Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Bewegung an die Schläfe. Kendrick rang nach Luft und wich zurück.
»Jackson, nein!«, flüsterte sie, als hätte ich sie verraten.
Mason verzog wütend das Gesicht. Er wusste, dass er sich nun nicht mehr gegen mich durchsetzen konnte.
»Mason, nimm die Finger von der Bombe, tritt zurück und lass mich das Ding auseinandernehmen«, sagte ich.
»Auf keinen Fall. Du wirst alle umbringen, die in diesem Gebäude sind, vielleicht sogar im ganzen Block.«
»Noch sechs Minuten«, sagte Kendrick. »Komm schon, Jackson. Lass uns einfach gehen«, flehte sie mit tränenerstickter Stimme. Ihre Verzweiflung setzte mir mehr zu, als ich erwartet hatte.
»Ich zähle bis fünf, wenn du dann nicht zurücktrittst, erschieße ich dich und nehme dann dieses verdammte Ding auseinander«, giftete ich Mason an »Eins, zwei –«
»Du verdammtes Arschloch!«, rief er, dann gab er sich geschlagen und wich zurück.
Ich atmete erleichtert auf, hielt die Waffe aber zur Sicherheit weiter auf ihn gerichtet. Mein Magen verkrampfte sich, und plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, wie ich gedacht hatte. Vielleicht hatte ich auch nicht weiter gedacht als bis zu dem Punkt, dass ich Mason die Kontrolle entreißen musste. Nach einem raschen Blick auf Kendrick sagte ich: »Raus mit euch, alle beide, jetzt sofort!«
Sie schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen. »Wenn du bleibst –«
»Ja, eine brillante Idee, Kendrick. Bleib hier in diesem Raum, damit die CIA Michael deine Überreste in einem Umschlag überreichen kann!«, rief ich. Es war mir egal, ob ich ihr damit weh tat, wenn sie nur innerhalb der nächsten dreißig Sekunden den Raum verließ. »Du auch, Mason. Lauft so weit weg, wie ihr könnt.«
Kendrick hatte immer noch das Telefon am Ohr. Wahrscheinlich hörte Dr. Melvin zu und schrie sie an, dass sie mich mit sich zerren sollte. Es vergingen zehn weitere Sekunden, in denen wir uns anstarrten, dann stand sie auf und ergriff Masons Arm.
In der Sekunde, als die Tür zuschlug und ich ihre Schritte im Flur hörte, legte ich die Waffe auf den Boden. Mein Gehirn schaltete in einen Automatenmodus, und ich entfernte ein Teil nach dem anderen aus dem gläsernen Kasten, genau wie Emily es getan hatte. Mein Herz schlug so laut, dass ich kein anderes Geräusch mehr hörte. Ich wischte mir die verschwitzten Hände an der Hose ab und griff dann nach dem letzten Teil der riesigen Bombe.
Mir stockte der Atem, als die Uhr von zwei Minuten auf eine umsprang.
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Ich schloss die Hand um die Röhre mit der grünen Flüssigkeit und holte tief Luft. Vielleicht ging es gut, vielleicht aber auch nicht. Das Licht unten in der Bombe leuchtete immer noch grell, und ich konnte nur vermuten, dass es ausgehen musste.
Ich schloss die Augen und atmete ein paarmal langsam und tief ein und aus. Die Uhr tickte im Takt mit dem Blut, das in meinen Fingerspitzen pulsierte. Während der drei rasch vergehenden Sekunden, die ich brauchte, um das letzte Teil herauszuziehen, hörte ich Hollys Stimme in meinem Kopf.
Ich schlug die Augen auf und hob die grüne Röhre aus dem Kasten. Mir blieb fast das Herz stehen, als das Licht am Boden der Bombe zu flackern begann. Im gleichen Moment, als es ganz erlosch, hörte ich hinter mir einen lauten Knall.
Einen Schuss.
Innerhalb von zwei Sekunden hatte ich die grüne Röhre auf den Boden gelegt, war auf den Beinen und rannte zur Tür. Der Technikraum führte auf einen Flur, der im Halbdunkel lag. Ich hörte Stimmen vom anderen Ende des Flurs und wollte gerade loslaufen, als Stewart aus einem anderen Gang angerannt kam und gegen mich prallte.
»Hast du geschossen?«, fragte ich sie hektisch.
»Nein, ich bin gerade erst hier angekommen.« Unsere Blicke trafen sich kurz, und ich sah einen Hauch von schlechtem Gewissen in ihren Augen. »Ich hätte auf Mason hören sollen. Wahrscheinlich hatte er einen guten Grund dafür, mit euch zu gehen.«
Ich drückte mich mit dem Rücken an die Wand und hielt die Waffe ausgestreckt vor mich. »Ich hab die anderen beiden gezwungen zu gehen. Wir haben diese Bombe hier gefunden, und Mason ist ziemlich ausgerastet.«
Erneut hallte ein Schuss durchs Untergeschoss, und Stewart und ich setzten uns in Bewegung. Raschen Schrittes gingen wir in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Der Flur öffnete sich auf einen großen Raum, in dessen Mitte sich zwei Aufzüge befanden. Stewart nickte einer grauhaarigen älteren Dame in einer
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