Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
nicht einfach loszulegen und
das zu tun, was du vorhattest, als du aus der Kooperative ausgeschieden bist.«
    Das saß. Im ersten Moment wollte ich
zurückschießen, aber mir fiel nichts Passendes ein. Und wenn ich es auch noch
so ungern zugab, es war etwas dran.
    »Vierter Einwand«, fuhr Rae fort,
»Suits ist womöglich durchgeschraubt. Okay, kann sein, aber du wirst es nie
definitiv wissen, wenn du die Sache nicht übernimmst. Erträgst du’s, Dinge
nicht zu wissen?«
    Wieder ein Punkt für sie.
    »Und außerdem«, setzte sie hinzu, »wenn
ihn wirklich jemand umbringen will, kannst du das verhindern und auch als ein
kleines Kapitelchen in die Geschichte von San Francisco eingehen.«
    Ich schnaubte verächtlich.
    »Es sind schon seltsamere Dinge
passiert.« Sie nahm ihre Handtasche an sich und strebte zur Tür. »Überleg’s
dir.«
     
    Als ich das Haus verlassen wollte,
stieß ich auf Jack Stuart, der gerade seine letzten persönlichen Habseligkeiten
aus seinem ehemaligen Zimmer im zweiten Stock barg. Jack, das zuletzt
abgesprungene Mitglied des alten Wohnkollektivs, hatte nach dem katastrophalen
Ende einer Liebesbeziehung im Frühjahr befunden,
    daß er einen Tapetenwechsel brauchte —
eine Geschichte, bei der ich einen unseligen, aber notwendigen Part innegehabt
hatte. Ich half ihm, seine Kisten zu seinem Kombi zu tragen, und anschließend
tranken wir noch einen Wein zusammen. Ich hatte gehofft, er könnte etwas zu der
Suits-Angelegenheit beisteuern, aber Jack wollte vor allem über die
Farbzusammenstellungen reden, die er für seine neue Eigentumswohnung in Diamond
Heights ausgewählt hatte. Als ich mich schließlich von ihm verabschiedete, war
es schon nach neun, und ich fühlte mich alleingelassener denn je.
    Das hast du niemand anderem
zuzuschreiben als dir selbst, McCone, sagte ich mir auf der Heimfahrt. Es ist
das Leben, das du dir ausgesucht hast; also gewöhn dich dran.
     
    Fast überall in meinem renovierten
Erdbebenhäuschen herrschte Festbeleuchtung. Auf dem Weg durch die Diele knipste
ich die Deckenlampen im Gästezimmer und im Flur aus. Aus dem Wohnzimmer kam
Stimmengemurmel; ich blieb stehen und horchte. Verdammt, wenn das da nicht
klang wie die Polizeizentrale!
    Ich stürzte hinein. Mick saß an meinem
alten Beistelltisch, den er an die Wand neben dem Kamin gerückt hatte, und vor
ihm stand die elaborierteste Radioanlage, die ich je gesehen hatte.
Anzeigelämpchen blinkten auf, während Mick an einem Empfänger herumfummelte; er
war so in sein Tun vertieft, daß er mich gar nicht hereinkommen hörte.
    Dasselbe galt auch für Ralph, meinen
roten Tigerkater. Er saß auf der einen Sessellehne und starrte blutdurstig auf
W. C. Fields, meinen leicht zerrupft aussehenden Seidenpapagei, der auf einer
Hängeschaukel am Fenster saß. Ich hatte im Juni für diesen Vogel volle
fünfundsiebzig Mäuse plus Mehrwertsteuer hingeblättert, im Tausch gegen eine
Information, von der ich hoffte, sie würde mich zu Hy führen, und seit ich das
teure Tier heimgebracht hatte, hatte Ralphie es mordgierig beäugt,
entschlossen, ihm bei der erstbesten Gelegenheit an die Gurgel zu gehen. Ich
war nicht minder entschlossen, das zu verhindern, und schubste, als ich auf
Mick zuging, den Kater von der Sessellehne. Er plumpste auf den Fußboden,
miaute protestierend und setzte über einen leeren Karton, der neben Mick stand.
Alice, seine gescheckte Schwester, saß in dem Karton; sie und Mick sahen mich
gleichermaßen verdattert an. Ich fragte: ».Was zum Teufel ist das?«
    Mick drehte den Empfänger aus. »Sorry,
ich wußte nicht, daß du zurück bist.«
    »Ach. Und?« fragte ich, in Richtung
Spieltisch fuchtelnd.
    »Hä?«
    »Meine Radioanlage. Ich habe sie selbst
zusammengebaut, aus Teilen vom Flohmarkt und so.«
    »Du hast sie heute abend
zusammengebaut?« fragte ich ungläubig.
    »Natürlich nicht — vor ein paar Jahren.
Letzte Woche, als ich mit Dad telefoniert habe, habe ich ihn gebeten, sie
einzupacken und mit UPS herzuschicken. Sie ist heute nachmittag gekommen.« Er
streichelte den Empfänger wie ein Hätscheltier. »Schau mal, Tante... ich meine,
Shar. Alles dran. Hier ist der Polizeifunk und da die Feuerwehrzentrale. Da
sind UKW, Mittel- und Langwelle.«
    »Du kannst den Flug-Funkverkehr abhören?«
    »Ja, sowohl Oakland als auch San
Francisco. Welche Frequenz hat Oakland?«
    »Die Bodenkontrolle hat
einhundertzwanzig-komma-neun.«
    Er betätigte einen Kippschalter, drehte
an einem Knopf. »...Oakland Ground,

Weitere Kostenlose Bücher