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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Würde mich jedenfalls nicht wundern. Wollen nur hoffen, daß die Toten der
Abdiel
es zufrieden sind.«
    Einem plötzlichen Impuls folgend, legte er seinen Säbel ab und reichte ihn Allday. »Wenn wir das nächstemal den Feind sichten, bringen Sie mir statt dessen besser eine weiße Fahne.«
    Dann drehte er sich auf der Stelle um und ging.
    Inch sah Allday an. »Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen.« Der Bootsführer drehte den Säbel in Händen und fing mit dem abgegriffenen Knauf das Sonnenlicht auf. »Bitte um Vergebung, Sir, aber es wird Zeit, daß endlich jemand wütend wird, wenn Sie mich fragen.«
    Dann drückte er den Säbel gegen die Brust und folgte seinem Kommandanten.
    Regungslos saß Bolitho in der Achterplicht der Barkasse, die schnell durch die kleinen Knüppelwellen fuhr, den Blick fest auf die vor Anker liegende
Indomitable
gerichtet. Nach dem Zusammenbruch von Pelham-Martins Angriff waren die Schiffe vier Stunden lang weiter nach Südwesten gelaufen, folgten der geschwungenen Küstenlinie in einem Tempo, das auf ein qualvolles Kriechen reduziert war, da die verkrüppelte
Indomitable
bemüht war, weiter die Führung zu behalten.
    An einer Stelle, wo sich das Land wieder einbuchtete und der Meeresboden guten Ankergrund bot, hatte der Kommodore seinen Rückzug angehalten. Jetzt lagen die Schiffe in einer langgezogenen, ungleichmäßigen Reihe mit dem Bug zum Land, das knapp zwei Meilen entfernt war.
    Bolitho hob den Blick, um die Beschädigungen der
Indomitable
zu schätzen, und wußte, daß seine Rudergasten ihn beobachteten. Von der zerschlagenen Bordwand des Zweideckers hob sich die Besatzung der Barkasse sauber und intakt ab, als sie auf ein scharfes Kommando hin die Riemen hoben und der Buggast an der Kette einhakte.
    Bolitho sagte: »Legen Sie ab und warten Sie auf meinen Ruf.« Er blickte nicht in Alldays besorgtes Gesicht, als er nach der Kette griff. Die Erbitterung war auch so schon groß genug, ohne daß seine Besatzung sich mit den Leuten der
Indomitable
unterhalten und noch mehr Klatsch heraufbeschwören konnte, der sie in hohem Maß demoralisieren mußte.
    An der Schanzpforte wurde er von einem Leutnant empfangen, der den Arm in der Schlinge trug. Er sagte: »Würden Sie bitte allein nach achtern gehen, Sir?« Er deutete mit dem Kopf auf die anderen Schiffe. »Captain Fitzmaurice und Captain Mulder werden auch jeden Augenblick an Bord kommen.«
    Bolitho nickte, antwortete aber nicht. Als er zum Achterdeck ging, nahm er den Gestank von verbranntem Holz und verkohlter Farbe, von heißgeschossenen Kanonen und den süßlichen, abstoßenden Geruch von Blut wahr.
    Seit sie Las Mercedes hinter sich gelassen hatten, war die Besatzung der
Indomitable
unermüdlich tätig gewesen, doch überall waren die Spuren des Kampfes und der nahen Katastrophe zu sehen. Mehrere Geschütze waren umgestürzt, und überall leuchtete Blut, als ob ein Wahnsinniger mit Pinsel und Farbe gehaust hätte; unter dem Stumpf des Fockmastes lagen die Toten wie Fleisch in einem Schlachthaus gestapelt, und als er oben auf der Hütte kurz innehielt, wurden weitere von unten heraufgeschafft und dem grausigen Bild hinzugefügt.
    Er stieß die Tür zur Kapitänskajüte auf. Inmitten von Seekarten stützte Pelham-Martin sich auf seinen Tisch und wurde dabei von einem Hauptmann der Marinesoldaten und einem Leutnant beobachtet, der nicht viel älter als neunzehn Jahre sein konnte.
    Der Kommodore blickte von den Karten auf. Seine Augen schimmerten im reflektierten Licht, das durch die zersplitterten Heckfenster fiel.
    Bolitho sagte tonlos: »Sie haben mich rufen lassen, Sir?«
    »Zu einer Konferenz.« Pelham-Martin sah sich in der verwüsteten Kajüte um. »Das ist eine böse Sache.«
    Irgendwo unter Deck schrie ein Mann auf. Der Laut brach so plötzlich ab, als ob eine Tür zugeschlagen worden wäre.
    Bolitho fragte: »Was beabsichtigen Sie zu tun?«
    Der Kommodore starrte ihn an. »Wenn die anderen da sind, werde ich…«
    Er drehte sich heftig um, als die Tür geöffnet wurde und ein Steuermannsmaat hereinblickte. »Verzeihung, Sir, aber der Kommandant fragt nach Ihnen.«
    Pelham-Martin schien es bewußt zu werden, daß Bolitho ihn beobachtete, und er sagte schwerfällig: »Winstanley wurde verwundet, als wir uns vom Feind lösten. Er liegt unten im Orlop.« Mit einer gequälten und verzweifelten Bewegung hob er die Schultern. »Ich fürchte, es ist aus mit ihm.« Dann deutete er auf die beiden Offiziere. »Vom Leutnant hier

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