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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ersten Blick?«
    » Phhff… nee. Ist ein heilloses Chaos da oben. Ich könnte aber jetzt nicht sagen, dass jemand die Bude durchwühlt hat oder ob das einfach immer so aussah. Wirklich schlimm.«
    Das mochte Grewe so an Wolf. Er war ein harter Hund, aber er ließ die Dinge immer noch an sich ran. Gute Polizisten blieben verletzbar. Man musste in diesem Beruf so viel Unverständliches verstehen, immer wieder. Sarkasmus war okay, aber Zynismus machte stumpf.
    » Hat der Nachbar etwas Brauchbares ausgesagt?«
    » Nicht wirklich. Das nächtliche Geschrei kann er zeitlich nur sehr ungefähr einordnen, weil es ihn aus dem Schlaf gerissen hat. Er ist gegen halb zwölf zu Bett und um halb acht aufgestanden, sagt er. Das Blut hat er dann gesehen, als er heute Morgen runter wollte zum Zigarettenautomaten, Frühstück holen.«
    » Wo ist denn die Wohnung?« Grewe ließ seinen Blick über die Hausfassade schweifen. » Halt, sag nichts. Da ist ja Gerd.« Gerd Drossel war der Chef der Tatortbereitschaft, ein drahtiger Typ mit Schnurrbart und wasserblauen Augen. Er winkte aus einem Fenster im zweiten Stock.
    » Viel Spaß, Grewe. Brauchste uns noch hier?«
    Grewe überlegte kurz. Wolf hatte Gerd sicherlich einen detaillierten Bericht gegeben. Sich dessen durch Nachfragen zu versichern, wäre beleidigend gewesen.
    » Nein, Wolf. Macht ihr mal zehn Uhr, ich melde mich dann später wegen Protokoll. Danke euch.«
    » Zehn Uhr machen « war der feststehende Begriff für die Frühstückspause der uniformierten Beamten, der Fahnder und des Dauerdienstes. Weil sie Pause machen mussten, wann es eben ging, und nicht, wie alle anderen Beamten um zehn Uhr.
    » Wir danken, Grewe. In die › Acht ‹ , Bernie?«
    » Jep. › Acht ‹ is recht.«
    Die » Acht « war eine Gaststätte nahe bei der Direktion. Sie war nicht schön, aber gemütlich und irgendwie aus der Zeit gefallen. In ihr verkehrten fast ausschließlich Polizisten, und der Besitzer hatte vor ein paar Jahren die schwarze Billardkugel als ursprünglich namengebendes Symbol von der Fassade entfernt und durch ein Paar Neonröhrenhandschellen ersetzt.
    Grewe stieg aus, und Wolf startete den Streifenwagen.
    Die Kälte schien den dünnen Schweißfilm, der durch die Wagenheizung auf Grewes Gesicht entstanden war, sofort zu gefrieren.
    Im Hochhaus fiel Grewe der, im Vergleich zu dem alten Mehrfamilienhaus, in dem er selbst lebte, völlig andere Geruch auf. Genauer gesagt, die fehlenden Gerüche. Es roch nicht nach Putzmitteln, weil hier nur einmal im Monat ein Putzdienst kam, und nicht nach Essen, weil hier keiner kochte, außer Ausländern, aber wahrscheinlich gab es davon in der Vierzehn zu wenige. Die Farbe roch nicht, weil sie schon zu lange auf den Wänden war, und nach Menschen roch es auch nicht, weil die meisten kaum ihre Löcher verließen. Die Kinder waren am Vormittag in der Schule oder in der Kita, wenn sie nicht schon damit beschäftigt waren, so zu tun, als ob sie dort wären. Und wo die Herdprämie das Haushaltseinkommen stärkte, konnten die nicht schulpflichtigen Kinder die Freizeit vor der Breitbildglotze genießen, während die Eltern die Bude zuqualmten. Zigarettenrauch war auch der einzige Geruch, der Grewe in die Nase stieg.
    Der Lift war gerade im sechsten Stock, wie die erstaunlicherweise nicht demolierte Anzeige verriet, und Grewe beschloss, zu Fuß zu gehen. Das Treppenhaus verlief um den Aufzugschacht herum, und die Wohnungstüren gingen in jedem Stockwerk von einer Galerie nach außen hin ab. Im zweiten standen drei Türen offen. Eine war mit Flatterband symbolisch gesperrt, und Grewe sah einen Kollegen von Gerd im weißen Overall an der Tür fuhrwerken. In den beiden anderen Türen standen eine junge dicke und eine ältere dünne Frau und rauchten. Ihr Blick erwartete keine Sensationen, sie standen hier, weil sonst nichts los war und Abwechslung ja nie schadete. Grewe musste an beiden Frauen vorbei, um zum Tatort zu gelangen. Fundort, dachte er, nicht Tatort, sonst wird Gerd sauer. Er wird erst herausfinden, ob der Fundort auch der Tatort ist. Grewe musste leise lachen. Gerd Drossel war ein Ass in seinem Job, und das lag durchaus an seiner fanatischen Genauigkeit.
    » Guten Tag, Grewe ist mein Name.« Er war bei der jungen Frau stehen geblieben und fischte seinen Dienstausweis aus der Innentasche des Jacketts. Sie schaute darauf, dann in sein Gesicht, dann wieder auf den Ausweis.
    » Ich weiß, das Bild ist ziemlich alt. Ich müsste schon längst mal einen

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