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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sogenannten Outlaw MCs, also Motorcycle Clubs. Hells Angels, Bandidos, der Gremium MC, um mal so die bekanntesten zu nennen. Outlaw ist hier wörtlich zu nehmen. Will heißen, egal, ob tatsächlich Straftäter oder nicht, die Mitglieder solcher Clubs sehen sich als außerhalb von Recht und Gesetz stehend an. Der Club, die Bruderschaft, steht an erster Stelle. Starke Abschottung, strenge Hierarchien, hohe Beitrittsschwellen, krasse Aufnahmerituale. Der harte Kern sind die sogenannten › Onepercenter ‹ , also › Einprozenter ‹ . Das bezieht sich auf eine blutige Massenschlägerei unter Bikern in den USA Ende der vierziger Jahre. Danach hat eine bürgerliche Motorradfahrervereinigung sich sehr beeilt zu verkünden, dass › neunundneunzig Prozent aller amerikanischen Motorradfahrer anständige Bürger sind ‹ . Die Outlaws bezeichnen sich seitdem als das eine Prozent, das übrig bleibt.«
    Burckhardt lächelte leicht bei diesen Worten.
    » Die Clubs orientieren sich an Vorbildern von althergebrachten Bandenstrukturen wie zet bee bei der Mafia. Auch eine strenge Omertà ist festzustellen. Es gibt wenig in unserem Job, was so ermüdend ist, wie Outlaw-Rocker zu vernehmen; die kriegen die Zähne tagelang nicht auseinander, und dann taucht irgendwann ein slicker Anwalt auf, der es lässig findet, so harte Schweine zu kennen, und holt sie entweder mit beschafften Alibis aus der U-Haft oder sieht schulterzuckend zu, wie sie einfahren – was den Betroffenen aber eigentlich scheißegal ist. Jedes Jahr Knast erhöht das Ansehen.« Burckhardt trank einen großen Schluck Kaffee und danach auf ex ein Glas Wasser.
    » Gewaltbereitschaft darf jedem Mitglied solcher MCs unterstellt werden. Die Colors des Clubs, also das dreiteilige Patch auf den Kutten, sind heilig, und die Ehre gebietet es, diese jederzeit mit allen Mitteln zu verteidigen. Das geht dann natürlich mit Revierkämpfen Hand in Hand, und die Motivationen verschwimmen. Will sagen: Wenn ein MC in einer Stadt das Sagen hat und ein anderer nun daherkommt und seine Farben zeigt, dann entbrennt automatisch ein Kampf, der sich zwar vordergründig um die Herrschaft der Color am Ort dreht, aber auch um Geschäfte der Clubs ausgefochten werden kann.«
    » Was für Geschäfte zum Beispiel?« Therese hatte brav die Hand gehoben. Burckhardt nickte.
    » Simpelste Konstellation: Du bist Hausbesitzer und hast einen Mietnomaden in einer Bude. Keine Einnahmen, und die Räumungsklage zieht sich ewig, kostet viel Geld, Erfolg fragwürdig. Soweit klar?« Alle nickten.
    » Du kennst jemanden, der jemanden kennt, der Kontakte zu, sagen wir mal, den örtlichen Hells Angels hat. Den Namen kennt jeder, die Abzeichen kennt jeder. Wenn der Mietnomade nun also morgens aus der Tür tritt, stehen da zwei Schränke in Kutte. Sie gucken bloß böse, das können sie aber richtig gut. Wenn er nach Hause kommt, sitzen sie unten im Hof auf ihren Motorrädern und qualmen. Wenn er in der Kneipe sitzt, dann tauchen sie plötzlich auf und setzen sich an seinen Tisch. Er kauft ein, und sie stehen hinter ihm an der Kasse, und so weiter und so weiter. Irgendwann zischen sie ihm im Vorbeigehen ins Ohr, dass er sich doch endlich eine neue Bude suchen soll, sonst kommen sie mal auf ’ne Tasse Tee vorbei und helfen beim Aufräumen.« Ein Lachen ging durch die Runde.
    » Ist der Mietnomade halbwegs bei Verstand, dann zieht er zähneknirschend um. Ist er blöde oder überschätzt sich, dann verliert er ein paar Zähne oder bricht sich den einen oder anderen Knochen. Wie auch immer, das Ergebnis ist unausweichlich: Der Mietnomade verschwindet früher oder später aus deiner Wohnung, in jedem Fall schneller als auf juristischem Wege, und du übergibst einen gut gefüllten Umschlag an einen der Herren in Kutte, quasi für Benzin und Spesen. Der bedankt sich artig und sagt: › Jederzeit wieder‹. Winke, winke, alles in Butter.« Burckhardt trank den Kaffee aus und stellte die Tasse sanft zurück auf den Tisch.
    » Das Prinzip kann man jetzt fortsetzen. Schutzgeld, Drogenhandel, Prostitution, Waffen, Geldwäsche. Wir sind sicher, dass Rockerchapter diverser MCs in der gesamten Republik mit all diesen Dingen zu tun haben, aber aufgrund der Strukturen ist denen schwer beizukommen. Die Clubs bauen keine Geschäfte auf, sondern drängen sich nach bewährter Art einfach rein, wenn sich’s lohnt. Sie operieren mit teilweise legalen Unternehmen, besitzen offiziell Nightclubs und Bordelle oder machen die Türen für die

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