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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kann man doch nicht von Therese verlangen.«
    » Das ist nett von dir, aber es war meine Idee, Tony.« Thereses Stimme war fest.
    » Aber, trotzdem, das ist doch nicht, ich meine … von wegen Befangenheit, sorry, Therese.«
    » Schon gut, Tony, deine Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen, deshalb diskutieren wir ja auch.« Grewe strich sich vorsichtig über die Kopfnaht. Er musste heute noch irgendwann ins Krankenhaus, die Fäden ziehen lassen.
    » Dann schalte ich mich an dieser Stelle kurz ein«, meldete sich Kertsch zu Wort. » Natürlich würde ein guter Strafverteidiger sich alle zehn Finger lecken nach so etwas. Aber bisher hat der Verdächtige ja noch gar keinen Anwalt. Er hat de facto noch nicht mal seinen Namen genannt. Die Chance, dass Frau Svobodas Anwesenheit Druck auf ihn ausübt, ist durchaus zu sehen. Also würde ich sagen, wir versuchen es. Regt sich konkreter Widerstand bei ihm, der auch in Richtung Beschwerde deutet, dann wird Frau Svoboda eben abgelöst. Einverstanden?«
    » Sehr gut, Herr Kertsch, so machen wir es.« Grewes Blick schweifte nach Zustimmung suchend über die Runde.
    » Gut, der Rest ist schnell gesagt: Fuchs, dich würde ich bitten, noch mal gezielt beim K 13 nach Schönlein beziehungsweise Wolfe zu fragen. Vielleicht gibt’s da doch Verbindungen. Tony, dich würde ich bitten, dir das Protokoll über unser Gespräch mit diesem Major Radványi durchzulesen und nach Möglichkeit heute noch mit einem Kollegen bei ihm vorzusprechen. Wir brauchen eine Liste mit allen Soldaten, die in engerer Beziehung zu Rems standen, gemeinsame Einsatzerfahrung, persönliche Freundschaft, so was eben.«
    Tony nickte, konnte aber ein kleines Schnaufen nicht unterdrücken. Grewe hob den Zeigefinger.
    » Es ist an so einem Punkt der Ermittlung wichtig, sich nicht auf das scheinbar Nächstliegende zu beschränken, sondern mehrere Bälle in der Luft zu halten. Das sage ich für uns alle.«
    Er wandte sich an Drossel.
    » Gerd, dich würde ich bitten, mit zwei oder drei Kollegen deiner Wahl die Wohnung Rems noch mal neu zu durchsuchen. Irgendwas muss Schönlein ja da drin gewollt haben, für den Fall, dass tatsächlich er das Siegel gebrochen hat.«
    Drossel nickte. Grewe schaute fragend zu Kertsch.
    » Von mir aus nichts mehr, Herr Grewe.«
    Grewe griff sich seine Uhr vom Tisch und band sie um sein Handgelenk.
    » Gut, alle Übrigen bleiben hier in Bereitschaft. Let’s roll.«
    Die Polizisten standen nahezu gleichzeitig auf, die Stühle schrammten über den Linoleumboden, und es fühlte sich ein bisschen an wie in einem Kriegsfilm, wenn die Offiziere nach der Einsatzbesprechung zu ihren Männern gehen, um sie in den eigentlich unerfüllbaren, aber alles entscheidenden Auftrag zu führen.
    Wolfes Laune war auf dem Nullpunkt. Seit weiß der Teufel wie lange saß er jetzt schon in diesem Scheißzimmer. Grüner Filzboden, Resopaltisch, Neonlicht. Ein Bulle stand immer schweigend neben der Tür, sie lösten sich in bestimmten Intervallen ab. Wolfes Handgelenke taten in den eng gezogenen Handschellen so weh, dass er nicht mehr wusste, ob es ihnen oder seiner Nase schlechter ging. Die Kotze war großflächig auf seinem T-Shirt getrocknet, stank aber immer noch erbärmlich. Der Raum war fensterlos.
    Er hatte nachgedacht, und das tat ihm nicht gut. Unter den gegebenen Umständen konnten durch Nachdenken die Dinge in keinem Fall klarer, sondern nur komplizierter, verwirrender werden. Nur in einem Fall hatte Wolfe, seit er hier saß und nachdachte, Gewissheit gefunden: nämlich, dass dieses Ding in Bombers Wohnung ihn vor unübersehbare Probleme stellte. Und zwar nicht nur, wenn die Bullen es fanden. Dann sowieso. Aber was war, wenn Mike gewusst hatte, dass es dort war? Oder wenn der Präsi jetzt darüber nachdenken würde, warum Wolfe wohl nach Bombers Tod noch mal zu dessen Bude gegangen war? Das erste Mal war es der routinemäßige Kassiergang gewesen. Den er nicht mehr zu Ende bringen konnte, weil schon alles voller Bullen war. Die Nachricht von Bombers Tod hatte er Mike weitergegeben. Wolfe konnte den zweiten Besuch nicht verheimlichen, weil er für diesen Besuch todsicher in den Kasten gehen müsste. Außerdem war der einzige Anwalt, den er kannte, der Kumpel von Mike. Der war auch der einzige, den Wolfe sich leisten konnte, den würde nämlich Mike bezahlen. Das bedeutete aber, dass dieser Anwalt Fragen stellen würde, deren Antworten vor allem auch Mike interessierten …
    Scheiße. Riesenscheiße.

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