Feindberührung - Kriminalroman
eher ruhig, deswegen kamen sie alle flott auf die andere Seite. Sie hörten schon von drüben die Schreie. » Polizei!«, » Sie sind vorläufig festgenommen! Widerstand einstellen!« Und wieder » Polizei!«
Perschel bekam kaum Luft, war zu Widerstand gar nicht fähig.
Ruckzuck hatten die MEK-Leute ihm Kabelbinder um die Handgelenke gezurrt und ihn auf den Rücken gedreht. Für das, was sie gerade taten, als Grewe und die anderen bei dem Tumult ankamen, war » Durchsuchung« nicht das treffende Wort. Perschel wurde eher gefleddert.
Sie rissen ihm die Jacke auf, das T-Shirt nach oben, einer zog Perschels Gürtel nach dem Öffnen gleich komplett aus der Hose, ein anderer zog die Lederhose so heftig nach unten, dass die Knöpfe einfach absprangen. Die Schlangenlederstiefel flogen durch die Luft. Dann ratschte ein dicker Kabelbinder auch um die Fußgelenke des Zuhälters. Die MEK-Jungs standen bis auf einen alle auf und öffneten den Kreis für die Kripokollegen. Der eine Beamte kniete immer noch neben Perschel und hielt ihm seine Glock Neun Millimeter unmissverständlich an die Stirn.
Da lag er nun. Blut lief aus der Nase, er hustete. Sein Schwanz zog sich in der kalten Luft zusammen, und an den Füßen hatte er dreckige weiße Socken.
Grewe nahm den Personalausweis, den ihm ein MEK-Mann reichte, sah kurz drauf und beugte sich dann nach unten.
» Herr Perschel, das ist aber schön, dass wir uns mal kennenlernen. Grewe mein Name. Sie sind wegen Verdacht des Mordes an Wassilij Drewniok vorläufig festgenommen, und da ich den Eindruck habe, dass es Ihnen zurzeit schwerfällt, längeren zusammenhängenden Sätzen zu folgen, spare ich mir die Belehrung für später auf. Willkommen im Polizeigewahrsam.« Er nickte und lächelte freundlich.
Die Glock entfernte sich von Perschels Stirn, und der Zuhälter konnte auch endlich unfallfrei atmen. Er versuchte sich hochzustemmen, aber der Outdoorschuh eines der harten Jungs auf seiner Brust überzeugte ihn, dass es besser war, einfach so herumzuliegen und die Dinge auf sich zukommen zu lassen.
Eigentlich nicht seine Art, aber was sollte er machen?
Zwei
This is my rifle.
There are many like it, but this one is mine.
My rifle is my best friend.
It is my life.
I must master it as I must master my life.
My rifle, without me, is useless.
Without my rifle, I am useless.
I must fire my rifle true.
I must shoot straighter than my enemy who is trying to kill me.
I must shoot him before he shoots me.
I will!
( …)
Before God, I swear this creed.
My rifle and myself are the defenders of my country.
We are the masters of our enemy.
We are the saviors of my life.
So be it, until there is no enemy, but peace.
Amen
» Rifleman’s creed«
United States Marine Corps
13
Grewe hielt die Hand prüfend in den Wasserstrahl, es dauerte immer ewig, das Wasser für seine Rasur musste fast kochend heiß sein. Als es so weit war, schloss er den Abfluss des Waschbeckens mit dem kleinen Hebel unter dem Hahn und hielt seinen Rasierpinsel in den dampfenden Strahl. Er strich das Wasser mit dem Pinsel über Wangen und Hals, genoss dabei den leichten Schmerz und hatte das Gefühl, allein durch die Hitze würden sich die Stoppeln schon auflösen. Dann drehte er das heiße Wasser ab, ließ ein wenig kaltes ins Becken laufen und schäumte dann den Rasierschaum auf, der für etwas Abkühlung sorgte und sich wie geschlagene Sahne anfühlte.
Der Rasierer zog danach widerstandslos seine cremige Bahn über Grewes Gesichtshaut. Handtuch, lauwarmes Wasser, noch mal Handtuch und abschließend die feinen Nadelstiche des adstringierenden Rasierwassers, der frische Duft. Erst dann fühlte sich Grewe sauber und bereit für den Familientag.
Samstag. Ausschlafen.
Stina hatte die erste Hunderunde übernommen und dabei Brötchen gekauft. Sie waren noch warm, das konnte Grewe bis ins Bad riechen. Ein Glück ohnegleichen, dass es in der Stadt noch einen solchen Bäcker gab. Einen echten Handwerksmeister.
Morgen, am Sonntag, durfte dann Stina in den Federn bleiben, und Grewe würde mit Oskar früh nach draußen in den Stadtwald fahren, dort eine dreiviertel Stunde langsam joggen, um nach einer Woche Trainingsabstinenz wieder in Schwung zu kommen. Auf dem Rückweg würde er ebenfalls Station beim Bäcker machen, und dann war der Feiertag gerettet.
Die gestrige Festnahme von Mike Perschel hatte Grewe tief befriedigt, auch wenn es noch ein gutes Stück Weg war, bis sie wussten, ob er Rems getötet hatte
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