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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gewesen wären, wenn Sie ihn gekannt hätten.« Er drehte sich zu dem Jungen um.
    »Und ich weiß, daß er auch auf Sie stolz gewesen wäre.«
    Pascoe ballte die Fäuste. »Man hat mir gesagt…« Seine Stimme schwankte. Er suchte nach Worten. »Man hat mir immer gesagt…« Er fand die Worte nicht.
    »Solange man klein ist, wird einem vieles erzählt. Wie Mr. Stepkyne gesagt hat, sind Sie jetzt Offizier und müssen lernen, mit der Wirklichkeit fertigzuwerden, in welcher Form sie sich auch zeigt.« Pascoes Stimme kam wie aus weiter Ferne. »Ein Verräter? Mein Vater war ein Verräter?«
    Bolitho sagte traurig: »Eines Tages werden Sie verstehen, genau wie ich gelernt habe, ihn zu verstehen. Ich werde Ihnen später mehr von ihm erzählen; vielleicht sind Sie dann nicht mehr ganz so verbittert.«
    Pascoe schüttelte so heftig den Kopf, daß ihm das Haar über die Augen fiel. »Nein, Sir. Weiter will ich nichts wissen. Ich will nie wieder von ihm hören.«
    Bolitho wandte sich ab. »Machen Sie weiter, Mr. Pascoe. Mein Kompliment an Mr. Roth, und er kann eine Stunde lang mit den Geschützen exerzieren.«
    Nachdem der Midshipman schnell die Kajüte verlassen hatte, starrte Bolitho auf die geschlossene Tür. Er hatte versagt. Im Lauf der Zeit konnte ein Teil des Schadens vielleicht repariert werden. Ärgerlich setzte er sich wieder. War das wirklich möglich? Unwahrscheinlich, und es wäre dumm, sich etwas vorzumachen. Doch als er an Stepkynes kaltherzige Anschuldigung und das gequälte Gesicht des Jungen dachte, wurde ihm bewußt, daß er etwas tun mußte.
    Als er an Deck ging, um das Geschützexerzieren zu beobachten, bemerkte er, daß Gascoigne neben Pascoe trat und ihm die Hand auf die Schulter legte. Doch der Junge schüttelte sie ab und wendete sich ab. Es hatte ihn noch tiefer getroffen, als Bolitho befürchtet hatte.
    Inch kam heran. »Es tut mir leid, Sir.« Er machte ein tief bedrücktes Gesicht.
    Bolitho wußte nicht, ob er von dem Jungen sprach oder von der für ihn neuen Entdeckung über Bolithos Bruder. Mit unbewegtem Gesicht erwiderte er: »Dann lassen Sie uns mit den Achterdecksgeschützen exerzieren, Mr. Inch. Sonst könnte uns allen noch sehr vieles leid tun.«
    Als das Schrillen der Pfeifen den Beginn des Exerzierens ankündigte, ging Bolitho nach Luv und blickte zum Wimpel auf. Wohin er auch ging, was er auch tat, immer schien die Erinnerung an seinen Bruder über ihm zu hängen. Und jetzt war auch ein anderer betroffen, einer, der noch weniger in der Lage war als er, mit Ereignissen fertig zu werden, die längst hätten vergessen sein sollen. Manche Kanoniere, die seinen Gesichtsausdruck bemerkten, bemühten sich, schneller zu sein als sonst. Und Inch, der mit den Händen auf dem Rücken dabeistand, wie er es oft an Bolitho gesehen hatte, beobachtete ihn ratlos. Mit seiner eigenen Unzulänglichkeit konnte er es jetzt aufnehmen, denn er kannte seine Mängel.
    Doch als er Bolithos finsteres Gesicht sah, war ihm unbehaglich, und vage Befürchtungen überkamen ihn.
    Vielleicht sollte man besser nicht die schützende Aura durchdringen, die einen Kommandanten umgab, dachte er. Ein Kommandant mußte den alltäglichen Umgang meiden, denn ohne Distanz hätte man einen gewöhnlichen Menschen in ihm sehen können.
    Bolithos Stimme schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. »Mr.
    Inch, wenn Sie jetzt soweit sind, dann treten Sie von den Geschü tzen zurück.«
    Inch fuhr auf und grinste mit einer gewissen Erleichterung. Das war der Bolitho, den er verstand, und er fühlte sich nicht mehr ganz so verletzlich.
    Vier Wochen später, als die
Hyperion
sich mühsam in einem leichten Nordost voranarbeitete, signalisierte die
Abdiel,
daß ihr Ausguck endlich die Insel St. Kruis gesichtet hatte. Bolitho nahm die Meldung mit gemischten Gefühlen entgegen. Es bot ihm nur geringen Trost, daß er nach mehreren tausend Meilen Ozean und ohne einem einzigen Schiff zu begegnen, eine perfekte Landung machen würde. Er wußte, daß sie ihr Ziel um Tage, sogar eine Woche früher hätten erreichen können, wenn nicht Pelham-Martins enervierende Unfähigkeit gewesen wäre, sich an einen festgelegten Plan zu halten, und seine offenkundig nicht vorhandene Bereitschaft, bereits beschlossene Entscheidungen auszuführen. Vor Trinidad zum Beispiel hatte die
Abdiel
einen einzelnen Segler am Horizont gesichtet, und nachdem an die
Spartan
Signal gegeben worden war, sich den anderen Schiffen anzuschließen, hatte Pelham-Martin eine Kursänderung

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