Feindgebiet
das Schiff hob ab.
Sten war nicht sehr erstaunt darüber, Warrant Officer Alex Kilgour in dem Raum anzutreffen. Alex war allein und schimpfte lautstark vor sich hin.
»Dieser verdammte Imperator. Hat mich voll erwischt, wo ich gerade dabei war, die Marmorlieferung für meinen Speisesaal zu überwachen. Diese verdammten Typen haben von nix ’ne Ahnung.
Haben mich einfach so mitgenommen, ohne ein Wort, und dabei fängt nächste Woche die Jagdsaison an!«
Alex unterbrach seine Suada gerade lange genug, um Sten zu bemerken.
»Boss! Tut mir echt leid, dass dich das verdammte Pissperium auch erwischt hat, verdammter Imperator noch mal. Jetzt müssen wir kühlen Kopf bewahren, Anarchie bringt uns hier überhaupt nicht weiter.«
Das war eindeutig eine Nummer zu heftig. Stens Finger signalisierten in der Mantis-Zeichensprache: Halt’s Maul, Blödmann. Der Raum wird überwacht!
Kilgour schnaubte verächtlich. »Ist mir egal, er und seine verdammten Schnüffler und das ganze verdammte Imperium! Ich rede, wann ich will. Was hat der Idiot eigentlich vor? Will er uns nach Heath zurückschicken?«
»Genau das hatte ich mir vorgestellt.«
Die trockene Stimme gehörte natürlich dem Imperator selbst.
Flottenmarschall Ian Mahoney ließ die brabbelnde Woge der Empörung von sehen der Politiker abklingen. Er ging zum Fenster des Konferenzraums hinüber und blickte betont lässig nach schräg oben.
Zwölf Imperiale Schlachtschiffe hingen mit voll aktivierten Schirmen über der Hauptstadt von Gorj.
Mahoney drehte sich wieder zu den versammelten Regenten von Gorj um.
»Ich rufe Ihnen die gegenwärtige Situation noch einmal ins Gedächtnis, meine Herren. Gorj hat sich dazu entschlossen, in diesem Krieg neutral zu bleiben. Der Imperator respektiert diese Entscheidung.
Trotzdem verlangte Gorj in dem ursprünglich zwischen dem Imperator und Ihrem Planeten geschlossenen Vertrag unsere Unterstützung und Hilfe, falls Gorj zu irgendeiner Zeit in der Zukunft von einem Angriff bedroht wird.
In diesem gleichen Vertrag verpflichteten Sie sich dazu, dass Gorj alle nötige logistische Hilfe bei dieser Unterstützung leistet.
Das Imperium ist der Meinung, dass sich Gorj in unmittelbarer Gefahr befindet, von den Tahn überfallen zu werden. Das werden wir nicht zulassen.
Im Gegenzug dafür, dass wir Ihre Unabhängigkeit sichern, verlangen wir nicht mehr als Zugang zu drei Ihrer primären Raumhäfen und das notwendige Areal, um einen Stützpunkt für Imperiale Instandsetzungsmannschaften aufzubauen.«
»Und wenn wir Ihnen diese Häfen nicht freiwillig überlassen?«
»Dann steht uns nach Imperialem Recht zu«, fuhr Mahoney fort, »entweder nach der Force Majeure oder nach dem Enteignungsrecht vorzugehen. Selbstverständlich wird das Imperium für angemessene Entschädigung sorgen.«
»Die Tahn machen keine Anstalten, uns zu überfallen!«
»Sie gehen sehr subtil vor«, antwortete Mahoney. Allmählich kam er sich schon wie ein Diplomat vor, obwohl er die Sitzung mit ganz anderen Worten hatte beginnen lassen wollen: Hört mal zu, Jungs, ihr sitzt hier direkt an der Grenze zum Tahn-Imperium und sackt sämtliche Annehmlichkeiten der Neutralität ein. Leider habt ihr auch die einzigen bewohnten und entwickelten Planeten, auf die wir momentan zurückgreifen können.
»Dagegen werden wir Protest einlegen!« rief ein anderer Politiker.
»Dieses Recht steht Ihnen selbstverständlich zu. Wenn ich Ihnen einen kleinen Tipp geben darf: das Imperiale Admiralitätsgericht hat momentan einen Bearbeitungsstau von siebzehn Jahren.«
»Das ist moralisch nicht vertretbar! Wir lassen sofort unsere Streitkräfte mobilisieren!«
Mahoney nickte höflich, blickte erneut zu der schwebenden Flotte hinüber und nahm seinen goldbetressten Hut vom Tisch.
»Sie haben sechs Stunden, um zu einer Entscheidung zu kommen. Guten Tag, Gentlemen.«
Der Krieg war schon zu lange im Gange, als dass man auf moralische Feinheiten noch großartig Rücksicht nahm.
Momentan zeigten sämtliche Wandschirme des großen Auditoriums etwas, das wie ein ziemlich fettes Walross aussah, das in einem vollautomatisierten Schwimmtank herumtobte.
Das »Walross« war Rykor, die mit Abstand beste Psychologin des Imperiums.
Das Auditorium war mit ihren obersten Ratgebern und der Elite der Propagandamaschine des Imperiums besetzt.
Rykor sprühte Schaum aus ihren Barthaaren, woraufhin die Lautsprecher des Auditoriums grell aufquietschten, und fasste ihre Analyse zusammen: »Ich
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