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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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meinen Sie, Käpt'n?« fragte
ihn Sturm. »Ob es geklappt hat?« Im selben Augenblick
begann die Signallampe auf der Brücke der Guardian zu blitzen.
    »Sie können weiterfahren«,
buchstabierte Berger. »Gute Fahrt und viel Glück.« Mit
gelassener Miene wandte er sich an Sturm. »Meine Großmutter
mütterlicherseits war Engländerin. Habe ich Ihnen das je
erzählt?« »Nein, Käpt'n.«
    Berger warf seine Zigarre über Bord.
»Sie übernehmen, Sturm. Wir fahren so schnell wie
möglich weiter.« »Aye, aye, Käpt'n.« Sturm
machte kehrt und rief den Männern unten seine Befehle zu,
während Berger aufs Deck hinunterstieg. Als er den Nie dergang
erreichte , bemerkte er den fürchterlichen Gestank und sah Schwester Angelas bleiches Gesicht , das von unten zu ihm herauf blickte. »Hat es geklappt?« fragte sie leise.
    »Erinnern Sie mich daran . Ihnen , wenn ich mal Zeit habe , zu erklären, was für eine bemerkenswerte Frau Sie sind, Schwe ster.«
    »Das werde ich, darauf können Sie sich verlassen, Herr Kapi
    tän«, sagte sie ruhig.
    Berger wandte sich ab. Die Guardian entfernte
sich bereits Richtung Südwest. Er blickte ihr nach. Hinter ihm
tauchte aus der vorderen Ladeluke Helmut Richter auf und kam nach ach
tern. Er war von oben bis unten verdreckt, grinste aber über das
ganze Gesicht.
    »Können die Jungens jetzt an Deck
kommen und sich unter der Pumpe waschen? Sie riechen alle ein
bißchen streng, nach dem Erholungsaufenthalt in den
Bilgen.«
    »Das merke ich.« Berger rümpfte
angewidert die Nase. »War ten Sie noch ungefähr zwanzig
Minuten, bis unsere britischen Freunde wirklich weg sind, Helmut. Dann
können Sie sie he raufkommen lassen.« Er verschwand in
seiner Kajüte, während Richter sich das Hemd auszog, mit
einer Hand den Schwengel der Deckspumpe bediente und den Schlauch auf
seinen Körper richtete. Im selben Moment kam Schwester Maria an
Deck, sie schleppte mit beiden Händen einen randvollen Eimer. Sie
wankte zur Steuerbordreling hinüber und wollte ihn ausleeren, als
Richter schon neben ihr war und sie daran hinderte. »Nie mals
gegen den Wind!« warnte er sie. »Sonst kriegen Sie alles
ins Gesicht.« Voll Ekel musterte er den Eimerinhalt. »Und
dar auf können Sie sicher verzichten.«
    Er trug den Eimer zur Backbordreling, leerte ihn
in die See und spülte ihn unter der Pumpe aus. Sie beobachtete ihn
schwei gend. Schwester Maria, klein und zierlich, war die Tochter eines
Münchner Anwalts und sah jünger aus als dreiundzwan zig. Im
Gegensatz zu den anderen Nonnen war sie noch Novi zin und im
vorangegangenen Jahr nur deswegen über Portugal nach Brasilien
geschickt worden, weil sie gelernte Kranken schwester war und
qualifizierte Pflegerinnen dringend ge braucht wurden.
    Sie hob sein Hemd auf. »Ich werde es Ihnen waschen.« »Dan ke, nicht nötig.«
    »Die Naht an der Schulter ist auch
geplatzt. Ich werde es repa rieren.« Als sie zu ihm aufblickte,
sah er, daß ihre Augen von einem erstaunlichen Kornblumenblau
waren. »Es muß schreck lich gewesen sein, da unten.«
»Für Sie aber auch.«
    Er reichte ihr den leeren Eimer, sie griff nach
dem Henkel, und sekundenlang hielten sie ihn gemeinsam. Dann
ertönte Schwe ster Angelas ruhige Stimme: »Schwester Maria,
ich brauche Sie.«
    Schwester Angela stand am Niedergang; ihre Miene
war, wie immer, gelassen. Als sie jedoch den Bootsmann ansah, fand er
eine ganz neue Wachsamkeit in ihren Augen. Die junge Nonne
lächelte flüchtig, dann gehorchte sie Schwester Angela und
ging mit ihr hinunter. Energisch pumpte sich Richter Salzwas ser
über den Kopf.

    Berger saß an seinem Schreibtisch und
begutachtete den Scha den in seiner Kajüte. Er war wirklich nicht
erheblich und konn te schnell wieder in Ordnung gebracht werden. Eine
ungeheure , freudige Erregung packte Berger , als er sein persönliches Ta gebuch aufschlug. Er nahm den Füllhalter , überlegte einen Moment und schrieb dann: » Ich bin jetzt fester denn je über zeugt, daß wir Kiel heil und sicher erreichen werden...«

    4

    Schonerbark DEUTSCHLAND , 14. September 1944. 28° 16'. nördl. Breite , 30°
50' westl. Länge. Um drei Glasen der Mittelwache Frau Prager
gestorben. Kurz nach Sonnenaufgang übergaben wir ihren Leichnam
der See. Schwe ster Angela hielt die Andacht. Die Leute sind tief
erschüttert. Während der Nach-mittagswache leichte Brise
aufgesprungen , die allmählich zu Sturm böen auffrischte. Meine Berechnungen ergeben , daß wir heute 1170 Meilen von Cobh in Irland entfernt sein

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