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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Geheimnis lange verborgen blieb, und im Unterdeck erfuhr man von einer Änderung der Pläne fast ebenso schnell wie in der Offiziersmesse.
    Wieder die Karibik, dachte er. Und alles nur wegen dieses blutrünstigen Froschfressers, der wehrlose Gefangene aufhängen ließ.
    Es bedeutete Sonne und Schweiß, brackiges Wasser und die ständige Bedrohung durch Krankheiten. Und es konnte noch sehr viel Schlimmeres bedeuten.
    Dann studierte er die Haltung von Bolithos Schultern und lächelte flüchtig. Wenigstens hatten sie ihren Kommandanten behalten. Und für Allday war das alles, worauf es wirklich ankam.
    Leutnant Inch saß unbeholfen auf der Stuhlkante, den Hut zwischen die Knie geklemmt, als er aufmerksam Bolithos Neuigkeiten zuhörte.
    Bolitho sagte: »Sie sehen also, es scheint, daß Sie Ihre Heirat noch eine Weile aufschieben müssen.«
    Inch nickte, das Gesicht zu einer aufmerksamen Maske verzogen, als ob er jedes Wort im Gedächtnis behalten wollte.
    »Sie können die Offiziere über das Ziel und die voraussichtlichen Absichten informieren, aber unseren Leuten will ich es selbst sagen, sobald ich die Zeit erübrigen kann.«
    Bolitho hörte laute Befehle und das Scharren von Füßen auf der Gangway und nahm an, daß der Rest von Pelham-Martins persönlichem Besitz an Bord gehievt wurde.
    Er fügte hinzu: »Der Kommodore ist an ein sauber gepflegtes Schiff gewöhnt, Mr. Inch. Mit Recht wird er auch die ihm zustehende Ehrenbezeigung erwarten.«
    Ruckartig fuhr Inch aus seinen Gedanken auf. »Ich habe Hauptmann Dawson unterrichtet, Sir. Die Wache und die Trommler sind bereits angetreten.«
    »Gut.« Bolitho sah sich in der Kajüte um. Er hatte seinen persönlichen Besitz bereits in den Kartenraum schaffen lassen, und nun würde Pelham-Martin in den Genuß dieses Quartiers kommen. Und auch den Ausblick durch die Heckfenster haben, dachte er bedauernd.
    »Sobald wir unterwegs sind«, fuhr er fort, »will ich den Zahlmeister sprechen. Eine vollständige und detaillierte Aufstellung über die Bestände an Frischwasser und Limonensaft ist erforderlich. Es kann Monate dauern, bis wir unsere Vorräte durch frische Lebensmittel und Obst ergänzen können, und mancher wird auch ohne Skorbut oder Schlimmeres schwer genug mitgenommen werden.«
    Inch stand auf, seine schlanke Gestalt paßte sich einer unerwarteten Schwankung des Schiffes mühelos an. »Tut mir leid, Sir, ich habe versäumt Sie zu unterrichten: Wir haben einen neuen Midshipman an Bord.«
    Bolitho, der in seinen sauber geschriebenen Befehlen geblättert hatte, hielt inne und blickte auf. »Ist er vom Himmel gefallen, Mr. Inch?«
    Der Erste Offizier errötete. »Nun, Sir, als Sie bei dem Admiral an Bord der Fregatte waren, war ich so beunruhigt, daß ich es völlig vergaß. Er wurde mit der Post und Sanitätsmaterial von der Fregatte geschickt und kommt direkt aus Plymouth; er war noch nie auf einem Schiff des Königs.«
    Bolitho lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. »Also ein Midshipman mehr, kann später sehr nützlich sein, ganz gleich, über welche Erfahrung er verfügt.«
    Vom Hauptdeck her war ein lautes Poltern zu hören, und die Luft dröhnte von Tomlins laut gebrüllten Verwünschungen.
    »Gut, Mr. Inch, schicken Sie mir den jungen Mann herein, und kümmern Sie sich dann um den Besitz des Kommodore.« Er lächelte schief. »Der Anfang könnte noch schlechter werden, wenn etwas beschädigt wird.«
    Er wendete sich wieder seinen Befehlen zu, dachte an das, was vor ihnen lag, und an die Bemerkungen, die Vizeadmiral Cavendish ihm gegenüber privat geäußert hatte. Neue Methoden und ein neuer Typ Marineoffizier. Es war merkwürdig, aber zutreffend, daß Männer wie Rodney und Howe, Namen, die früher in der ganzen Marine mit Respekt und Ehrfurcht ausgesprochen wurden, jetzt von jüngeren und ehrgeizigen Offizieren offen kritisiert wurden. Wie von dem jungen Kapitän Nelson, dem Bolitho vor über einem Jahr in Toulon begegnet war und durch dessen persönliche Initiative und Wagemut Bastia unmittelbar vor der Nase der französischen Armee erobert worden war. Im richtigen Alter und zur richtigen Zeit, hatte Cavendish gesagt. Bolitho schob die Schreibtischschublade zu und schloß sie ab. Wir werden sehen, dachte er.
    Es wurde zögernd an die Tür geklopft, und als Bolitho sich auf seinem Sessel umdrehte, sah er den neuen Midshipman unsicher auf der anderen Seite der Kajüte stehen.
    »Treten Sie näher, damit ich Sie sehen kann.« Bolitho hatte kaum die

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