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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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unter ihr Kinn schob und die Haut dort betastete. Ich seufzte vor Erleichterung, als ich die vertraute Narbe spürte. Dann ließ ich die Hände sinken und ging weg. Sie war nicht genau wie meine Holly, aber nun glaubte ich auch nicht mehr, dass sie ein Klon sein konnte – aber was wusste ich schon groß über Klone.
    Ich war erst ein paar Schritte entfernt, als Kendrick zu mir kam und mich auf die Tanzfläche zog. »Diese kleine Zicke. Am liebsten würde ich ihr in den Hintern treten.«
    Die Ironie dieses Satzes war fast komisch. »Mach dir nichts draus«, antwortete ich.
    »Ich muss dich warnen. Ich bin keine besonders gute Tänzerin«, sagte sie, als sie ihren Arm um meine Taille legte.
    Ich zog Kendrick so dicht an mich, dass ich ihr nicht in die Augen sehen musste. Außer beim Selbstverteidigungstraining war ich Kendrick noch nie so nah gewesen, und ich fragte mich, ob das ein weiterer Beweis dafür war, dass wir allmählich Freunde wurden. »Gibt’s irgendwas Neues?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Halt einfach die Augen offen.«
    Und genau das tat ich, während wir uns zu einem Song, den ich noch nie gehört hatte, wiegend in die Mitte der Tanzfläche bewegten. Ich nahm das Lippenlesen wieder auf, weil es die beste Ablenkung war, aber kurze Zeit später drang Brians Stimme durch den Ohrhörer in mein Ohr. Ich brauchte nur wenige Sekunden, um zu begreifen, dass Stewart mit einem Tablett voller Häppchen direkt neben ihm stand.
    »Möchtest du noch bleiben, oder wollen wir früh nach Hause gehen?«, fragte Brian Holly, und als ich seinen lasziven Unterton hörte, drehte sich mir der Magen um.
    »Na, früh nach Hause gehen natürlich«, erwiderte sie lachend.
    Jetzt musste ich hinschauen. Ich konnte nicht anders. Und das Erste, was mir auffiel, war, dass Brians Hände auf ihrem Hintern lagen und seine Zunge in ihrem Hals steckte. Ich stöhnte leise, was mir aber nicht ersparte, auch Brians nächsten Satz zu hören: »Mach dir keine Sorgen. Ich bin vorbereitet.«
    Ich drehte Kendrick so, dass ich in die andere Richtung schaute, schloss die Augen und ließ diese Worte auf mich wirken. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand vier Fausthiebe in den Magen verpasst. Er schläft mit ihr? Er stahl mir diesen Moment. Meine liebste Erinnerung an Holly und mich.
    Und jetzt musste ich einen Weg finden, mich davon abzuhalten, ihn umzubringen.
    »Willst du mir die Hand zerquetschen, oder warum hältst du mich so fest?«, flüsterte Kendrick. Ich ließ sie los und wischte mir die verschwitzten Hände an der Hose ab. »Entschuldige.«
    Ich beobachtete, wie Holly mit Brian aus dem Saal ging, und empfand eine Mischung aus Erleichterung und innerer Leere. Zumindest konnte ich mich jetzt den Rest des Abends konzentrieren. Soweit der Alkohol es noch zuließ.
    Während ich den Blick prüfend durch den Raum gleiten ließ, vibrierte mein Handy.
    »Kann das denn wahr sein?«, murmelte Kendrick, die ebenfalls auf das Display ihres vibrierenden Handys schaute. »Freeman zitiert uns alle zu sich?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ja, so steht es da. Aber wieso?«
    »Lass uns unauffällig verschwinden«, flüsterte Kendrick.
    Ich nickte stumm, und wir warteten qualvolle dreißig Sekunden, bis der Song vorbei war, und zogen uns dann so beiläufig wie möglich aus dem Licht der Scheinwerfer in eine dunkle Ecke zurück. Mein Herz raste vor Aufregung. Wenn wir alle mitten in einer Mission abgezogen wurden, musste etwas Außergewöhnliches passiert sein.

11
    16. Juni 2009, 22:20 Uhr
    Sobald wir in der Lobby und außer Sichtweite der Hotelrezeption waren, beschleunigten wir unsere Schritte. »Hast du eine Ahnung, welchen Weg nach unten wir nehmen sollen?«
    Ich spürte jemanden hinter mir und sah, dass es Stewart war. »Ja, hab ich. Wir müssen nicht mal rausgehen.«
    Kendrick und ich folgten ihr zum Aufzug am Ende eines langen Flures. Als die Türen aufgingen, stand plötzlich Mason neben uns und schlüpfte zuerst hinein.
    »Mann, wie machst du das?«, fragte ich ihn. »Ich sehe dich immer erst, wenn du genau vor meiner Nase stehst.«
    Er grinste mich kurz an und nickte Kendrick zu, sobald die Türen sich wieder schlossen. »Okay, Doc, wir zwei manipulieren jetzt die Technik von diesem Teil hier mal ein bisschen.«
    Meine Verwirrung musste mir deutlich anzusehen gewesen sein, denn Stewart erklärte: »Man braucht einen Schlüssel, um ins Kellergeschoss zu gelangen … wo sich der Wäscheraum befindet.«
    »Gibt’s denn keine Treppe?«, fragte

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