Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Zimmermädchen-Uniform zu. Sie kauerte zitternd in einer Ecke, Tränen liefen ihre Wangen hinab. Als sie sah, wie wir mit vorgehaltenen Waffen den Raum absuchten, entfuhr ihr ein kurzer Schrei.
Ich war mit wenigen Schritten bei ihr und hielt ihr den Mund zu. »Haben Sie einen Schlüssel, mit dem man nach oben kommt?«
Stewart warf mir einen entnervten Blick zu. »Wir können doch nicht das ganze verdammte Gebäude evakuieren, Jackson. Hilf mir einfach nachzusehen, wer hier unten ist.«
Wir hörten Schritte. Jemand kam auf uns zugerannt. Stewart und ich erstarrten. Dann sauste Kendrick an uns vorbei – gefolgt von einem EOT, den ich von dem Einsatz in Deutschland wiedererkannte.
Ich hörte förmlich, wie es in Stewart arbeitete. Dann zielte sie kurzentschlossen auf den EOT und schoss ihm erst in die rechte Schulter und danach ins linke Bein. Der Mann brach vor dem Aufzug zusammen. Kendrick drehte sich um und seufzte vor Erleichterung. Dann kam sie zu uns hinüber.
»Wo ist Mason?«, fragte Stewart Kendrick.
Kendrick schaute suchend die drei Flure hinab. »Ich weiß es nicht. Hast du die Bombe wirklich entschärft, Jackson?«
Ich nickte und rüttelte an der verschlossenen Tür, die zum Treppenhaus führte, und versuchte sie mit Gewalt zu öffnen. »Verdammt nochmal!«
»Vergiss es, Jackson. Wir müssen Mason finden«, sagte Stewart und bewegte sich auf einen der Flure zu.
Ich umfasste die Schultern der alten Dame, da ihre Beine ihr den Dienst zu versagen drohten. »Nicht schreien, hören Sie?«, sagte ich zu ihr.
Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch sie nickte. Kendrick blickte mit schreckgeweiteten Augen auf etwas hinter mir. Mir war sofort klar, wer oder was das sein musste. Ich ließ die Frau los, wirbelte blitzschnell herum und trat dem Angreifer, ohne ihn auch nur anzusehen, mit voller Wucht ins Gesicht. Der Mann taumelte zurück, Blut spritzte aus seiner Nase auf den weißen Fliesenboden.
Kendrick schnappte nach Luft, als er plötzlich wieder verschwand. Ich drehte mich im Kreis und wartete, dass er zurückkam. Diesmal erwischte er mich. Er packte mich um die Taille und schleuderte mich zu Boden. Der panische Blick im Gesicht der alten Dame trieb mich an. Ich zielte auf die Tür zum Treppenhaus und schoss auf den Glaseinsatz direkt oberhalb der Klinke. Er zersprang mit einem lauten Knall.
Ich rang mit meinem Angreifer; solange er hinter mir war, konnte ich schlecht auf ihn schießen. Während ich versuchte ihn nach unten zu drücken, sah ich, wie Kendrick durch die zerbrochene Scheibe griff, die Tür öffnete und die alte Dame die Treppe hochschob.
Mein Kopf knallte auf den Boden, und der Angreifer, ein Mann mittleren Alters, der braune Haare hatte wie ich, starrte mir direkt ins Gesicht. Seine Augen, seine Miene – alles an ihm wirkte vollkommen ruhig.
»Thomas meinte, ich hätte gegen dich keine Chance«, sagte der Mann, ohne den Blick abzuwenden. »Aber ich bin nicht sicher, ob er da richtiglag. Bislang hab ich jedenfalls nicht gesehen, dass du irgendwelche Tricks draufhast.«
»Das liegt daran, dass er uns die Drecksarbeit überlässt«, sagte Stewart trocken, während sie ihren Arm um seinen Hals legte.
Der Mann lief rot an, und sein Griff lockerte sich sofort. Stewart drückte so lange zu, bis er das Bewusstsein verlor. Ich schob ihn von mir runter auf den Boden.
»Danke«, murmelte ich Stewart zu.
»Wir müssen Mason finden«, sagte sie.
Stewart stand zwischen mir und Kendrick, und wir starrten in die drei Flure, die auf diesen Raum zuliefen.
»Jeder nimmt einen«, sagte ich.
Die anderen beiden nickten, und ich rannte in den Flur ganz rechts. Es fiel erneut ein Schuss, und ich blieb stehen. Plötzlich legten sich weiche Finger um mein Handgelenk; sie berührten mich nur ganz leicht. Zuerst dachte ich, es wäre Mason. Er konnte sich besser an einen anschleichen als jeder andere, den ich kannte. Mein Blick wanderte meinen Arm entlang nach unten. Erst sah ich die kleine Frauenhand, dann lenkte mich das flammend rote Haar vor meinem Gesicht ab. Um mich herum drehte sich plötzlich alles, und ich spürte es. Das Gefühl war mir vertraut wie eh und je, auch wenn ich es seit Monaten nicht mehr erlebt hatte.
Ich sprang, und Cassidy, meine leibliche Mutter, zog mich an einen unbekannten Ort, in eine unbekannte Zeit.
Meine Abwehrreaktion kam ein paar Sekunden zu spät, aber ich versuchte dennoch, sie abzuschütteln, und konzentrierte mich auf etwas – auf etwas, das ganz tief in meinem
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