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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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aber was mich betrifft, ich finde die ganze Angelegenheit so ekelhaft, daß mir die Worte dafür fehlen.«
    Sie wandte sich zum Gehen, als ihr noch etwas einfiel. »Und was haben Sie anschließend mit dem ... äh ... Ding gemacht?« fragte sie, inzwischen überzeugt, daß Croxleys Ratschlag durchaus vernünftig war.
    »Anschließend?« fragte der Küchenchef. »Seiner Lordschaft hat es nicht zugesagt, also haben wir es gegessen. Was sonst?« Einen Augenblick lang starrte Mrs. Billington-Wall den Küchenchef derart fassungslos und angewidert an, daß er sich zu weiteren Erläuterungen bemüßigt sah.
    »Schmeckte ausgezeichnet. Knusprige Kruste ...« Aber Mrs. Billington-Wall hatte sich bereits entfernt. Für sie gab es Grenzen. Grenzen der Moral, des Anstandes und im weitesten Sinne der geistigen Gesundheit. Und was sie soeben gehört hatte ... Während sie, gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfend, aus der Küche flüchtete, wußte sie eines mit absoluter Sicherheit: Man durfte auf keinen Fall zulassen, daß die Polizei die grausige Kette von Ereignissen, die sich in Fawcett House abgespielt hatten, genauer untersuchte.

Kapitel 7
    Diesmal deckten sich ihre Ansichten ausnahmsweise mit denen Lord Petrefacts. Seine Reaktion auf Croxleys Ankündigung, die Polizei befände sich auf dem Weg hierher, war so heftig gewesen, daß er aus dem Bett und schon fast auf den Beinen gewesen war, bevor er das Fehlen des Rollstuhls bemerkte.
    »Dem Weib werde ich zeigen, was Recht und Gesetz ist«, brüllte er, »so wahr mir Gott helfe. Ich werde ...« Croxley half ihm vom Boden auf und wieder ins Bett, bevor er darauf hinwies, daß das Problem bei der Polizei darin bestünde, daß sie sozusagen das Gesetz war und zumindest angeblich für seine Einhaltung sorgte. Aber Lord Petrefact war jetzt nicht nach feinen Unterschieden zumute. »Das weiß ich, Sie Trottel. Dieses Gesetz meine ich nicht. Ich meine meine Art von Gesetz.«
    »Die nur auf Macht beruht«, sagte Croxley. »Ich habe mich schon immer für diese Dichotomie zwischen bürgerlichem Gesetz und ...«
    »Dichotomie?« brüllte Lord Petrefact. »Wenn Sie dieses Wort noch einmal in den Mund nehmen, nachdem Sie gestern abend dieses scheißdichotomisierte Schwein auf den Tisch gebracht haben, dann werde ich ...« Jetzt war sein Vorrat an Drohungen erschöpft. Schwer atmend lag er da. »Und besorgen Sie mir verdammt noch mal einen neuen Rollstuhl!« Croxley überlegte. Dieses Thema behagte ihm entschieden besser als eine Diskussion über Schweine. »Wir haben da ein Problem«, sagte er schließlich.
    Lord Petrefact tastete nach seinem Puls und gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. »Natürlich haben wir ein Problem«, stieß er hervor, »deshalb brauche ich ja einen verdammten Rollstuhl.«
    »Heute ist Sonntag.«
    Lord Petrefact sah ihn verständnislos an. »Sonntag? Was zum Teufel hat denn der Sonntag damit zu tun?«
    »Zum einen sind die Geschäfte nicht offen, und zum anderen bezweifle ich, daß, selbst wenn sie es wären, die Poststelle im Dorf elektrische Rollstühle führt. Schließlich sind wir hier nicht in London ...«
    »London?« kreischte Lord Petrefact ohne Rücksicht auf seinen beängstigend rasenden Puls. »Natürlich sind wir hier nicht in London. Als ob ich das nicht wüßte. Aber das heißt nicht, daß Sie nicht bei Harrods oder sonstwo anrufen und sagen können, sie sollen per Hubschrauber einen schicken.«
    »Und wenn sonstwo die Galapagos-Inseln sind?« fragte Croxley, der beschlossen hatte, eine Lippe zu riskieren. Lord Petrefact funkelte ihn wütend an, sagte aber nichts. Offenbar versuchte Croxley, ihn umzubringen. »Lassen Sie das meine Sorge sein. Treiben Sie nur einen auf.«
    »Ich werde mein Bestes tun, aber ich glaube kaum, daß er vor der Polizei eintrifft. Und da ist noch dieser Yapp zu bedenken. Ich meine, ich weiß nicht recht, was die davon halten werden, wenn sie ihn im Kinderzimmer eingesperrt finden.« Lord Petrefact wußte es. Er rang nach Worten. »Das soll doch wohl nicht heißen, daß er ...« Croxley nickte. »Aber ich habe Ihnen doch befohlen, ihn rauszulassen. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich das Schwein sprechen will.«
    »Es war etwas problematisch, Mrs. Billington-Wall davon zu überzeugen, daß es ratsam sei, ihn rauszulassen. Sie dachte anscheinend ...«
    »Anscheinend? Dieses widerliche Wesen hat kein Recht zu denken, geschweige denn, auch noch das Maul aufzureißen. Wenn ich sage, daß ich ihn raushaben will ... Gehen Sie und holen

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