Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
Vom Netzwerk:
Raum entkommen könnte und welche Fähigkeiten man dazu benötigen würde, würde ich Agent Sterling wählen.«
    »Und warum?«, fragte Freeman.
    »Dieser Raum ist sehr klein, und es ist ohnehin schon sehr warm darin. Mason hat den geringsten Körperfettanteil und auch ungefähr das geringste Körpergewicht der ganzen Gruppe und verbraucht daher auch am wenigsten Energie.«
    »Nur ungefähr das geringste Gewicht«, mischte Stewart sich ein, bevor Freeman etwas sagen konnte. Stewart selbst war nämlich die leichteste und kleinste von allen Auszubildenden, vielleicht sogar von allen Tempest-Agenten.
    Freeman schaute erst zu Stewart und dann wieder zu Kendrick, die, anders als noch zehn Minuten zuvor, unglaublich ruhig aussah. »An dem Einwand ist was dran.«
    »Ja«, sagte Kendrick ruhig. »Aber ich musste auch psychologische Faktoren berücksichtigten, also mit wem ich am besten zurechtkäme. Stewart würde eher Streit anfangen, was dazu führen würde, dass wir erst mit Verzögerung auf eine Lösung kämen.«
    »Aber Agent Stewart hat in allen Tests und auch heute wieder bewiesen, dass sie Stress-Situationen besser bewältigen kann als fast jeder andere in dieser Abteilung. Agent Sterling hingegen schien damit am meisten Mühe zu haben«, argumentierte Agent Freeman. »Wären Sie nicht lieber mit einem Agenten eingesperrt, von dem so gut wie ausgeschlossen ist, dass er mit Panik auf die Situation reagiert?«
    Ja, diesen Ruf hatte Stewart sich definitiv erworben, und das in einer sehr beängstigenden und einschüchternden Art und Weise. Aber in den vergangenen Wochen war es mir gelungen, ihre unangefochtene Stellung bei mehr als einer Gelegenheit in Frage zu stellen. Manchmal war es leichter, seine Ängste und Gefühle abstumpfen zu lassen, dem Hirn die Kontrolle zu überantworten und Aufgaben einfach mechanisch zu erfüllen. Der CIA gefällt so ein Vorgehen offenkundig sehr, und sie verteilt gute Noten dafür.
    »Gut«, sagte Kendrick mit einem leicht genervten, widerstrebenden Unterton. »Ich würde Stewart nicht auswählen, weil sie weiß, dass sie besser mit der Situation klarkäme als ich. Und wer weiß, ob sie mich nicht einfach umbringen würde, damit ihr genügend Sauerstoff bleibt, um ihre Flucht zu planen und die Mission zu Ende zu führen, die uns überhaupt erst in diese Lage gebracht hat? Auch wenn ich die Abteilung ja gern an erste Stelle rücken würde, bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Selbsterhaltungstrieb erwachen und ich es vorziehen würde, nicht im Interesse der übergeordneten Sache getötet zu werden.«
    Kendricks Antwort schockierte mich etwas, aber auf eine fast schon komische Art. Glaubte sie wirklich, dass Stewart sie umbringen würde, nur um die Welt zu retten? Auch wenn Stewart mich neunundneunzig Prozent der Zeit total auf die Palme brachte, glaubte ich nicht, dass sie mich jemals wirklich umbringen würde.
    »Ehrlichkeit wissen wir immer zu schätzen«, sagte Freeman. Sein Blick wanderte zu mir und verharrte dort kurz, bewegte sich dann aber weiter zu Stewart. »Agent Stewart, wen würden Sie denn auswählen?«
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie Kendricks Antwort kommentieren würde, doch sie machte den Eindruck, als kümmerte sie Kendricks Bild von ihr selbst nicht im Geringsten. »Ich würde auch Mason wählen, aus ungefähr den gleichen Gründen.«
    Freeman stellte diese Frage nach und nach der gesamten Gruppe, und alle entschieden sich für Mason. Da davon auszugehen war, dass in unsere Beurteilung mehr einfloss als nur unsere Antwort, versuchten einige andere Agenten, sich mit intelligenten Fragen hervorzutun, so wie Kendrick es gemacht hatte. Aber es war offensichtlich, dass die zusätzlichen Informationen, die sie dadurch bekamen, nicht wichtig genug waren, um ihre Entscheidung noch zu beeinflussen.
    »Ich finde es sehr interessant, dass niemand von Ihnen Agent Stewart gewählt hat.«
    »Mich haben Sie ja gar nicht gefragt«, unterbrach ich ihn. »Ich würde mich für Stewart entscheiden.«
    »Und warum?«, fragte Freeman sofort.
    »Wie Sie schon sagten: Sie ist die stressresistenteste und zudem die kleinste und leichteste von uns. Und außerdem –«
    »Außerdem was?«, hakte Freeman nach.
    Ich setzte mich aufrechter hin, um entschieden und direkt zu klingen: »Bei ihr bestünde am wenigsten die Gefahr, dass sich eine emotionale Bindung entwickeln würde.« Weil wir uns gegenseitig nicht besonders mögen.
    »Interessant«, erwiderte Freeman, ging aber nicht näher

Weitere Kostenlose Bücher