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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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weit her hörte er Pelham-Martin sagen: »Sehr gut. Dann seien Sie so freundlich und erläutern Sie ihn.« Als er sich in seinen Sessel sinken ließ, zitterten ihm die Hände stark, aber noch weniger zu übersehen war der Haß in seinen Augen.
    Bolitho erkannte diesen Ausdruck und ignorierte ihn. Er dachte an Winstanley unten im Orlop: mitten unter seinen Leuten war er den Todesqualen unter der Säge des Chirurgen ausgeliefert.

Ehrensache
    Die Leutnants und ranghöheren Deckoffiziere der
Hyperion
standen Schulter an Schulter um Bolithos Schreibtisch. Ihren Gesichtern konnte man die unterschiedliche Konzentration ansehen, mit der sie den Erläuterungen ihres Kommandanten anhand seiner Karte folgten und auf seine eindringliche Stimme lauschten.
    Die See hinter den Heckfenster lag völlig im Dunkeln, und während das Schiff noch vor Anker schwojte, war es an Deck und auf den Gangways bereits lebendig von scharrenden Füßen und dem Knarren der Taljen, als, begleitet von Befehlen und unterdrückten Flüchen, Boote zu Wasser gelassen wurden.
    Bolitho setzte sich auf die Fensterbank, damit er die Gesichter unter den Laternen sehen und beurteilen konnte, wieviel oder wie wenig sie von seinem Plan verstanden und akzeptierten.
    Als er ihn Pelham-Martin und den anderen Kommandanten erläutert hatte, war er überrascht gewesen, wie klar er seine Gedanken formulieren konnte. Vielleicht hatten sein Zorn und seine Verachtung, sicher aber seine Trauer um Winstanley seinen Verstand besonders scharf arbeiten lassen, so daß der Plan, vage und verschwommen zunächst, sich mit jedem seiner Worte entwickelt, mit jeder Sekunde an Deutlichkeit gewonnen hatte.
    Er sagte: »Wir nehmen vier Kutter, zwei der unseren, die beiden anderen kommen von der
Hermes.
Captain Fitzmaurice stellt das Gros des Landekommandos, da sein Schiff gegenwärtig am besten mit Leuten versehen ist. Die Einhaltung des Zeitplans und der Disziplin ist von überragender Bedeutung, meine Herren. Ich erwarte auch, daß jeder Mann und jedes Boot sorgfältig überprüft wird, ehe wir aufbrechen. Nur ausreichend Rindfleisch und Zwieback und sonst nichts. Frischwasservorrat für den gleichen Zeitraum, aber keine Reserve für Notfälle oder Verzögerungen.« Der Reihe nach blickte er in jedes Gesicht. »Es ist eine sehr schwere Aufgabe, und um sie mit einiger Aussicht auf Erfolg zu lösen, müssen wir uns so gering wie möglich belasten, gleichgültig, wie strapaziös es wird.«
    Hauptmann Dawson sagte rauh: »Mir wäre es lieber, Sie würden meine Marinesoldaten nehmen, Sir.«
    Bolitho lächelte. »Die werden ihre Chance später bekommen.« Er neigte den Kopf und lauschte, als zusätzliches Poltern und Rufe die Ankunft von Booten ankündigten. Der Rest des Landekommandos mußte schon eingetroffen sein.
    Schnell erklärte er: »Der Erste Offizier der
Hermes
wird mein Stellvertreter als Kommandeur. Das ist nur gerecht, da sein Schiff den Hauptteil der Gruppe stellt.« Er sah, daß Inch nickte und damit das Argument anerkannte, wenn er auch zweifellos wußte, daß seine eigenen Aussichten auf eine Beförderung oder einen plötzlichen Tod dementsprechend verringert wurden. Bolitho fügte hinzu: »Als weiterer Offizier geht Mr. Lang mit uns.«
    Lang war der Dritte Offizier und in dem Gefecht bei St. Kruis leicht verwundet worden. Seine Verletzung war inzwischen geheilt, aber anscheinend hatte sie seine Nerven sehr belastet, so daß jetzt auf seinem Gesicht fast ständig ein ratloses Stirnrunzeln stand.
    Er nickte eifrig. »Danke, Sir.«
    Stepkyne sagte abrupt: »Als Zweiter Offizier ist es aber mein Recht, mitzugehen, Sir.«
    Bolitho hatte diesen Protest erwartet und konnte Stepkyne keinen Vorwurf machen. Eine Beförderung war zu allen Zeiten nur schwer zu erlangen, und für einen Mann wie ihn war es doppelt schwierig. Er sagte: »Dieses Schiff ist unterbesetzt, Mr. Stepkyne. Sie sind sehr erfahren und können nicht entbehrt werden.«
    »Es ist mein Recht, Sir.« Stepkyne schien seine Umgebung vergessen zu haben.
    Bolitho verdrängte Stepkynes Privatproblem aus seinen Gedanken. »Hier steht mehr auf dem Spiel als Ihre Beförderung oder mein Begräbnis. Und ich möchte Sie darauf hinweisen, daß das, was Sie als Ihr Recht betrachten, in Wirklichkeit ein Privileg ist. Belassen wir es also dabei.«
    Die Kajütentür wurde geöffnet, und Captain Fitzmaurice trat, gefolgt von seinem Ersten Offizier, ins Licht der Lampen. Er hob die Hand. »Entschuldigen Sie die Störung, Bolitho. Ich

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