Feindberührung - Kriminalroman

ihr Ohr.
    » Pass auf, Süße. Du klopfst und sagst was Nettes, dann zieh ich dich nach hinten, und du tätest sehr gut daran, schleunigst wieder nach unten zu gehen, aber schön leise. Ist das klar?«
    Ivanka nickte. Dann schob er sie weiter.
    Sie hörte hinter sich nur leise Tritte, kein Atmen, hier und da raschelte Stoff.
    Sie konnte gar nichts machen.
    Also klopfte sie an die Tür.
    » Was ist?«, hörte sie Mike von drinnen.
    Ach Gott, Mike. Jetzt, wo alles so schön mit ihm war.
    So eine Scheiße.
    Kaum hatte Mike die Klinke runtergedrückt, flog ihm die Tür einfach ins Gesicht. Er taumelte nach hinten, das tat höllisch weh. Noch ehe er begriff, was da vor sich ging, war ein Typ neben ihm, trat ihm in die Knie und haute ihm eine Eisenfaust vor die Brust. Mike ging zu Boden, im Fallen sah er noch mehr Typen in sein Büro kommen, alle mit Masken und MPs. Scheißbullen, dachte Mike, aber er wurde im nächsten Augenblick auf andere Gedanken gebracht.
    Der Typ, der auf ihm saß, holte nämlich aus und drosch ihm ein paarmal hintereinander die Faust mitten ins Gesicht. Blut spritzte aus Mikes ohnehin lädierter Nase. Er versuchte, die Arme vors Gesicht zu kriegen, aber der Typ fing sie ein und klemmte sie sich einfach unter die Knie. Dann hob er beide Fäuste und ließ einen Hagel von seitlichen Kopfhaken auf Mike niedergehen. Das konnten keine Bullen sein. Fuck. Wer waren die? Ihm wurde schwarz vor Augen. Das war okay, er würde jetzt einfach ohnmächtig werden und nichts mehr mitkriegen. Er hörte von Ferne eine Frau schreien wie am Spieß. Was kreischte die da?
    Es war sein Name, sie kreischte » Maik! Maik! Maik!«
    Wie süß.
    » Ist gut, der ist k.o.«
    Der Anführer der Gruppe legte dem Kerl auf Mikes Brust die Hand auf die Schulter. Der ließ von Perschel ab, dessen blutiger Kopf einfach auf die Seite rutschte.
    » Mann, jetzt hör endlich auf, du blöde Kuh!«
    Der Letzte in der Reihe hatte die nackte Ivanka in hartem Griff und hielt ihr den Mund zu. Sie strampelte und trat nach seinen Füßen.
    Einer trat auf sie zu, sagte » Sorry«, der Typ, der sie festhielt, nahm die Hand von ihrem Mund, und der andere verabreichte ihr vier trockene Ohrfeigen. Dabei sah er sie mit starren Augen an. Ivanka hörte auf zu schreien und stellte auch das Treten ein.
    » Bist du jetzt still?« Der Ohrfeigentyp hob noch nicht mal die Stimme.
    Ivanka nickte, Tränen stiegen ihr hoch, sie konnte gar nichts dagegen machen.
    » Gut.« Er nickte dem Festhalter zu, und der ließ langsam los.
    Ivanka sah Mike regungslos in seinem Blut liegen. Sie setzte sich einfach auf die Treppe und fing an zu wimmern.
    » Schafft ihr die Alte da weg, sonst kommen wir mit dem Wichser nicht durch?«
    Die wollten Mike mitnehmen.
    Ivanka schrie auf und hängte sich dem Typen neben ihr ans Bein, zerrte daran, wollte ihn die Treppe runterwerfen.
    » Nein! Nein! Neinneinnein!!!«
    Der Kerl schüttelte sie einfach ab, sie hatte keine Kraft mehr. Dann bückte er sich, griff ihren Arm, hob sie ein Stück hoch, fasste dann unter ihren Arsch und warf sie sich über die Schulter, als wäre sie ein sehr leichter Kartoffelsack. Er trug sie runter in die Bar, ungestört von ihren Versuchen, ihn mit der freien Hand und dem freien Bein zu schlagen oder zu treten. Die anderen Typen lachten.
    Unten ließ er sie auf der Bühne ab, trat schnell einen Schritt zurück und hob warnend einen Zeigefinger.
    » Jetzt bleib schön ruhig. Sonst rappelt’s.«
    Ivanka schloss ihre Arme um sich und nickte mit leerem Gesicht.
    » Dann ist ja gut.«
    Sie hörte von draußen Kommandos, angestrengte Erwiderungen, Tritte vieler Füße. Sie trugen Mike wohl hinten raus.
    Wohin? Wohin brachten sie ihn?
    Der kräftige Anführer mit den eiskalten Augen kam in die Bar.
    » Abmarsch, Jungs.«
    In wenigen Augenblicken waren sie alle verschwunden.
    Pam war die Erste, die aufstand. Mit verheultem Gesicht ging sie zum Tresen und griff sich eine Wodkaflasche.
    Mike war entführt worden, und die blöde Fotze soff hier. Soff Mikes Wodka, während Mike irgendwo von irgendwelchen Typen umgebracht wurde.
    O nein, nicht das. Das durfte sie nicht denken. Aber jetzt sah sie ihn wieder am Boden liegen, sein blutiges Gesicht. Und sah, wie der Wodka in die Scheißkuh hineinlief, die Mike verraten hatte.
    Ivanka atmete tief und schnell, stand auf, ging durch die sich aufrappelnden Feiglinge zum Tresen, griff in Pams tote schwarze Haare, nahm ihr die Scheißwodkaflasche ab und schlug sie ihr einfach an den