Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Target an die Make-A-Wish-Foundation, die lebensbedrohlich erkrankten Kindern einen Wunsch erfüllt.«
Kendrick kniff mich in den Arm, bis ich aufstand. Dann legte sich eine Hand um meinen anderen Arm, und Senator Healy erschien an meiner anderen Seite. Er hatte sein falsches Politikergrinsen aufgesetzt und winkte dem Saal voller Leute zu, weshalb mir in den Sinn kam, dass CIA-Agenten sehr gute Politiker abgeben würden. Schließlich waren sie sehr geübt darin, Menschen zu belügen.
»Was ist los mit dir?«, zischte er mir durch zusammengepresste Zähne zu. »Hör auf, hier rumzustehen wie ein Idiot.«
Na toll, der hatte mir gerade noch gefehlt. Ich befreite meinen Arm aus seinem Griff.
»Wenn du in der Mitte der Tanzfläche bist, möchte ich, dass du mir sagst, worüber sich der chinesische Botschafter und sein Freund unterhalten, verstanden?«
»Ja, Sir«, presste ich hervor. Ich spürte, wie sein ganzer Körper sich neben mir vor Zorn anspannte, dann ging er nach vorn zu dem Ansager und stellte sich ins Rampenlicht, um weitere Tisch- und Platznummern zu ziehen. Ich hatte keine andere Wahl, als weiterzugehen. Jetzt konnte ich mich nicht mehr verstecken.
Während ich – umgeben von lachenden, klatschenden, ahnungslosen Menschen – zur Tanzfläche ging, fiel mir auf, dass der Empfänger an meinem Ärmel ausgeschaltet worden war.
Senator Healy.
Wie war ihm denn das gelungen? Direkt vor meiner Nase. Weil ich von Holly abgelenkt war. Dieser Typ wurde wirklich von Minute zu Minute unheimlicher. Und suspekter. Er erinnerte mich sehr an Chief Marshall.
Holly sah sehr verlegen aus, als sie neben mir in der Mitte der gläsernen Tanzfläche stand.
»Wie kommt es, dass ausgerechnet wir ausgewählt wurden?«, flüsterte sie mir zu.
Das haben wir Lily Kendrick zu verdanken, meiner idiotischen Partnerin. »Reiner Zufall.«
»Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn wir wenigstens nicht die Einzigen wären, die tanzen«, sagte sie mit einem nervösen Lachen.
Nein, das würde nicht das Geringste ändern. Ich zwang mich zu lächeln und reichte ihr die Hand. »Wir tun’s für einen guten Zweck, nicht wahr?«
Sie legte zaghaft die Arme um mich und lachte, sobald die Musik lief. »Die tricksen einen ganz schön übel aus, was? Entweder man tanzt mit einem Fremden, oder irgendein Kind bekommt seinen letzten Wunsch nicht erfüllt.«
»Genau. Wenn man ablehnen würde, stände man als Riesenarschloch da.« Ich stimmte in ihr Lachen ein und versuchte mich gelassen oder zumindest halbwegs normal zu benehmen. Doch ohne darüber nachzudenken, zog ich sie enger an mich und umschloss ihre Finger fester mit meiner Hand. »Hast du in letzter Zeit mal wieder einen anderen Jackson Meyer getroffen?«, fragte ich.
Sie blickte hoch und lächelte. »Nein, aber mir ist eingefallen, warum du mir bekannt vorkamst neulich.«
Sofort bekam ich Herzrasen. Ich musste dringend aufpassen, denn ich hielt sie dicht an meine Brust gedrückt. »Ach, ja?«
»Dein Bild hängt im Konferenzraum des Jugendhauses in der 92. Straße.« Sie grinste verlegen. »Soviel ich weiß, hat deine Familie sehr viel Geld für die Nachmittagsbetreuung gespendet.«
Ich atmete erleichtert auf. Offenbar lag es nicht an irgendwelchen seltsamen Erinnerungsflashs aus dem Jahr 2007, wie Stewart und Melvin sie gehabt hatten. »Ja, ich hab eine Menge Zeit dort verbracht.«
»Ich hab mich als da Betreuerin für die Ferienspiele beworben und ein paar Wochen so ein Ausbildungsprogramm absolviert«, sagte sie.
»Heißt das, du arbeitest nicht da?« Ich riss mich zusammen und atmete ganz langsam aus. Schließlich hatte ich mein Leben geändert, damit Hollys Leben auch anders verlaufen konnte. »Ich meine, wie war das denn so?«
»Na ja, das klang alles ganz toll, aber dann ergab sich plötzlich die Gelegenheit, in diesem Sommer schon mit dem College anzufangen –«
»Oh, ach so.« Keine Agentenausbildung der Welt konnte heute Abend verhindern, dass ich aus der Rolle fiel.
Ein paar Tage lang ganz offiziell in jemanden verliebt gewesen zu sein, und das auch noch glücklich, machte mich wohl kaum zu einem Experten in diesem Bereich, aber eins war ganz sicher: Während ich hier mit Holly stand, fühlte ich mich alles andere als leer und einsam.
Ich strich mit den Fingern über ihre Wange und spürte ihre Wärme, während eine zarte Röte ihren Kopf hochstieg. Nur noch wenige Zentimeter, und ich würde mit der Nase ihren Kopf berühren. Meine Augen schlossen sich prompt, und
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