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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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wie aus einem Mund: »Stewart.«
    »Na und?«, erwiderte ich achselzuckend. »Dass ich gut abschneide, sollte doch kein Grund sein, sich Sorgen zu machen.«
    »Wenn du einen Weg gefunden hast, dich durch diese Tests zu schummeln, ist das sehr wohl ein Grund zur Sorge.« Dad zog die Augenbrauen hoch und betrachtete mich genauso durchdringend, wie Chief Marshall es immer tat. »Die Tatsachen zu verleugnen ist nur das erste Stadium der Trauer. Wenn du dich gerade in diesem Stadium befindest, wird das zum Problem werden, wenn wir dich auf eine echte Mission schicken.«
    Was kam denn nach dem Verleugnen?
    »Man trauert, wenn jemand gestorben ist. Aber sie ist ja nicht tot«, wehrte ich mich etwas zu energisch, dann holte ich tief Luft, um mich wieder zu beruhigen. »Außerdem: Holly und ich – das zwischen uns war so, als wären wir in den Flitterwochen. Noch ein oder zwei Wochen mehr, und wir wären uns gegenseitig an die Gurgel gegangen. Ich hatte die schlechte Angewohnheit, alles zu vermasseln, und sie hatte ziemlich hohe Erwartungen, und das ja auch zu Recht.«
    Er sah mich lange an und grinste dann breit. »Verdammt. Du hast dich wirklich durch diesen Test geschummelt. Als dein vorgesetzter Offizier bin ich sehr beeindruckt. Aber als dein Vater mache ich mir Sorgen um dich.«
    »Das solltest du aber nicht«, erwiderte ich entschieden. »Wir müssen doch alle lernen, mit schlimmen Erfahrungen klarzukommen und trotzdem weiterzumachen, oder?«
    Ich konnte mich schlecht bei Dad wegen Holly beklagen, wo es ihr doch gutging, während er die Frau, die er geliebt hatte, für immer verloren hatte. Wäre es anders gewesen, wäre ich ihm vielleicht ein bisschen offener begegnet. Vor allem wenn man bedachte, dass wir in den letzten drei Monaten mehr Zeit miteinander verbracht hatten als in den letzten drei Jahren zusammen.
    Dad lachte leise. »Ich hätte es ja zu gern gesehen, wie du einem Mädchen deine Liebe gestehst. Ehrlich gesagt hatte ich schon nicht mehr geglaubt, dass das mal passieren würde. Mit jemandem zusammen zu sein, hatte nie Priorität für dich. Nicht, dass es schlecht wäre, wenn man unabhängig ist. Genau das habe ich ja immer gewollt, für dich – und für Courtney.«
    »Tja, jetzt wirst du es wahrscheinlich nie mehr erleben, dass ich jemandem eine Liebeserklärung mache.« Das entsprach durchaus meinen Gefühlen, wobei mir selbst nicht klar war, ob ich so empfand, weil ich wohl nie über Holly hinwegkommen würde oder weil ich mich, falls ich das doch schaffte, trotzdem dafür entscheiden würde, in Zukunft allein zu bleiben.
    »Ich wünschte, Eileen könnte dich so sehen. Sie hatte so viele Ideen und …« Er unterbrach sich und schaute wieder in den Himmel hoch. »Jedenfalls wäre sie sehr stolz auf dich. So viel steht fest.«
    »Gott, ist das deprimierend«, murmelte ich nach einer gespenstisch langen Stille zwischen uns. Darauf fingen wir beide an zu lachen, wodurch die Spannung sofort verflog. »Tut mir leid, aber ich musste das sagen.«
    »Ja, ich hab’s ja verstanden«, sagte Dad. »War die Prüfung heute sehr hart für dich und Kendrick? Ich meine den ersten Teil. Dass der Rest für die meisten von euch schwer war, weiß ich ja.«
    »Es gab nichts, womit wir nicht klargekommen wären.« Ich setzte mich auf und streckte die Arme, bevor ich mich wieder hinlegte. »Wie kommt es eigentlich, dass ich von Kendrick vorher noch nie was gehört und auch ihr Profil nie gesehen habe?«
    »Sie hat einen anderen Hintergrund als die anderen. Wie du ja weißt, studiert sie Medizin. Deshalb ist sie erst kürzlich zu euch gestoßen. Sie hatte noch Seminare, die sie besuchen musste.«
    »Wie kann sie mit einundzwanzig schon so weit sein mit ihrem Medizinstudium?«
    »Agent Kendrick ist sehr klug und extrem kreativ, vor allem auf dem Gebiet der medizinischen Forschung und der Genetik. Chief Marshall und Kendrick waren sich darüber einig, dass sie am besten mit der traditionellen Agentenausbildung anfängt.« Er wich meinem Blick aus und kratzte sich am Kopf. »Sie wird sich gut schlagen. Nicht so gut wie Stewart, aber gut genug. Dr. Melvin lässt sie bereits an einigen seiner kommenden Experimente forschen.«
    »Die sich hoffentlich nicht ums Klonen drehen.«
    Dad sah mich scharf an. »Du weißt genau, dass er an Projekten dieser Art nicht interessiert ist.«
    »Ja, ja, ich hab’s gehört. Wahrscheinlich schon ungefähr tausendmal.« Ich legte die Arme hinter den Kopf und betrachtete die langsam über uns

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