Feindberührung - Kriminalroman
Besitzer. Wer die Tür macht, kontrolliert zet bee den Drogenhandel, und so einfach das ist, so schwer ist es meist zu beweisen. Kollegen in anderen Städten waren schon mehrmals Auftragsmorden auf der Spur, konnten aber in keinem einzigen Fall etwas beweisen. Also, die Tat selbst schon, die Täter sind auch verurteilt worden, aber ein Auftrag war nicht nachzuweisen.«
Die Stimmung im Raum zeugte von Konzentration und Nervosität. Was würde das für ein Fall werden? Grewe schob seine Armbanduhr auf dem Tisch hin und her.
» Wie ist die Situation konkret bei uns?«, fragte er. » Ich muss sagen, wir in der Abteilung haben zum ersten Mal mit Rockern zu tun.« Grewe schaute in die gespannten Gesichter seiner Kollegen, die ihren Blick alle auf Burckhardt gerichtet hatten. Burckhardt hob beschwichtigend die Hand.
» Hier gibt es nur die Skulls, ein regionaler MC. Der Präsident heißt Mike Perschel, ein Stripclub- und Bordellbetreiber, mit einschlägigen Vorstrafen. Die Gang ist im Großen und Ganzen sehr diskret, hat einige recht bürgerlich erscheinende Unterstützer, ist aber offensichtlich präsent im gesamten anrüchigeren Teil des Nachtlebens unserer schönen Stadt. Vor gut drei Jahren sind hier mal ein paar Rocker eines internationalen Clubs aufgekreuzt, da gingen bei uns sämtliche Alarmglocken.«
» Und wie ging’s aus?« Therese hatte sich geräuspert vor der Frage. Burckhardt guckte in die Runde.
» Ich hab die rund um die Uhr vom MEK observieren lassen. Haben sie aber gecheckt, und eines Abends waren sie dann weg. Die Motorräder standen vor einem von Perschels Clubs, von den Typen keine Spur, und wir hatten keine Handhabe für eine Durchsuchung.« Mafia-Fritze kostete die Spannung im Raum mit einer schönen Pause aus.
» Gegen Morgen kam dann eine Gruppe Skulls vor dem Club an, einige saßen auf Soziussitzen von Kollegen. Die sind auf die fremden Schleudern gestiegen, und gemeinsam machten sich alle auf den Weg stadtauswärts. Wir hinterher.« Er guckte grinsend in die Runde.
» Am Stadtrand wartete Perschel mit ein paar Genossen und den ziemlich ramponierten › Gästen ‹ auf die Truppe. Es gab Umarmungen für die einen und noch ein paar Arschtritte für die anderen. Dann ritt die geschlagene Gang in Richtung Autobahn. Wir haben nie wieder andere Colors hier gesehen.« Burckhardt verschränkte die Arme auf dem Kopf und lehnte sich zurück.
» Vielen Dank, Fritz. Das war sehr anschaulich.« Grewe blickte in die Runde. Die Kollegen nickten alle.
» Fragen? Ideen?« Grewe wartete einen Moment, aber es war offensichtlich, dass keiner die Initiative ergreifen wollte, es war vielleicht noch zu früh am Tag und zu früh in dieser Ermittlung. Er wandte sich Burckhardt zu.
» War Lars Rems aktenkundig in dem Zusammenhang?«
Burckhardt hatte in der Zwischenzeit die Hemdsärmel aufgekrempelt und seine beeindruckend kräftigen Unterarme auf dem Tisch abgelegt. Dabei zeigten sich auf seinem linken Arm die Ausläufer einer großflächigen Tätowierung, die gut zu Burckhardts Schnauzbart und Zopf, aber so gar nicht zu seinem Anzug und der freundlichen Ausstrahlung zu passen schien. Die Geschichte dazu kannte kaum jemand in der Direktion. Burckhardt hatte sie ein einziges Mal bei einem Grillfest im Hof der Dienststelle erzählt, gegen drei Uhr morgens. Grewe dachte gerne an diese Nacht, es war eine richtige Geisterbeschwörung unter altgedienten Bullen gewesen.
Burckhardt schüttelte den Kopf.
» Der Name Lars Rems ist bei uns noch nie aufgetaucht. Kollege Fuchs hat mir erzählt, dass die Witwe ausgesagt hat, Rems sei vor Jahren Anwärter bei den Skulls gewesen, richtig?«
Grewe nickte.
» Anwärter oder Prospect sind feststehende Begriffe in der Szene und bedeuten, dass derjenige nach einer ersten Phase als Hangaround einem Vollmitglied direkt unterstellt wird. Er muss in dieser Phase alle möglichen Anweisungen befolgen und Aufgaben wahrnehmen, natürlich ist eine Menge davon reine Schikane. Richtig straffällig werden die Jungs dabei selten, das Recht dazu muss man sich sozusagen erst verdienen. Die Members entscheiden dann bei jedem Prospect einzeln, wann er soweit ist, voll aufgenommen zu werden.«
Therese meldete sich zu Wort.
» Ist es denn denkbar, dass er Vollmitglied wurde, ohne dass seine Frau davon wusste?«
Burckhardt wiegte den Kopf hin und her.
» Ziemlich unwahrscheinlich. Erstens bin ich mir eigentlich sicher, dass wir das gesamte Personal der Gang kennen, und zweitens müssen die
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