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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sortierte Bar im Wohnzimmer, Fernseher, Videorecorder
und CD-Spieler; Riesen-Massagewanne und Dusche; Telefone mit Notrufknopf
überall, auch im Bad und in dem begehbaren Wandschrank. Bis auf den
Zimmerservice hatte diese Suite alles, was ein gutes Hotel bot — und noch mehr
—, und ich vermutete, wenn ich unten anrufen und nach einer Pizza oder einem Feinschmeckermenü
verlangen würde, wäre es binnen einer Stunde da.
    Und dennoch hing irgend etwas
Bedrückendes zwischen diesen Wänden — Verzweiflung vielleicht. Ich fragte mich,
wie viele Menschen sich hier schon versteckt hatten, weil es für sie das
sichere Todesurteil gewesen wäre, vor die Tür zu treten. Ich fragte mich, wie
viele wohl gegen ihren Willen in diesem luxuriösen Gefängnis festgehalten
worden waren. Und wie viele wohl wie ich auf Zeit gespielt hatten, gegen einen
Gegner, der sich für clever hielt, aber doch nicht clever genug war.
    Der Gedanke an diesen Gegner machte
mich noch unruhiger. Wo war er? Was tat er gerade? Und wo war Suits? Was hatte
er vor? Meine Aktenmappe lag auf dem Couchtisch, vollgestopft mit den
Unterlagen über Suits’ Turnarounds und seine Mitarbeiter. Ich hatte das alles
schon mehrfach gelesen, aber ich nahm die Stapel von glattem Faxpapier heraus
und begann noch einmal von vorn, auf der Suche nach irgend etwas, das ich
übersehen hatte und das mir Antwort auf meine Fragen geben würde. Es war schon
nach halb vier, als ich zu dem Schluß kam, daß diese Papiere keine solche
Antwort enthielten, und zu Bett ging.
    Bevor ich das Licht ausknipste,
schickte ich ein geflüstertes »Gute Nacht« an den armen Teufel, der um diese
Zeit Abhördienst hatte. Gage Renshaw hatte Großzügigkeit bewiesen, aber das
würde ihn nicht hindern, mich zu belauschen und meine Aktivitäten zu verfolgen,
und sei es aus reiner Neugier. Was mich allerdings nicht weiter störte; wir
spielten zwar nicht unbedingt im selben Team, aber ich hatte keine Angst mehr
vor Renshaw.
     
     
     
     
     

21
    »Das ist ein reiner Idiotenjob. Kommen
Sie um zwölf noch mal vorbei. Dann habe ich es.«
    Charlotte Keim war eine junge,
attraktive Brünette, die viel zu unschuldig aussah, um für einen Laden wie RKI
zu arbeiten. Daß ich ihr nur so spärliche Daten liefern konnte, irritierte sie
nicht im mindesten; sie wirkte höchstens ein bißchen gelangweilt.
    Ich ließ Charlotte Keim mit ihrem
Computer in dem Kabuff allein, ging nach unten, ließ mir meine 38er wieder
herausgeben und trat dann hinaus in einen wunderschönen Herbstmorgen. Vom
Wetter beschwingt, eilten die Fußgänger vorbei; vor den Cafés, wo die
Angestellten der Einrichtungshäuser, Antiquitätenläden und Büros der Umgegend
verkehrten, wurden bereits Tische herausgestellt. Ich sah mich um, entdeckte
aber weder irgendwelche verdächtigen Personen noch irgendein Anzeichen dafür,
daß ich beobachtet wurde. Nur mäßig erleichtert ging ich zu der Filiale der
Bank of America gleich drüben in der Montgomery Street, um Suits’ Scheck, den
ich seit September hatte liegen lassen, auf mein Geschäftskonto einzulösen.
Inzwischen hatte ich das Geld mehr als verdient. Dann winkte ich mir ein Taxi
heran, um zum Park & Fly-Parkplatz am Flughafen zu fahren.
    Nachdem ich meinen MG heil wieder
geborgen hatte, fuhr ich zurück in Richtung Stadt. Unterwegs rief ich in meinem
Büro an. Micks Stimme klang gedämpft, ein bißchen mißtrauisch.
    »Alles klar bei dir?« fragte ich.
    »Im Prinzip schon. Die GGL schickt ein
Foto von Gordon rüber.«
    »Aber?«
    »Ich weiß nicht, Shar. Da hat ein Mann
angerufen und nach dir gefragt. Als ich sagte, du seist verreist, hat er eingehängt.
Kurz danach hat wieder jemand angerufen und dasselbe gefragt. Er hat gesagt ›Sie
brauchen nichts auszurichten‹ und wieder aufgelegt. Klang, als sei es derselbe
gewesen, nur mit verstellter Stimme.«
    Mein Verfolger — oder Suits? Nicht zu
sagen. »Mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte ich zu Mick. Dann bat ich ihn,
zum Parkplatz des Safeway in der Mission Street drunten am Fuß des Hügels zu
kommen und mir das Foto zu geben. Eine halbe Stunde später war ich wieder auf
dem Weg zu RKI, den Rückspiegel ständig im Blick.
     
    »Dieser Mensch ist ein Kredit-Fan«,
sagte Charlotte Keim. »Sehen Sie sich das an.« Sie streckte den Arm über meine
Schulter und tippte auf den Kreditauskunftsbericht vor mir auf dem
Schreibtisch. »Jede Karte, die es überhaupt gibt. Ungelogen. Und er benutzt sie
alle.« Sie fuhr mit dem Zeigefinger

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