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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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zersplitterte auf dem Boden. Wortreiche Flüche ertönten. Eine Frau lachte schrill über einen Witz.
    Jack machte eine ärgerliche Handbewegung. »Und jetzt versuch mal, den Wahlkampf zu führen, indem du den Leuten sagst: ›Stimmen Sie für mich, und ich befreie Sie von dem Weltreich, gegen das Sie so sehr sind. Natürlich wird das bedauerlicherweise jeden von Ihnen den Arbeitsplatz und die Wohnung kosten und die Städte ruinieren. Die Fabriken werden schließen müssen, weil es für all die vielen Waren nicht genug Abnehmer gibt, und auch die Läden werden irgendwann schließen. Aber dies Vorgehen stützt sich auf edle Motive und ist zweifellos moralisch einwandfrei.‹«
    »Können wir mit unseren Industriegütern nicht gegen die der übrigen Welt konkurrieren?«, fragte Pitt.
    »Die Welt braucht sie nicht.« Jack nahm seinen Bierkrug erneut zur Hand. »Was die anderen brauchen, machen sie selbst. Kannst du dir vorstellen, dass irgendjemand unter solchen Voraussetzungen für dich stimmen würde?« Mit weit geöffneten Augen hob er die Brauen. »Oder glaubst du, wir sollten den Leuten sagen, dass wir es nicht tun werden, und es dann einfach tun? Sollen wir sie alle miteinander aus moralischen Gründen hintergehen? Müsste man es nicht ihrer eigenen
Entscheidung überlassen, ob sie ihre Seelen um diesen Preis retten wollen?«
    Pitt sagte nichts.
    Jack erwartete keine Antwort. »So ist die Macht nun einmal beschaffen«, fuhr er leise fort. Nachdenklich hielt er den Blick in die Ferne gerichtet, als säße er nicht in einer vollen Schenke, sondern draußen im Freien. »Kann man ein Schwert zur Hand nehmen, ohne sich dabei selbst zu verletzen? Irgendjemand muss es tun. Aber kannst du es besser handhaben als ein anderer? Glaubst du mit hinreichend großer Überzeugung an etwas, um dafür zu kämpfen? Und was bist du wert, wenn es sich nicht so verhält?« Erneut sah er Pitt an. »Stell dir einmal vor, dir liegt nicht genug an einer Sache, um ein Risiko für sie einzugehen – du würdest sogar verlieren, was du besitzt. Ich kann mir gut vorstellen, was Emily darüber denkt.« Mit schiefem Lächeln sah er auf den Bierkrug hinab. Dann hob er mit einem Mal den Blick zu Pitt. »Aber ich glaube, ich möchte mich immer noch lieber mit Emily darüber auseinander setzen müssen als mit Charlotte.«
    Pitt zuckte zusammen. Eine neue Folge von Bildern trat ihm vor das innere Auge und verschmolz mit den anderen. Einen Augenblick lang empfand er Charlottes Abwesenheit so deutlich, dass es ihn fast körperlich schmerzte. Er hatte sie fortgeschickt, damit sie in Sicherheit war, aber nicht, um aus eigener Entscheidung heraus einen edlen Kampf auszufechten. Im Rückblick überlegte er, dass er Voisey unter Umständen ausgewichen wäre, falls er eine Möglichkeit dazu gehabt hätte. »Überlegst du, wie es weitergehen soll, wenn du gewählt wirst?«, fragte er plötzlich.
    Die Röte stieg Jack so schnell in die Wangen, dass eine Lüge unmöglich war. »Das weniger. Man hat mich aufgefordert, dem Inneren Kreis beizutreten. Natürlich denke ich nicht daran!« Er sagte das ein wenig zu schnell und sah Pitt dabei an. »Aber die Leute haben mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie meine Gegenspieler auf ihre Seite ziehen werden, wenn ich nicht bei ihnen mitmache. Man kann sich einer solchen Sache nicht vollständig entziehen …«
    Es kam Pitt vor, als hätte jemand in einer kalten Winternacht
die Tür nach draußen geöffnet. »Und wer hat dich aufgefordert?« , fragte er leise.
    Jack schüttelte den Kopf kaum merklich. »Das kann ich dir nicht sagen.«
    Pitt lag die Frage schon auf der Zunge, ob es sich womöglich um Voisey gehandelt hatte, doch fiel ihm im letzten Augenblick ein, dass Jack über die Ereignisse in Whitechapel nicht informiert war. Zu seiner eigenen Sicherheit war es besser, dass dies so blieb. Oder doch nicht? Er sah zu Jack hin, der mit dem Bierkrug zwischen den Händen ihm gegenüber saß. Auf seinen Zügen lag noch ein Anflug des Charmes und der Harmlosigkeit, die ihn ausgezeichnet hatten, als sie einander kennen lernten. In den Gewohnheiten und Regeln der gehobenen Gesellschaft war er bewandert gewesen, doch von den dunkleren Seiten des Lebens, der seelischen Gewalttätigkeit, hatte er nichts gewusst. Verglichen mit dem Ausmaß an Boshaftigkeit und Schrecken, das Pitt erlebt hatte, waren die Vertrauensbrüche bei Wochenendeinladungen auf Landsitzen und die Selbstsucht der reichen Müßiggänger harmlos. Würde

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