nickte düster. »Ich weiß, Sir.«
    Bolitho drehte sich halb um, als aus den Wanten des Großmastes plötzlich Gelächter zu hören war. Er sah drei Midshipmen um die Wette zum Masttopp aufentern und erkannte in einem seinen Ne ffen. Merkwürdig, daß sie sich auf dem dichtbesetzten Schiff so selten begegneten, und es war kaum möglich, sich nach Pascoes Wohlergehen zu erkundigen, ohne den Anschein der Begünstigung oder, schlimmer noch, des Mißtrauens zu wecken.
    Er sagte kühl: »Sie kennen meinen Standard: Gefechtsklar in zehn Minuten oder schneller. Dann alle zwei Minuten drei Breitseiten.« Er blickte Inch ruhig an. »Ich

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