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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Kopf zusammenzustürzen … Wie viel konnte man einer
einfachen Köhlersfrau zumuten? Ajina nahm sie in die Arme.
    Nicht alle Gardisten waren tot oder bewusstlos. Einige waren durch
eiserne Harnische geschützt, andere hatten sich geistesgegenwärtig unter ihre
Schilde geduckt. Jetzt schoben sie sich aus dem Geröll.
    Helion schlug sein Visier herunter und stakste über die Trümmer, um
dem Ersten das Schwert in den Hals zu rammen, bevor der seine Waffe unter dem
Schutt finden konnte. Baron Gonnar folgte dicht dahinter. Die Aussicht auf den
Kampf schien den Greis zu beleben, an seinen Schritten war nichts
Schwerfälliges und der wuchtige Rabenschnabel schien ihm leicht in den Händen
zu liegen. Mit einem weit ausholenden Hieb schlug er den fingerlangen Dorn
durch Helm und Schädel eines Gegners.
    Deria zitterte in Ajinas Armen. Die Adepta küsste die Wange der Frau
und wiegte sie, während vor ihnen die Geräusche des Kampfes erklangen. Stahl
prallte auf Schilde und Rüstungen, Männer schrien, Leben gurgelte aus einem
zerschnittenen Hals. Doch nicht die Krieger waren es, die diesen Kampf
entscheiden würden.
    Ein Schaudern durchlief Ajina. Sie wusste zu viel über die
mystischen Kräfte, um an seiner Ursache zu zweifeln. Die Initiationen durch
ihren Vater hatten nur ein schwaches Magiegespür in ihr geweckt, aber dieses
reichte aus, um die Richtung festzustellen, aus der die Kraft auf sie
einwirkte. Dort vorn im Dunkel hatte sich etwas aus den Trümmern erhoben. Nein,
nicht etwas. Jemand. Und deren Charisma brandete durch den Gang wie eine
Feuerwalze.
    Deria war dieser Ausstrahlung hilflos ausgesetzt. Der Atem wich aus
ihrem weit aufgerissenen Mund, mit einem stummen Schrei machte sie sich los und
kniete nieder, die Stirn so heftig auf den Boden schlagend, dass Ajina froh
war, dass sie einen Helm trug.
    »Ich muss sie sehen«, sagte Vater. Er hatte die Laterne aufgenommen
und stand jetzt neben Ajina. »Ihr in die Augen blicken.« Er wirkte entrückt,
als er sich auf den Weg über das Geröll machte. Beinahe wie ein Pilger, der
einer Begegnung mit seiner Göttin entgegenstrebte.
    Helion schien durch die jetzt flammend rot strahlende
Silberpanzerung geschützt, sicher auch durch die Meditationen, denen er sich
den ganzen Tag lang gewidmet hatte. Dadurch waren seine Emotionen eingedämmt,
und ohne Emotionen konnte die Osadra seine Essenz nicht rufen. Ajina hörte die
Geräusche seiner Rüstung und seines Schwertes, wie er unermüdlich auf die
Gegner einhackte. Sehen konnte sie von ihm durch den sich allmählich legenden
Staub nur das rote Leuchten des Mondsilbers.
    Dafür erreichte die Helligkeit von Vaters Laterne Gonnar. Der
Burgherr war sichtlich gebannt. Er hatte sich auf die Knie niedergelassen. Zwar
konnte er sich soweit beherrschen, dass er die Stirn nicht auf den Boden
drückte, wie Deria es tat, aber das half ihm nichts. Der Gardist vor ihm
erfüllte seine Pflicht gegenüber seiner Meisterin, indem er wild mit dem
Kurzschwert auf Gonnars Schuppenpanzer einstach. Nach der dritten vergeblichen
Attacke erkannte er, dass das Gesicht unter dem visierlosen Helm ein besseres
Ziel war. Schreiend kippte Gonnar nach hinten.
    Ajina eilte zu ihm. Als sie ihn erreichte, war der Gardist
zurückgewichen. Er wollte seine Herrin schützen, nicht Ruhm im Kampf erringen.
Vielleicht hatte Lisanne auch die Kontrolle über seinen Verstand übernommen und
beorderte ihn zu sich, als sei er eine willenlose Handpuppe. Sein glasiger
Blick zeugte keineswegs von einem wachen Verstand.
    Ihr Vater ging noch immer wie ein Schlafwandler, trotz des unebenen
Untergrunds.
    Ajina war vieles gewohnt, aber als sie Gonnars Gesicht sah, musste
sie sich zwingen, nicht wegzusehen. Der Schwertstich war neben dem Nasenschutz
in das rechte Auge gedrungen, hatte den Schädel zerbrochen und ihn bis zum
Oberkiefer gespalten, obwohl die Lippe noch zusammenhielt. Gonnar lebte. Er
lachte sogar. »Guardaja und ich«, seine Worte waren kaum zu verstehen, »wir
sterben zusammen.«
    Ajina betete um den Segen der Mondmutter, damit sie wenigstens die
Schmerzen des Greises linderte. Auf mehr war nicht zu hoffen. Aber selbst diese
Gunst war hier unmöglich zu erflehen, zu nah war die Finsternis, die Lisanne
ausstrahlte.
    Als wolle sie dieser Überlegung spotten, schuf die Schattenherzogin
ein blaues Leuchten um sich. Darin war sie deutlich zu erkennen. Ihr Kleid
hatte gelitten, einige Spitzen waren von der elfenbeinernen Krone gebrochen,
aber ihren makellosen Körper

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