Feind
erinnerte sie, als sie
mit ihrem Werk fertig war.
Unter ihrem anerkennenden Blick war die Peinlichkeit über seine Nacktheit
einem gewissen Stolz gewichen. So folgte er dem Tempeldiener, der sein
Mondsilber trug, mit breiter Brust und selbstbewussten Schrittes. Da diese
Räume den Gläubigen nicht zugänglich waren, hatte er auch während seiner
wenigen früheren Besuche im Tempel der Mondmutter noch keine der mit dunklen
Vorhängen abgetrennten Schmiedezellen zu Gesicht bekommen.
Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Esse, Amboss und Hammer
vielleicht, und einen kräftigen Schmied. Stattdessen war der Raum mit
nachtblauem Stoff verkleidet, durch den sich Silberfäden wie Spinnweben zogen.
Die Glut schien von der Decke herab, wo Licht durch rotes Glas flackerte, das
wie ein übergroßer Edelstein in eckige Flächen geschnitten war. Statt eines
Schmieds stand ihm eine Priesterin gegenüber, eine alte Frau, deren Lächeln
ihren Falten das Traurige nahm. »Ihr seid jetzt ein Paladin«, sagte sie zur
Begrüßung.
Der Diener stellte das Gefäß auf einen niedrigen Tisch, der
ebenfalls von dem dunklen Stoff bedeckt war, und entfernte sich wieder. Helions
Blut hatte sich nicht vollständig mit dem Metall vermischt, einzelne rote
Linien zogen sich noch hindurch.
»Das Mondsilber erwartet Euch«, erklärte die Alte, »aber vor dem
Silber kommt das Eisen.« Sie zeigte neben sich, wo eine grau schimmernde Rüstung
stand. Davor lagen wattierte Untergewänder bereit. Ein Schild lehnte an der
Wand.
»Lasst Euch Zeit. Dies ist eine heilige Nacht, da hat Eile keinen
Platz.«
Helion spürte die Unruhe der vergangenen Stunden von sich abfallen.
Er war jetzt viel ruhiger, als es ihm während des Gebets gelungen war. Möglich,
dass er morgen wieder über den Zustand des Ordens betrübt wäre, aber für den
Moment hatte er seinen Frieden mit allem gemacht.
Er legte den Schurz an, die Beinlinge, die Socken, zum Abschluss das
langärmelige, gefütterte Hemd.
»Es schmerzt nicht«, erklärte die Alte, als er die Rüstung ansah.
»Aber Ihr wirkt ohnehin nicht, als vermöchten Schmerzen Euch zu schrecken.«
Die Rüstung war voller Einbuchtungen, verschnörkelte Rillen zogen
sich vor allem über die Brustpartie. Ihre Schatten gaben dem Panzer einen Hauch
von Düsternis.
»Ich helfe Euch«, sagte die Alte und nahm den Schutz für das Gemächt
aus der Halterung, das erste Teil, das es anzulegen galt.
Helion ließ ihn sich anreichen und befestigte ihn. Er war viel zu
groß. Dann ist es wahr.
»Ja, es ist wahr«, bestätigte die Priesterin, als hätte sie seine
Gedanken gehört. »Wir sind im Tempel der Mondmutter, und diese Dinge wurden
seit Monaten vorbereitet. Die Göttin will jene schützen, die für sie streiten.
Ihr werdet Zeuge eines Wunders werden. So ist es immer.«
Die Aufregung kehrte zurück. Helion konnte kaum abwarten, bis
endlich alle Teile angelegt waren. Dann aber zögerte er. Es kostete ihn
Überwindung, den Schild zu nehmen, und als die Priesterin das blanke, wenn auch
stumpfe Schwert aus einer verborgenen Nische hervorholte, verspürte er so etwas
wie Scheu. Er hoffte, dass es ihm nicht anzumerken war. Rasch fasste er den ihm
dargebotenen Griff.
»Taucht die Spitze hinein. Alles andere wird sich von allein fügen.«
Es war beinahe, als sähe er sich selbst dabei zu, wie er vor das
Gefäß mit dem noch immer flüssigen Mondsilber trat. Inzwischen, da es von der
Kohlenglut genommen war, wurde es von der Lebenskraft seines Blutes an der
Erstarrung gehindert. Dieses Blut würde ihn auch vor den Kräften der
Schattenherren schützen. Es würde dem silbernen Metall seine rote Farbe geben,
wenn Unheiliges darauf träfe, und der Macht der Schatten die Kraft der Göttin
entgegenstellen.
Noch war die Rüstung unförmig und jeder Schritt umständlich. Die
Teile passten nicht richtig zusammen, was die gegenseitige Stützwirkung der
Komponenten erheblich verminderte. Aber er wusste, dass sich das jetzt ändern
würde.
Einmal atmete er noch durch, dann tauchte er das Eisenschwert in das
Mondsilber.
Sein darin enthaltenes Blut spürte ihn. Es trieb das heilige Metall
an der Klinge hinauf, die es lückenlos überzog, um dann über seine gepanzerte
Faust aufwärtszufließen. Entgegen der Schwerkraft folgte es dem Ruf seines
Paladins und legte sich in die Vertiefungen der Rüstung, die in vielen Nächten
mit heiligen Ölen ausgestrichen worden waren. Vielleicht hatte Ajina diese
Pflichten erfüllt. Helion lächelte bei dem
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