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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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vorbeiziehenden Wolken. »Marshall hat Kendrick und mir einen Auftrag erteilt. Er findet, wir sollten einander mehr vertrauen.«
    »Ja, ich hab davon gehört.«
    Ich stand auf, da ich wusste, dass wir bald zurück sein mussten. »Hast du eine Idee, was Kendrick so richtig schwerfallen würde?«
    Dad lachte leise. »Eine OP durchzuführen, eine Wunde zuzunähen, einen gebrochenen Knochen zu richten, eine Autopsie durchzuführen.«
    »Heißt das nicht, dass sie bei ihrem Medizinstudium durchrasselt?«, fragte ich. »Kann Dr. Melvin ihr keinen Nachhilfeunterricht in diesen Dingen geben?«
    »Das würde nichts nützen. Sie weiß sehr genau, wie das alles geht.« Dad zuckte mit den Schultern und überprüfte den Knoten, mit dem das Seil an einem riesigen Felsblock befestigt war. »Es gab ein paar Situationen, in denen Auszubildende ärztliche Hilfe brauchten, und sie ist in eine Schockstarre verfallen. Sie war richtig panisch. In der Theorie ist sie perfekt, aber mit der praktischen Umsetzung hat sie Probleme.«
    Okay, das war also ihr Schwachpunkt. Wenigstens ging es dabei nicht um Leben und Tod. Eher um eine Art Phobie.
    Ich kletterte an dem Seil hinunter, und Dad folgte mir. Wir waren schon fast wieder durch den geheimen Eingang ins Innere gelangt, als ich von der anderen Seite der Tür eine Stimme hörte. Dad erstarrte und lauschte angestrengt. Dann öffnete sich die Wand, und Chief Marshall stand vor uns. Er hatte die Arme verschränkt und wurde grell von hinten angeleuchtet.
    »Ich würde gern ein Wörtchen mit Ihnen reden, Agent Meyer«, sagte Marshall zu Dad.
    Dad trat durch die Öffnung, und ich ging hinterher. Erst in dem Moment bemerkte ich, dass Stewart direkt hinter Marshall stand.
    Diese alte Petze. Aber woher wusste sie Bescheid?
    »Das ist meine Schuld«, sagte ich sofort. »Ich hab mich rausgeschlichen, und Dad ist hinter mir her, um mich zu suchen.«
    »Interessant«, sagte Marshall und blickte höhnisch auf mich herab. »Da habe ich aber anderes gehört.«
    Ich sah Stewart an, die zu Dad hinschaute; über ihr Gesicht huschte ein Hauch von Sorge. Ihre Augen weiteten sich, und das Weiße in ihren Augen bildete einen Kontrast zu ihrer karamellfarbenen Haut.
    »Es gab offensichtlich Grund zur Sorge«, sagte Marshall. »Regelverletzungen können Leben kosten. Ihr Vater sollte das besser wissen als jeder andere. Zur Strafe packen Sie auf Ihr übliches Sportprogramm diese und nächste Woche noch dreißig Kilometer zusätzlich drauf.«
    »In Ordnung«, sagte ich, bevor ich um Marshall herumging und durch den Flur davonmarschierte.
    Leider konnte Stewart nicht widerstehen, sich auch noch an meine Fersen zu heften. »Ich wusste ja, dass du es nicht aushältst, eingesperrt zu sein. Wahrscheinlich verrät dein Dad dir alle Einzelheiten über die Prüfungen, du mieser Betrüger.«
    Meine Hände ballten sich zu Fäusten, aber ich holte tief Luft und schüttelte sie aus. »Okay, glaub, was du willst. Ich hab gegen die Regeln verstoßen, und du hast mich erwischt. Ende.«
    »Nein, das ist noch nicht das Ende.« Sie sprang vor mich und blockierte mir den Weg zu meinem Zimmer. Dabei breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. »Was zum Teufel machst du überhaupt, was so wichtig ist? Du versuchst, dich hier rauszuwinden, hab ich recht? Die CIA ist wohl nicht so glamourös, wie du dir das vorgestellt hast, was?«
    Ich schubste sie zur Seite und zog mich schnell in mein Zimmer zurück, bevor sie noch mehr sagen konnte. Drinnen nahm ich eine Handvoll Stifte vom Schreibtisch und schleuderte sie quer durch den Raum.
    »Was ist denn jetzt los?«
    Ich zuckte vor Schreck zusammen und stieß mir den Kopf an dem Regal neben mir an. Kendrick lag ausgestreckt auf meinem Bett; sie hielt ihre Hand ans Ohr und hatte einen Arm über ihr Gesicht gelegt, wahrscheinlich um zu verhindern, dass einer der herumfliegenden Stifte ihr ein Auge ausstach.
    »Tut mir leid, aber in meinem Zimmer ist gerade das Zimmermädchen«, sagte sie.
    »Zimmermädchen« war das Codewort für die beiden Agenten, die bei den täglichen Sportwettkämpfen am schlechtesten abgeschnitten hatten und dafür zur Strafe alle Zimmer putzen mussten.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch, stützte meinen Kopf in die Hände und versuchte, ruhig zu atmen. »Nein, alles in Ordnung«, sagte Kendrick in ihr Telefon. »Hier flogen nur gerade ein paar Stifte durchs Zimmer.«
    Ich hörte genau hin, um herauszufinden, mit wem sie sprach. Nach dem, was ich beobachtet hatte,

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