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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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damit?«
    Verstohlene Blicke. Keiner muckste. Nur Estanza hatte ganz offensichtlich mal wieder suizidale Tendenzen, was seinen Ruf anging. Er drückte sich mit ausgestreckten Armen vom Tisch weg und verzog das Gesicht.
    » Also Gerd, weißte …«
    » Was also Gerd, weißte? Hä?« Drossel schnappte zu wie ein Krokodil. » Ich hab’s ausgemessen, theoretisch kann der Rems sich alle Stiche selbst beigebracht haben.«
    » Ja, und …«, fing Estanza an, doch Drossel überfuhr ihn einfach.
    » Ja, und das Messer?, fragt ihr jetzt, wie?« Das Drosselkrokodil lauerte im Sumpf, keines der Kollegenkaninchen rührte sich. » Hat einer weggeräumt, weil alte Volksweisheit, dass bei Selbstmord die Versicherung nicht zahlt. Und um der nächsten Frage gleich mal zuvorzukommen, jawohl, Rems hatte eine gute Lebensversicherung aus Bundeswehrzeiten. Begünstigte sind seine Frau und der Sohn. Alle Beiträge bezahlt und ordentlich abgeheftet. Übrigens die einzigen ordentlichen Papiere in seiner ganzen verdammten Stinkbude. Dreihundertfünfzigtausend Euro. So!« Drossel verschränkte die Arme und brummelte in seinen Schnurrbart: » Nur um mal wieder an die Möglichkeiten zu erinnern.«
    Betretenes Schweigen. Burckhardt, der nicht so oft mit Drossel zu tun hatte, schaute ihn fasziniert an. Er ließ den Blick auf dem Spurensicherer, sein Satz war aber an alle gerichtet.
    » Ich sag euch was: Zu einem wie Rems passt so ein extrem blutiger Selbstmord. Das ist Mumm, wie diese Typen ihn verstehen. Und wenn er damit auch noch seine Familie versorgt hinterlässt … Respekt. Also in deren Sichtweise der Dinge.«
    Burckhardt klopfte die Zigarette mehrmals auf den Tisch.
    » Ich muss jetzt mal in den gemütlich verschneiten Raucherhof. Braucht ihr mich danach noch hier?«
    » Nein, Fritz. Vielen Dank noch mal für die Infos. Wenn wir mehr wissen, haben wir sicher auch wieder mehr Fragen.« Grewe stand auf, um sich per Handschlag von Burckhardt zu verabschieden.
    Der schüttelte Grewes Hand, dass man befürchten musste, sie würde abfallen.
    » Da nich für. Wenn wir über diese Rems-Geschichte den Skulls ein büschen ans Bein pinkeln könnten, dann wäre ich sehr glücklich.«
    Burckhardt steckte die nichtangezündete Zigarette zwischen die Lippen, schwang sich in sein Sakko, und als er den Raum verließ, hatte man beinahe den Eindruck, es wäre etwas heller geworden darin.
    Grewe schickte alle in eine kurze Pause, nur Drossel blieb sitzen und blätterte missmutig in seinem Unterlagenstapel; ab und an beugte er sich tief über ein Blatt und schaute angestrengt. Er hatte offensichtlich mal wieder seine Lesebrille verlegt.
    Grewe beobachtete ihn über die ganze Tischlänge hinweg. Wie lange kannten sie sich schon? Siebzehn, achtzehn Jahre? Meine Güte. Drossel war fünf Jahre älter als Grewe, Vater von vier Jungs.
    » Gerd?« Die Frage schaffte es kaum bis ans Ende des Raums.
    Der Spurensicherer steckte die Nase noch tiefer in seine Unterlagen. Grewe stand auf und ging langsam um den Tisch herum. Während er den Stuhl neben Drossel nach hinten zog, stopfte der seine Papiere zusammen, glättete die Ränder, öffnete einen Pappordner und schob alles hinein. Als Grewe saß, lehnte Drossel sich mit einem Seufzer nach hinten. Beide Männer stierten in den leeren Raum.
    Nach einer halben Minute Schweigen zeigte Grewe auf Drossels Ordner.
    » Hast du was für uns?«
    Drossel schnaufte und rieb mit Daumen und Zeigefinger an der Nasenwurzel. Dann machte er eine Wischbewegung in der Luft.
    » Ja. Eine komplette Tatortdokumentation, das Protokoll der Durchsuchung, vorläufige Laborergebnisse von der KTU. Aber das Bild ist wirr ohne Sektionsergebnisse. Es bringt nichts, das jetzt hier alles zu erzählen. Haste doch wieder gesehen, die Leute haben keine Geduld mehr heute, plappern irgendwelche Seminarsprüche nach und kommen sich so schlau dabei vor. Mist.« Drossel schüttelte den Kopf.
    » Gerd.« Wieder ganz sanft, diesmal nicht als Frage.
    » Ich weiß.« Drossel schloss die Augen. » Aber du kennst mich doch. Das ist …«
    » Gerd, du musst dich nicht rechtfertigen. Ich nehme alles ernst, was du sagst, das weißt du. Oder?« Grewes Hand auf Drossels Arm, wie oft hatten sie diese Situation schon gehabt?
    Drossel nickte.
    » Ich weiß, Kurt.« Drossel war der Einzige im gesamten Kollegenkreis, der ihn hin und wieder mit Vornamen ansprach. Grewe dachte oft, er hätte ansonsten schon vergessen, dass er Kurt hieß.
    » Lass doch einfach den Tatort mal

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