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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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war doch tatsächlich eingenickt, das Gesicht eines jungen Mannes in Krankenhauskluft war ganz nah vor seinem.
    » Ja, Entschuldigung.«
    » Kein Problem, Sie leben noch, das ist die Hauptsache.« Der Pfleger lachte freundlich und müde. » Sie können in Raum zwei.«
    » Danke.« Grewe stemmte sich aus dem Sitz und streckte den Rücken durch.
    Sein Blick fiel auf das Ende des Flurs, wo man die Station betrat. Von dort näherte sich die vertraute Silhouette Therese Svobodas. Grewe winkte, und Therese fiel in leichten Trab.
    » Bist du schon fertig?«, fragte sie ihn, als sie ankam.
    » Nein. Geht jetzt erst los. Das ist noch der Druckverband von Lyske. Die nähen das jetzt wohl.«
    » Steht dir eigentlich gut. Na, dann warte ich hier auf dich. Ich habe Daten von Angehörigen des Toten Sinzler Höhe bekommen und dachte, vielleicht fahren wir beide dort vorbei? Estanza macht den Tatort und schwitzt ganz schön, aber ich finde, er muss das jetzt mal alleine durchziehen. Was denkst du?«
    » Ja, unbedingt. Er ist dran. Außerdem ist Drossel ja da. Was für Angehörige sind das?«
    » Die Ehefrau, getrennt lebend mit dem gemeinsamen Sohn. Seine Eltern sind tot, keine Geschwister. Soll ich ein Krisenteam anfordern?«
    Grewe überlegte.
    » Wie alt ist das Kind?«
    Therese zuckte mit den Schultern.
    » Keine Ahnung.«
    » Wir haben dich. Du kannst so was gut. Also von mir aus müssen wir niemanden dazu nehmen.« Grewe sah sie um Einverständnis bittend an.
    » In Ordnung. Dann schaue ich jetzt endlich mal wieder in die bunten Blätter, während du dir den schlauen Kopf zusammentackern lässt.«
    Knapp dreißig Minuten später waren Grewe und Therese in einem behäbigen Dienst-Renault auf dem Weg zu Rems’ Witwe.
    » Wissen wir eigentlich mittlerweile irgendwas?« Grewe hielt krampfhaft die frisch genähte Wunde von der Kopfstütze weg. Der Arzt hatte zwar gesagt, es sei kein Problem, er würde ja schließlich auch irgendwann heute schlafen gehen, aber Grewe war die Berührung noch unangenehm, er musste sich erst daran gewöhnen.
    » Nein, gar nichts. Außer dem Namen und der Adresse der Ehefrau, Samantha Rems, und des Kindes, Kevin.« Therese trat das Gaspedal der Polizeischüssel hektisch durch, um die Spur zu wechseln.
    » Tut mir leid, dass dein Wagen noch da oben steht.« Grewe war ehrlich zerknirscht. Therese musste lachen.
    » Ist ja bestens bewacht von zwei Bereitschaftszügen und Sheriff Constanza. Außerdem hätte es mir gar nicht gefallen, wenn du mir die cremefarbenen Ledersitze vollblutest.«
    Grewe war hundemüde, es schien ihm, als griffe die Lokalanästhesie auf seinen ganzen Körper über und ließe ihn Stück für Stück ertauben, zu Stein werden, wie den treuen Johannes im Märchen. Sein Kopf schmerzte dumpf. Eine Gehirnerschütterung hatte der Arzt ausgeschlossen, aber dringend Bettruhe bis morgen empfohlen. Gleichzeitig ließ er durchblicken, dass er wusste, Grewe würde sich nicht daran halten.
    Der Schnee fiel wieder dichter, und die Heizung blies dröhnend Luft ins Wageninnere, die nach überhitzten Drahtspiralen roch und ein wenig in der Nase brannte. Diese trüben, grauen Wintertage waren für Grewe schon immer die eigentlich natürliche Umgebung des Polizisten und versinnbildlichten die Mühsal der Arbeit. Der Himmel sah zu jeder Tageszeit gleich aus, man konnte nicht sagen, ob Vormittag oder Nachmittag war. In der Frühe schälte sich der Tag sehr langsam aus der Nacht heraus, und schon am späten Nachmittag hüllte er sich schnell wieder in seinen dunklen Mantel, als fröre er. Dazwischen war alles gleichförmig, unbewegt und doch kräftezehrend, denn die Stunden forderten ihren Preis, ohne das Gefühl des echten Fortschreitens dafür zu geben. Und täglich grüßt das Murmeltier; Grewe liebte diesen Film, obwohl ihm dabei immer mehr zum Weinen als zum Lachen war.
    » Wo wohnt die Frau?«
    » Richard-Wagner-Straße. Nummer irgendwaszwanzig, ich hab’s aufgeschrieben. Herrgott noch mal!« Therese stierte wütend in den linken Außenspiegel. » Lass mich raus, Arschloch.«
    » Du musst blinken, er kann ja schlecht Gedanken lesen.« Grewe legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm.
    Therese haute den Blinkerhebel nach unten, ein Wunder, dass der nicht abfiel. Grewe zog schnell die Hand weg.
    » Sorry, ich wollte dir nicht reinreden.«
    Therese hupte zweimal und zog dann schlingernd auf die Linksabbiegerspur.
    » Hab ich doch gewusst, der ist ein Arschloch, sah schon so aus in seiner Arschlochkarre.

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