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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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müssen.

    Als Lieutenant Jago und Bootsmann Jansen den
Hügel nach St. Mungo hinaufstiegen, wurde es Abend. Sie fanden die
Teil nehmer an der Beerdigung auf dem Friedhof hinter der Kirche. Es
waren etwa zwanzig Inselbewohner; Jean Sinclair und Ad miral Reeve
standen nebeneinander, der Admiral in Paradeuni form. Murdoch Macleod,
in seinem besten blauen Anzug, hatte sich, das Gebetbuch in der Hand,
an das Kopfende des offenen Grabes gestellt.
    Die beiden Amerikaner machten in einiger
Entfernung halt und nahmen ihre Mützen ab. Alles war still, bis
auf das unablässige Rufen der Vögel. Jago blickte hinab,
über Mary's Town hinweg zum Hufeisen des Hafens hinüber , wo das Kanonenboot an der Mole festgemacht hatte. Die Sonne stand tief am messingfar benen , scharlachrot
gestreiften und mit Schäfchenwolken ge tupften Himmel. Hinter
Barra Head zogen sich die Inseln nordwärts hin: Barra , Mingulay , Pabbay , Sandray - alle lagen auf einer vollkommen glatten See , tiefschwarz vor dem flam menden Rot.
    Reeve warf einen Blick über die Schulter,
sagte leise etwas zu Jean Sinclair, und kam dann zwischen den
Grabsteinen hin durch auf die beiden Männer zu. »Danke,
daß Sie gleich ge
    kommen sind, Lieutenant.«
    »Nichts zu danken, Sir. Wir waren unterwegs
von Stornoway nach Mallaig, als uns Ihre Nachricht erreichte.«
Jago nickte zu dem Grab hinüber, in das sechs Fischer gerade den
Sarg hinab senkten.
    »Wieder einer von U-743?« Reeve
nickte. »Insgesamt acht in den letzten drei Tagen.« Er
zögerte. »Als Sie das letztemal hier waren, sagten Sie,
daß Sie diese Woche in London Urlaub ma chen wollten.«
    »Ganz recht, Admiral. Wenn ich rechtzeitig
in Mallaig bin, möchte ich den Nachtzug nach Glasgow nehmen. Kann
ich etwas für Sie tun, Sir?«
    »Das können Sie allerdings.«
Reeve zog zwei Briefe aus der Tasche. »Der erste hier ist
für meine Nichte. Sie wohnt in Westminster, nicht weit vom
Parlamentsgebäude.« »Und der andere, Sir?«
    Reeve reichte ihm den Umschlag. »Wenn Sie
bitte persönlich dafür sorgen, daß er ins
SHAEF-Hauptquartier gelangt. Das würde Zeit sparen.«
    Jago las die Adresse auf dem Kuvert und schluckte. »Großer Gott!« Reeve lächelte . »Sehen
Sie zu, daß er einem seiner Ad jutanten persönlich
übergeben wird - und keinem anderen.« »Jawohl,
Sir.«
    »Na, dann machen Sie sich mal auf den Weg. Melden Sie sich gleich , sobald Sie zurück sind. Wie gesagt , ich habe ein Funk gerät in meinem Haus , eine
der wenigen Gefälligkeiten, die die Navy mir noch erweist. In
Mallaig wird man Ihnen mitteilen, wann genau ich tagsüber an
diesem verdammten Kasten sitze und hoffe, daß jemand von mir
Notiz nimmt.« Jago grüßte, nickte Jansen zu, und dann
gingen sie beide davon. Als der Admiral wieder ans Grab trat, las
Murdoch Macleod mit lauter und klarer Stimme: »Der Mensch, von
seiner Mutter geboren, hat nur eine kurze Lebensfrist, und er lebt in
Sorge. Er wächst
    auf und wird geschnitten wie eine Blume...«
    Unvermittelt wurde es dunkel, und als die beiden
Amerikaner durchs Friedhofstor schritten, glühte nur noch das
ausgebrannte Feuer des Tages am Horizont.
    »Für wen ist der Brief,
Lieutenant?« fragte Jansen. »Für Gene ral
Eisenhower«, antwortete Jago.

    In Brest wurde wieder am Fluß geschossen,
als Paul Gericke um die Ecke bog; er hörte das Rattern von
Kleinfeuerwaffen, das über das Wasser herüberklang. Am
Horizont zogen V-2 ihre Bahn durch die Nacht, große Teile der
Stadt standen in Flammen. Die meisten Lagerhäuser, die früher
die Straße ge säumt hatten, waren durch die Bomben
zerstört worden, das Pflaster war mit Trümmern und
Glasscherben übersät, aber das kleine Hotel an der Ecke, das
als Marinehauptquartier diente, schien noch intakt zu sein. Gericke
lief rasch die Treppe hin auf, zeigte dem Wachtposten an der Tür
seinen Ausweis und trat ein.
    Gericke war klein für einen Mann, nicht
größer als einsfünf undsechzig; sein Haar war blond und
sein blasses Gesicht schien niemals Wind und Wetter gespürt zu
haben. Er hatte sehr dunkle Augen ohne den kleinsten
    Lichtfunken darin: ein seltsamer Kontrast zu dem gutmütigen , ein
wenig trägen Lächeln, das ständig um seinen Mund zu spie
len schien. Seine weiße Marinemütze hatte so manches Dienst
jahr hinter sich, und er wirkte in seiner alten Lederjacke, der
ledernen Hose und den Seemannsstiefeln keineswegs beson ders
eindrucksvoll. Aber der junge Leutnant an seinem Schreibtisch im Foyer
sah nur das Ritterkreuz mit

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