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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sind, die Zugang zu Informationen haben, die mehr über meine
persönlichen Gewohnheiten wissen als andere Leute. Na und? Keiner von beiden
hat, soweit ich weiß, irgend etwas gegen mich. Keiner von beiden scheint mir
der Typ, der anderen Leuten in ihrer Garage oder Wohnung auflauert.«
    »Sie haben beide die Mittel, Leute wie
deinen Architekten zu kaufen und jemanden anzuheuern, der auf dich schießt oder
dich zusammenschlägt.«
    »Aber das ergibt einfach keinen Sinn.«
    Wahrscheinlich hatte er recht. »Dann
laß uns noch mal diese Turnarounds durchgehen. Keystone Steel und Lost Hope,
Nevada.«
    »Waren beides harte Jobs, hat viel
böses Blut gegeben. Keystone war kein voller Erfolg. Aber auch da kann ich nur
sagen — na und?«
    Diesmal war ich nicht ganz seiner
Meinung. »Trotzdem — ich denke doch, es wäre gut, wenn ich mich mal vor Ort in
Pennsylvania und Nevada umsehen würde. Ich würde gern herausfinden, was
diese... wie hast du sie gleich genannt? Opferlämmer?«
    Er nickte.
    »Ich möchte wissen, was sie heute
machen.«
    »Tu, was immer du für nötig hältst.«
    »Womit wir beim nächsten
Tagesordnungspunkt wären: Wir müssen über dein Privatleben reden.«
    Sein Mund verhärtete sich.
    »Du hast gesagt, ich könnte meine
restlichen Fragen stellen.«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber
nicht jetzt. Hör mal, laß uns eine kleine Pause einlegen. Du kannst rausgehen,
mit Anna einen kleinen Spaziergang machen. Sie kann dir die Bucht zeigen; nach
einem Sturm ist das manchmal sehr interessant. Da werden alle möglichen Dinge
angeschwemmt — sogar Flaschen von einem Schnapsschmugglerboot, das irgendwann
in den zwanziger Jahren dort draußen zerschellt ist.«
    »Suits, diese Ablenkungstaktik bringt
uns nicht—«
    »Ach, geh schon. Wir reden später
weiter. Ich fühle mich nicht so toll.« Er stand auf und ging durch das gläserne
Verbindungsstück hinüber zu dem Trakt, wo sich die Schlafzimmer befanden.
Vielleicht brauchte er wirklich ein bißchen Erholung; er hielt sich so steif,
als hätte er beträchtliche Schmerzen.
    Ich sortierte die Blätter auf dem Tisch
und trat ebenfalls in den Glasgang hinaus. Anna kam gerade wieder herein, die
Wangen vom Wind gerötet, aber als ich ihr von Suits’ Vorschlag berichtete, war
sie sofort bereit, mir die Bucht zu zeigen. Mein Parka war noch feucht von
gestern abend, also bot sie mir einen von sich an. Als ich hineinschlüpfte,
machte ich ihr ein Kompliment zu ihrem Cape. »Eine der jungen Frauen aus meinem
Reservat, Franny Silva, hat es entworfen und gewebt«, erklärte sie. »Da, sehen
Sie — es erzählt eine ganze Geschichte. Eine Geschichte unserer Tage.«
    Ich inspizierte den Stoff genauer. Aus
der Ferne hatte er einfarbig gewirkt, aber tatsächlich enthielt er kunstvoll
ineinander verschlungene Formen und Figuren in feinnuancierten Orange- und
Rottönen. »Was bedeutet das?«
    »Es geht um eine Frau wie Franny, die
von den Bergen hier herunterkommt und neue Hoffnung findet.«
    »Sie tun sehr viel für Ihr Volk.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Soviel auch
wieder nicht. Ich habe Glück gehabt, und ich glaube, daß man etwas davon
weitergeben sollte, das ist alles.«
    Wir traten aus einer Tür auf der
Seeseite des Glasgangs und gingen über langgezogene Felsstufen zwischen Ginster
und Eiskraut hindurch zum Rand der Klippen. Dort befand sich eine
Redwood-Plattform mit fest montierten Sitzbänken. Ein Tor führte zu einer
Treppe, die sich die Felswand hinunterzog. Anna öffnete das Tor mit einem
Schlüssel und ging voran. Die Stufen mündeten in halber Höhe auf einen Absatz,
von wo sie in der Gegenrichtung weiterführten. Hier blieben wir stehen, und sie
zeigte auf den Sandstrand unter uns.
    »Er sieht aus wie eine Hand, die sich
aus dem Wasser reckt und an Land festkrallt«, sagte sie. »Ein Ertrinkender, der
weiß, er darf nicht loslassen.«
    »Kommen Ihnen immer so fröhliche Bilder?«
    »Ich bin kein besonders fröhlicher
Mensch, das gebe ich zu. Dafür bin ich zuviel allein.«
    »Suits behauptet, Sie wären in ihrem
ganzen Leben noch keinen Augenblick einsam gewesen.«
    »Ach, was weiß er denn davon? Ich bin
sicher, er sagt solche Dinge nur, um sich selbst etwas einzureden. Damit er
kein schlechtes Gewissen haben muß, weil er soviel weg ist. Es stimmt, daß hier
fast immer Leute sind, aber sie sind meine Schützlinge, und ich bin ihre
Mentorin. Das läßt keine echten Beziehungen zu.«
    »Haben Sie darüber schon mal mit Suits
geredet?«
    »Was würde

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