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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Reihenfolge konnte Lyske nichts sagen, aber wenn man die Kraft und Kampferfahrung von Rems in Betracht zog, dann war es wahrscheinlich, dass der Herzstich zuerst gekommen war und ihn lahmgelegt hatte. Die Blutuntersuchung hatte eine nicht allzu große Konzentration von THC und einen ebenfalls eher geringen Alkoholspiegel aufgewiesen, mehr zu Rems’ regelmäßigem Drogenkonsumverhalten würde dann die Haarprobe ergeben.
    Auffällig waren noch die Abwehrverletzungen an Armen und Händen, sie erschienen Lyske und dem Spurensicherer wenig ausgeprägt und hatten auch nur schwach ausgeblutet. Wenn der Herzstich tatsächlich der erste gewesen war, dann hätte Rems sich wohl nicht mehr gegen die anderen wehren können, woher dann die Abwehrverletzungen? Hatte er zuerst andere, weniger lebensbedrohliche Stiche erlitten, dann hätte er sich vermutlich heftiger gewehrt und also auch entsprechend schwere Abwehrverletzungen davongetragen. In Todesangst griffen Menschen ohne Zögern mit aller Kraft sogar in schärfste Klingen. Auch das Spurenbild der Wohnung widersprach einem heftigen Abwehrkampf. Die Masse von Rems’ Blut war auf seiner linken Körperhälfte ausgetreten, sein T-Shirt war vollgesogen, dann hatte sich das Blut auf dem Teppich gesammelt. In dieser Lache hatten die Beamten die Leiche aufgefunden, es hatte also noch nicht mal im Todeskampf heftige Bewegungen gegeben. Alles sah danach aus, dass Rems den Herzstich am Boden kassiert hatte und dann innerhalb kurzer Zeit daran verstorben war.
    Das ließ Raum für Spekulationen, aber eines hielten alle Zeugen der Sektion für recht unwahrscheinlich: dass hier eine spontane Exzesstat vorlag. Nein, alles deutete auf einen gut geplanten, entschlossen und kaltblütig ausgeführten Mord hin, bei dem der Täter nachträglich den Versuch unternommen hatte, ihn als Gemetzel darzustellen. Fraglich war, wie bewusst oder unbewusst er das getan hatte.
    » Wir wissen eine ganze Menge, aber können damit noch nicht viel anfangen?« Blum lächelte teilnahmsvoll. Grewe nickte.
    » He! Ich arbeite hier.« Lyske gab seinem Patienten einen Klaps auf den Oberarm.
    » Entschuldigung.«
    » Schon gut, ich hatte gerade den Faden raus. Nur noch desinfizieren, dann können Sie gehen.«
    Draußen verabschiedeten sich Blum und Grewe mit der üblichen knappen Verbeugung voneinander.
    » Falls Drossel etwas zu der Waffe aus Wiesbaden bekommen hat und uns das weiterbringt, rufe ich Sie sofort an, Herr Blum.«
    » Das ist gut. Danke schön, und vergessen Sie nicht die Grüße.«
    » Nein, sicher nicht. Wiedersehen.«
    Blum nickte und ging in Richtung Straßenbahnhaltestelle. Grewe nahm sich vor, den Staatsanwalt irgendwann zu fragen, warum er nur in Notfällen in ein Auto stieg.
    » Grewe!«
    Drossels Kollege, der wegen eines Anrufs vorhin das Gebäude verlassen hatte, winkte aufgeregt.
    » Das war Gerd am Telefon. Er hat Meldung aus Wiesbaden.«
    Grewe ging schneller.
    » Und?«
    Breites Grinsen nahm die Antwort vorweg.
    » Bingo«, sagte Grewe zufrieden, als er die Beifahrertür des blauen Transporters der Tatortbereitschaft öffnete.
    Therese ließ ihre Unterlagen vor Schönlein auf den Tisch knallen. Doch der Rocker wurde nicht wacher davon. Er schien hinter einer Glaswand zu sitzen, die ihn von den drei Kriminalpolizisten, die ihm gegenüber Platz genommen hatten, trennte.
    » Wassilij Drewniok. Geboren am sechzehnten Oktober neunzehnhundertneunundsechzig in Vuskramje, Weißrussland. Gestorben in der Nacht vom elften auf den zwölften Juni zweitausendfünf in Isernhagen-Neuwarmbüchen bei Hannover. Sagt Ihnen das was?«
    Schönlein schaute Therese mit glasigen Augen an. Er atmete schwer. Therese hob die Augenbrauen übertrieben an.
    » Ja-aa?«, fragte sie lang gezogen.
    Schönlein schluckte, setzte zum Sprechen an, dann krächzte er bloß und schüttelte den Kopf.
    Therese blies Luft aus, stemmte ihren Oberkörper vom Tisch weg und ließ sich mit dem Rücken gegen die Stuhllehne fallen.
    » Also ich weiß nicht, wie’s euch beiden geht, aber ich habe echt keinen Bock mehr, hier zu sitzen und darauf zu warten, dass Mister Körperpflege des Jahres die vergammelten Beißer auseinanderkriegt.«
    Grewe und Drossel stierten Schönlein unverwandt an und zeigten keinerlei Reaktion. Therese beugte sich wieder vor und verschränkte die Arme auf dem Tisch.
    » Okay, Schönlein. Vor ein paar Stunden wollten Sie unbedingt was loswerden, da hatten wir leider keine Zeit für Sie, weil unsere gewerkschaftlich

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