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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verwickelte Bein des Overalls trat. Auf dem Weg zu Boden presste er das Kinn auf die Brust, und kurz vor dem Aufschlag schoss ihm die Frage durch den Kopf, warum er den Overall nicht einfach losgelassen hatte, um sich abzufangen.
    Das war einfach nicht sein Tag heute.

4
    T herese überquerte gut gelaunt den Garnisonsplatz. So sollte jede Woche anfangen. Obwohl der Himmel dunkelgrau war, erschien ihr der Platz im nachlassenden Schneetreiben wie sonnenbeschienen. Heute früh war sie mühsam über den graubraunen Matsch am Bordsteinrand gestiegen und hatte sich nach dem noch fernen Sommer gesehnt. Jetzt, nach dem Treffen mit Blum, fand Therese, dass die Flocken tanzten und es wenig Schöneres gab, als mit diesem gewissen Kribbeln unter dem Herzen zu zweit aus dem großen Fenster des » Fleur « auf den winterlichen Platz zu schauen. Und Blum hatte es eindeutig genauso genossen, mit ihr da zu sitzen, er hatte richtig Farbe gekriegt während der halben Stunde. Blum errötend, wer hätte das gedacht.
    Therese klingelte an der Wache, grinste völlig übertrieben in die Überwachungskamera, und der Kollege quittierte prompt mit der Ansage: » Wenn du nicht sofort dienstlich guckst, lass ich dich nicht rein.«
    Therese stieß die Tür nach dem Summen des Öffners mit Schwung auf, passierte winkend und mit herausgestreckter Zunge den Glaskasten und spurtete zum Fahrstuhl, dessen Tür im Begriff war, sich zu schließen.
    » Mahlzeit, Frau Svoboda.«
    » Mahlzeit, Herr Kertsch.«
    Kriminaloberrat Kertsch war Leiter der Kriminalinspektion, bestehend aus den Kommissariaten 11 bis 16 , die Mord und Totschlag, gefährliche Köperverletzungen mit und ohne Todesfolge, Sexualverbrechen, Entführungen, Geiselnahmen, schweren Raub, Drogen und deliktübergreifende und organisierte Kriminalität bearbeiteten. Dazu der Kriminaldauerdienst mit Drossels Tatortbereitschaft und ein MEK.
    » Mit Blum alles gut gelaufen?«
    » Aber sicher. Er ist froh, die Akte Niggemeyer schließen zu können.«
    » Wir sind alle froh, wenn solch eine Straftat gar nicht stattgefunden hat, nicht wahr?«
    » Ja. Keine Frage.« Die Aufzugtür öffnete sich, sie traten beide auf den Flur.
    » Wir waren dann noch kurz im › Fleur ‹ .« Therese hätte den Satz am liebsten wieder hinuntergeschluckt.
    » Hat Blum gezahlt?« Kertsch lächelte sie an.
    » Jeder für sich. Darauf habe ich bestanden.« Mein Gott, als wäre Kertsch ihr Vater …
    » Wenn Blum Japaner wäre, müsste er jetzt Seppuku begehen, das ist Ihnen doch klar, Frau Svoboda?« Kertsch schaute ihr direkt in die Augen.
    » W… wie meinen Sie das?«
    » Er schuldet Ihnen mehr als Kaffee und Hörnchen. So eine Anklage will man nicht unberechtigt erhoben haben, und es ist in hohem Maße Ihr Verdienst, dass es nicht dazu kam.«
    » Ach, das hätte sonst Grewe oder ein anderer Kollege gefunden.«
    Kertsch schnaufte, guckte für einen Augenblick über Thereses Schulter ins Leere. Dann berührte er sie ganz flüchtig am Arm und fasste ihren Blick wieder fest.
    » Frau Svoboda, ich weiß, dass Sie das Tiefstapeln bei Grewe gelernt haben und es Ihrem Charakter entspricht. Aber, das möchte ich Ihnen hier mal ganz offen sagen: eine Frau, die Führungsaufgaben übernehmen will, kann sich das nicht leisten. Das ist hier immer noch ein Machoverein, und Sie sind nicht auf der Männertoilette dabei und auch nicht in der Kneipe, jedenfalls nicht in der letzten Nacht.«
    Therese war völlig überrascht von dieser Attacke.
    » Und erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie keinen Ehrgeiz haben oder zufrieden damit sind, wie die Dinge laufen. Sie sind ein außerordentlich fähiger Polizist, ich sage bewusst nicht Polizistin. Ich will Sie vorne sehen!«
    Therese stand buchstäblich der Mund offen.
    » Das wollte ich schon lange mal … Na ja.« Kertsch fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Therese fasste sich nach ein paar Augenblicken.
    » Ich danke Ihnen, Herr Kertsch. Ich werde darüber nachdenken, versprochen. Nur zwei Dinge jetzt schon: Die Männertoilette auf diesem Flur ist Gott sei Dank ein einigermaßen testosteronfreier Ort, was sicher auch mit Grewes Tiefstapelei zu tun hat. Und zweitens bin ich tatsächlich recht zufrieden damit, wie die Dinge laufen. Vor allem, weil es hier außer Grewe auch Sie gibt. Sie sind ein wirklich außerordentlich guter Chef. Das wollte ich auch schon lange mal sagen.«
    Kertsch schluckte kurz, dann öffnete er die Tür, die von der Aufzugecke in den Flur des K 11 führte, und hielt

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