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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sagte, er könne hineingehen oder Lady Vespasia sei nicht bereit, ihn zu empfangen, doch stattdessen erblickte er Vespasia selbst. Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich, um die Dienstboten sowie – dem Ausdruck auf ihrem Gesicht nach zu urteilen – die übrige Welt von allem auszuschließen, was sie zu besprechen hatten.
    »Guten Morgen, Thomas. Vermutlich bist du gekommen, weil du einen Schlachtplan hast und für mich eine Rolle darin? Sag mir am besten gleich, was es ist. Müssen wir allein kämpfen, oder haben wir Verbündete?«
    Er fand es sehr ermutigend, dass sie im Plural sprach. Es wärmte ihm förmlich das Herz. »Wir haben Verbündete – Kapitän Cornwallis und Inspektor Tellman.«
    »Gut. Und was müssen wir tun?« Sie ließ sich in einem der in frischen Rosatönen bezogenen großen Sessel des Empfangszimmers nieder und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, sich gleichfalls zu setzen.
    Schweigend hörte sie zu, wie er den von ihm und seinen Mitstreitern am Küchentisch entworfenen Plan umriss.
    »Eine Obduktion also«, sagte sie schließlich. »Das wird nicht einfach sein. Man hat ihn nicht nur verehrt, sondern wirklich geliebt, und so möchte, von Voisey einmal abgesehen, niemand
seinen Namen im Zusammenhang mit einem Selbstmord hören, auch wenn bereits Vermutungen in dieser Richtung geäußert werden. Wahrscheinlich werden interessierte Kirchenkreise darauf hinwirken, dass keine endgültigen Angaben über die Todesursache gemacht werden, so dass zumindest stillschweigend von einer Art Unfall ausgegangen werden darf. Man wird sich wohl darauf verlassen, dass die Sache um so schneller in Vergessenheit gerät, je weniger man darüber redet. Von allem anderen einmal abgesehen, ist ein solches Verfahren auch sehr rücksichtsvoll und menschenfreundlich.« Sie sah ihn fest an. »Bist du bereit, dich gegebenenfalls der Erkenntnis zu stellen, dass er sich tatsächlich das Leben genommen hat, Thomas?«
    »Nein«, sagte er aufrichtig. »Aber meine Ansichten ändern an der Wahrheit nichts, und ich denke, ich muss es genau wissen. Meiner festen Überzeugung nach handelt es sich nicht um Selbstmord, aber natürlich will ich die Möglichkeit nicht ausschließen. Ich nehme an, dass Voisey seinen Tod herbeigeführt hat, wobei er sich seiner Schwester bediente, höchstwahrscheinlich ohne deren Wissen.«
    »Und du denkst, dass sich das durch eine Obduktion feststellen lässt? Mag sein, dass du Recht hast. Ohnehin bleibt uns kaum eine andere Möglichkeit, wie dir zweifellos klar ist.« Sie erhob sich schwerfällig. »Mein eigener Einfluss reicht nicht aus, um so etwas in die Wege zu leiten, aber sicherlich ist Somerset Carlisle dazu in der Lage.« Der Anflug eines Lächelns legte sich auf ihre Züge und ließ ihre silbergrauen Augen aufblitzen. »Sicher erinnerst du dich an ihn. Er hat sich ja auch im Zusammenhang mit der Whitechapel-Geschichte eingeschaltet.« Wenn überhaupt jemand bereit war, seinen Ruf für eine Sache aufs Spiel zu setzen, an die er glaubte, dann Carlisle.
    Pitt erwiderte ihr Lächeln und vergaß für einen flüchtigen Augenblick die Gegenwart. »Ja«, stimmte er bereitwillig zu. »Frag ihn.«
    Das Telefon gehörte zu den neuzeitlichen Errungenschaften, die Vespasias Beifall fanden. Da es recht nützlich war, hatte es sich bei Menschen, die es sich leisten konnten, rasch
durchgesetzt. Binnen einer Viertelstunde hatte sie ermittelt, dass sich Carlisle in seinem Klub in Pall Mall aufhielt – wo Damen selbstverständlich keinen Zutritt hatten – und bereit war, von dort aus sogleich das Hotel Savoy aufzusuchen, wo er beide empfangen würde.
    Wegen des um diese Tageszeit besonders dichten Verkehrs dauerte es fast eine volle Stunde, bis Pitt und Vespasia in den Salon geführt wurden, den sich Carlisle im Hotel hatte reservieren lassen. Bei ihrem Eintreten erhob er sich. Er wirkte elegant, wenn auch ein wenig hager, und seine ungewöhnlichen Augenbrauen verliehen seinem Gesicht einen leicht fragenden Ausdruck.
    Kaum hatten sie sich gesetzt und Erfrischungen bestellt, als Vespasia schon zur Sache kam.
    »Zweifellos haben Sie die Zeitungen gelesen und sind über Thomas’ Situation im Bilde. Unter Umständen wissen Sie aber nicht, dass ausgerechnet Sir Charles Voisey die ganze Sache eingefädelt hat, der kein anderes Ziel kennt, als sich für die ihm kürzlich zugefügte Niederlage zu rächen. Weil sein voriger Plan missglückt ist, strebt er jetzt einen Sitz im Unterhaus an, um von dort aus

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