Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Dad.
»O Mann, die macht mich echt wahnsinnig! Was hat die eigentlich für ein Problem?« Ich trat so fest gegen einen Stein, dass er aus meinem Blickfeld rollte.
»Tut mir leid, aber ich kann nicht den Dad spielen und mich da einmischen. Das macht nur alles noch schlimmer«, erwiderte er. »Ich gebe ja zu, dass sie langsam einen Tritt in den Hintern verdient hätte, aber du musst die Situation auch mal aus ihrer Perspektive betrachten.«
»Ich dachte, du wolltest nicht den Dad spielen?«
»Tu ich auch nicht. Ich gebe dir nur den Rat eines erfahrenen Agenten. Sie hat ihr Leben, so wie sie es bis vor zwei Jahren kannte, aufgegeben und sich den Arsch aufgerissen, während du Partys gefeiert und gemacht hast, wonach dir gerade war. Das ist zwar in Ordnung so, weil es ihr Job war, aber wenn du jetzt hierherkommst und anfängst, ihr ernsthaft Konkurrenz zu machen, dann wurmt sie das natürlich.«
»So hab ich das noch gar nicht betrachtet. Aber es klingt auch ein bisschen nach Kindergarten.« Wir blieben stehen. »Ich klettere zuerst hoch«, sagte ich und zeigte auf das Seil, über das wir an die Erdoberfläche gelangen würden.
Ich erklomm langsam das Seil und empfand tiefe Genugtuung, als mir klar wurde, dass ich dazu noch drei Monate zuvor niemals in der Lage gewesen wäre. Es war eine Kletterpartie über knapp fünfzehn Meter, und nur in der Mitte gab es einen kleinen Felsvorsprung, an dem man kurz verschnaufen konnte, wenn man unbedingt eine Pause brauchte.
Das hier war der Notausgang für den Fall, dass der Aufzug mal kaputtging. Andererseits hatten wir mindestens vier Agenten, die jeden Aufzug aus dem Effeff reparieren konnten. Je näher wir der Erdoberfläche kamen, desto wärmer wurde es. Als ich mich dem Ende des Seils näherte, rann mir der Schweiß übers Gesicht. Ich zog mich über den Rand und ließ mich auf die Erde fallen.
Während ich tief durchatmete und dabei den Geruch des nahe gelegenen Wasserfalls einsog, entspannte sich mein Körper wieder. Die Sonne schien mir wärmend ins Gesicht. Schließlich tauchte Dads dunkler Haarschopf aus dem kleinen Loch im Boden auf.
»Komm, altes Haus«, sagte ich und reichte ihm die Hand, um ihm über den Rand zu helfen.
Er blieb keuchend auf dem Boden liegen. »Verdammt, das wird jedes Mal schwerer.«
Wir hielten uns immer neben dem Wasserfall auf, der über die Bergflanke hinabstürzte. Vielleicht für den Fall, dass es jemandem gelungen war, uns zu verwanzen. Das Rauschen des Wassers würde die Lauschaktion empfindlich stören. Dad stolperte hinter mir her, während ich mich durch die Bäume zu einem Stück weichen Rasens vorarbeitete, an dem der Sprühnebel des Wassers uns angenehm erfrischte.
Nachdem wir uns niedergelassen hatten, holte Dad sein Handy aus der Tasche und hielt es mir hin. »Ich hab ein paar Fotos. Wenn du sie sehen möchtest? Ich weiß ja, dass du dir vor ein paar Wochen Sorgen um sie gemacht hast.«
Ich legte mich ins Gras und schüttelte den Kopf. »Ich möchte sie nicht sehen. Sag mir einfach nur Bescheid, wenn es Grund zur Sorge gibt.«
»In Ordnung«, erwiderte er seufzend. »Wie du willst.«
»Glaubst du wirklich, dass die Feinde der Zeit sie jetzt nicht mehr auf dem Schirm haben? Und auch Adam nicht?«, fragte ich.
Er streckte sich neben mir aus. »Ja, und falls doch, werde ich es wegen der Vorkehrungen, die wir getroffen haben, sofort erfahren. Das ist das, was ich am besten kann, Jackson. Dasselbe habe ich fast dein ganzes Leben lang auch mit dir und Courtney gemacht. Vertrau mir.«
»Ja, ich vertraue dir.«
Dad schaute mich von der Seite an, und ich konnte sehen, dass er mit sich rang. Er wollte mich entweder etwas fragen oder ein schwieriges Thema anschneiden. Doch sein Zögern dauerte nur eine Sekunde, dann sagte er: »Dr. Melvin macht sich Sorgen wegen dir. Er hat gesagt, du wärst heute ein bisschen zu gut gewesen, insbesondere bei der Kontrolle deines Herzschlags. Das war ganz schön beeindruckend für jemanden, der erst drei Monate in der Ausbildung ist. Vor allem, nachdem –«
»Nachdem ich fast Agent Freeman umgebracht hätte«, beendete ich den Satz.
»Das wollte ich eigentlich gar nicht zur Sprache bringen, nur, dass du heute alle Erwartungen übertroffen hast. Dr. Melvin hat mir auch die Ergebnisse des Tests von letzter Woche gezeigt, als er deine emotionale Einsatzbereitschaft geprüft hat. Du hattest das zweitbeste Ergebnis der gesamten Gruppe!«
»Wer hatte denn das beste?«, fragte ich, dann sagten wir
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