Feindberührung - Kriminalroman
Das war ’ne ganze Weile nachdem der Russe tot war. Zu der Zeit hatte ich, na ja, Probleme mit Mike. Dachte, er ist kein guter Präsi für uns. Und ich konnte mir ausrechnen, dass er das war mit dem Russen in Hannover. Und da hab ich gedacht, die Wumme heb ich auf, man weiß ja nie. Und als Bomber, also Rems, dann die Beine weg hatte, da hat Mike dafür gesorgt, dass er ein bisschen dealen darf, mit Zeug aus unserem Geschäft. Ich war ziemlich oft bei Bomber und hab gemerkt, der hat auch irgendein Ding laufen mit Mike, aber Mike hat das nicht so gerafft, glaub ich. Mike hat echt an dem gehangen. Jedenfalls bin ich dann auf die Idee gekommen, dass die Waffe bei Bomber viel sicherer ist als bei mir, und, na ja, der war einverstanden.«
Schönleins Stimme kippte schon wieder nach oben weg.
» Ich war das nicht. Nicht mit dem Russen und auch nicht mit Bomber. Aber ich krieg echte Probleme mit Mike, wenn der checkt, dass ich gequatscht habe und die Waffe hatte und all das …«
Grewe hob die Hand, um den Redeschwall zu unterbrechen.
» Wir wissen, dass Sie Drewniok nicht umgebracht haben. Es ist komisch, dass Sie das vergessen haben, aber im März des fraglichen Jahres saßen Sie in U-Haft.«
Schönleins Blick flog zwischen den drei Polizisten hin und her.
» Sie müssen mir helfen.«
Grewe nickte langsam.
» Und was soll meine Kollegin hier dazu sagen?«
Schönleins Blick flatterte.
» Scheiße. Das … Fuck. Soll ich jetzt sagen, dass es mir leidtut?«
» Können Sie sich sparen. Sie werden dafür zahlen.« Therese mühte sich, unbeeindruckt zu klingen.
» Ich bin, was ich bin.« Leise, aber trotzig kam das von Schönlein.
» Ja. Das habe ich gesehen.« Therese spuckte ihm den Satz vor die Füße.
Grewe legte Therese eine Hand auf den Arm, während er zu Schönlein sprach. » Was ist mit Rems?«
» Ich weiß nicht. Ehrlich. Aber das kann nur Mike gewesen sein. Vielleicht hat er das gecheckt mit der Waffe. Oder …«
» Schwachsinn!«, fuhr Therese plötzlich auf. » Warum hat er die Waffe dann nicht gefunden?«
» Hab ich ja auch nicht.« Das stimmte, wenn Schönlein auch nicht gerade der Hellste war. Er und Therese starrten sich an.
» Sie wollten noch etwas sagen«, unterbrach Grewe die Stille.
Schönlein schloss die Augen und holte Luft.
» Wir haben ihn beschissen. Bomber und ich. Mit dem Stoff. Ich glaube, da war er hinterher.«
Therese zischte leise: » Sie stecken ganz schön in der Scheiße, Schönlein. Ich glaube, wir sind Ihre einzige Chance, da halbwegs gesund rauszukommen.«
Grewe schloss nahtlos an.
» Aber wir haben bisher nur Behauptungen von Ihnen. Keine Beweise, nichts. Damit bekomme ich vielleicht einen Haftbefehl gegen Perschel, aber ob der dann standhält, ist sehr fraglich.«
Grewe hoffte, dass vor Schönleins innerem Auge jetzt ein hässlicher Film ablief, in dem er selbst die tragische Hauptrolle hatte. Das verschwitzte Gesicht gegenüber machte zumindest diesen Eindruck.
» Shit. Was kann ich denn kriegen von euch? Zeugenschutz?« Schönlein lachte bitter.
» Es gibt Möglichkeiten. Kronzeugenregelung, Zeugenschutz. Aber das liefe dann alles über das LKA, ich kann Ihnen da nichts versprechen. Es hängt einiges von dem Wirkungsgrad Ihrer Aussagen ab.«
Der Rocker biss sich auf die Unterlippe und fixierte einen Punkt auf der Tischplatte, als ob dort eine Antwort auf existenzielle Fragen zu finden wäre.
Er murmelte: » Ich hab ja noch nicht mal ’nen Anwalt.«
» Das ist kein Problem. Sie haben Anspruch auf einen Pflichtverteidiger.« Grewes Herz schlug mit erhöhtem Takt, gleichzeitig wurde er von zuversichtlicher Ruhe erfüllt. Sie waren jetzt ganz nah dran, das spürte er.
Schönlein nickte ein bisschen abwesend.
» Ja. Das mach ich dann noch …«
» Herr Schönlein?«
Der Gangster löste endlich den Blick vom Tisch und sah erst Grewe, dann Therese an.
» Bomber hat damals das Magazin aus der Wumme genommen und mir mitgegeben. Als Versicherung. Ich hab’s bei mir daheim. Ist sogar noch ein Schuss drin.«
Sie trafen sich zu einer nächtlichen Besprechung. Die SoKo » Rems«, Staatsanwalt Blum und OK-Chef Burckhardt. Zwei Kollegen des Dauerdiensts waren mit Schönleins Schlüssel unterwegs zu dessen Wohnung. Grewe hatte gerade seinen Bericht an Blum abgeschlossen. Der überlegte laut.
» In der Sache Drewniok bekomme ich mit großer Wahrscheinlichkeit jetzt schon einen Haftbefehl gegen Perschel. Im Falle Rems sieht es anders aus. Da haben wir im
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