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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Eichenlaub an seinem Hals und sprang sofort
diensteifrig von seinem Stuhl auf. »Ich wurde gebeten, mich nach
meiner Ankunft unverzüg lich beim Kommodore der U-Boote zu
melden«, erklärte Ge ricke. »Korvettenkapitän
Gericke. U-235.«
    Sie stiegen die geschwungene Treppe empor. Ein Maat, Pistole
    am Gürtel, stand Wache vor einem der Zimmer. Eine handge schriebene Notiz an der Tür lautete: Kapitän z. S. Otto Friemel, Führer der Unterseeboote West. Der
Leutnant klopfte und öff nete die Tür.
»Korvettenkapitän Gericke, Herr Kapitän.« Das
Zimmer lag im Halbdunkel; die einzige Lichtquelle war die Leselampe auf
Friemels Schreibtisch. Er arbeitete in Hemdsärmeln, die
Stahlbrille war auf der Nase nach unten ge rutscht, im linken
Mundwinkel hing eine Zigarettenspitze aus Elfenbein. Vor ihm lag ein
Stoß Korrespondenz.
    Er kam lächelnd, mit ausgestreckter Hand, um
seinen großen Schreibtisch herum. »Mein lieber Paul! Wie
schön, Sie wieder zusehen. Wie war es in Westindien?«
    »Ziemlich weit weg von der Heimat«,
antwortete Gericke. »Vor allem, als wir uns auf die
Rückfahrt machten.«
    Friemel holte eine Flasche Schnaps und zwei
Gläser heraus. »Der Champagner ist uns leider ausgegangen.
Tja, hat sich alles ziemlich verändert.«
    »Nicht mal Blumen für mich am
Kai«, gab Gericke zurück. »Sagen Sie bloß, wir
verlieren den Krieg!«
    »Mein lieber Paul, in ganz Brest gibt es
nicht einmal mehr ei nen Kai. Wenn Sie bei Tag gekommen wären,
hätten Sie den beklagenswerten Zustand unserer unzerstörbarem
UBootbunker erkennen können. Fünf Meter Stahlbeton , pulveri siert von einem kleinen Ding , das die RAF Erdbebenbombe nennt.« Er hob sein Glas. »Auf Sie , Paul. Es war eine erfolg reiche Feindfahrt , wie ich hörte.« »Ja , nicht schlecht.« »Na , hören Sie! Eine kanadische Korvette , ein Tanker und drei Handelsschiffe , insgesamt
dreißigtausend Tonnen - und das nennen Sie nicht schlecht? Ich
würde es als ziemlich großes Wunder bezeichnen. Heutzutage
kommen zwei von drei UBooten nicht mehr zurück.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben
nicht mehr neunzehnhun dertvierzig. Keinen fröhlichen Krieg mehr.
Heutzutage schik ken sie uns halb ausgebildete Kinder. Sie, Paul, sind
einer von den wenigen Alten, die es noch gibt.« Gericke nahm eine
Ziga rette aus dem Kasten auf dem Tisch. Es war eine französische
Sorte, eine der billigsten; als er sie ansteckte und inhalierte,
brannte ihm der Rauch in der Kehle und löste einen Hustenan fall
aus. »Großer Gott! Jetzt ist mir klar, daß es
wirklich schlecht um uns stehen muß!«
    »Sie ahnen ja nicht, wie schlecht«,
gab Friemel zurück. »Brest wird seit dem neunten August vom
Achten Amerikanischen Armeekorps belagert. Daß wir noch hier
sind, haben wir ledig lich den unerhört zähen
Abwehrkämpfen General Ramckes und seiner Zweiten Luftlandedivision
zu verdanken. Seine Fall schirmjäger sind eindeutig die besten
Soldaten, die ich jemals im Krieg erlebt habe, besser als die
Waffen-SS.« Er griff wie der nach der Schnapsflasche. »Die
wurden natürlich aus der Ukraine abgezogen. Vielleicht sind sie
noch ein bißchen eu phorisch vor Freude darüber , daß
man sie hierhergeschickt hat. Schließlich ist ein amerikanisches
Kriegsgefangenenlager ei nem russischen bei weitem vorzuziehen.«
»Und wie ist die Lage bei den U-Booten?«
    »Es gibt keine Lage. Die Neunte Flottille
existiert nicht mehr. Als letztes ist U-256 ausgelaufen. Das war vor
elf Tagen. Un ser Befehl lautet , nach Bergen zu verlegen.«
    »Was soll ich dann aber noch hier?«
fragte Gericke verwun dert. »Ich hätte durch die Irische See
und den nördlichen Kanal nach Norwegen fahren können.«
    »Sie , Paul , haben den ausdrücklichen Befehl , genau
wie der Rest der Flottille durch den englischen Kanal nach Bergen zu
fahren. Nur hat das Oberkommando in Ihrem Fall einen... na ja , man könnte sagen , einen
kleinen Umweg eingeplant.« Gericke, den schon lange nichts mehr
überraschen konnte, lä chelte. »Und wohin?«
    »Ganz einfach.« Friemel drehte sich zu einem Tisch um, suchte
    in einem Stapel Seekarten, fand die, die er brauchte, und breite te sie auf seinem Schreibtisch aus.
    Gericke beugte sich neugierig vor. »Falmouth?«
    »Ganz recht. Die Fünfzehnte
Kanonenboot-Flottille der Royal Navy, die von Falmouth aus operiert,
hat in der letzten Zeit hier an der französischen Küste
immensen Schaden angerich tet. Um ehrlich zu sein, sie hat uns jegliche
Seetätigkeit un möglich gemacht.« »Und

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