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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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auf den Kopf gestellt worden, und Sie rücken nicht mit der Sprache heraus. Also, ich will wissen, warum. Hat Ihnen jemand Angst eingejagt?« Mrs. Billington-Wall dachte an Schweine und schwieg. Da rettete sie die zerzauste Gestalt eines Arztes, der mit einer Bettpfanne in der Hand draußen vorbeiging. »Heiliger Bimbam«, sagte der Sergeant, »was zum Teufel war denn das?« Doch bevor Mrs. Billington-Wall antworten konnte, war er schon auf dem Gang. »He, Sie da, stehenbleiben!« rief er. Der Arzt zögerte, aber ein Blick in die Halle genügte, um ihm klarzumachen, daß er in der Falle saß. Dort stand noch ein Polizist.
    »Was wollen Sie denn?« fragte er herausfordernd.
    »Ich will wissen, wer Sie sind und was Sie mit diesem Ding da machen«, sagte der Sergeant, während er die Bettpfanne mißtrauisch betrachtete.
    »Ich bin zufällig Lord Petrefacts medizinischer Betreuer«, sagte der Arzt, »und das da ist eine Bettpfanne.«
    »Nein, wirklich«, sagte der Sergeant, dem ironische Bemerkungen verhaßt waren. »Und als nächstes erzählen Sie mir vermutlich, daß Lord Petrefact darum gebeten hat.«
    »Genau.«
    »Man sollte denken, daß es für Bettpfannen schon ein bißchen spät am Tage ist. Da drinnen steht ein tragbarer Nachtstuhl und ...« Er hielt inne. Der Arzt sah fragend an ihm vorbei auf Mrs. Billington-Wall, die ihm Zeichen machte. Der Sergeant würde nicht zulassen, daß Zeugen eines schweren Verbrechens beeinflußt wurden.
    »Also gut, bringen Sie ihn da rein«, wies er den Polizisten an. »Ich werde ihn später verhören. Erst werde ich ihr die Wahrheit aus der Nase ziehen. Und rufen Sie die Kripo. Das hier ist kein gewöhnlicher Fall.«
    Während der Arzt laut protestierend, man würde ihn von der Erfüllung seiner ärztlichen Pflichten abhalten, in Croxleys Arbeitszimmer verfrachtet wurde, wandte der Sergeant seine ungeteilte Aufmerksamkeit Mrs. Billington-Wall zu. »Aber ich weiß wirklich nicht, was passiert ist«, sagte sie, allerdings schon weniger nachdrücklich als zuvor. »Als ich heute morgen hier ankam, traf ich das Haus in einem ... na ja, Sie haben ja selbst gesehen, wie es aussieht, aber ...«
    »Und warum haben Sie dem Arzt mit der Bettpfanne bedeutet, er solle nichts von Schweinen sagen?« Mrs. Billington-Wall schluckte und bestritt das. Der Sergeant schüttelte den Kopf. »Hören Sie, wenn ein Zeuge einem anderen etwas von Schweinen zuflüstert, dann bedeutet das für mich, daß er sich der Gerechtigkeit in den Weg stellt. Also, was ist mit den Schweinen?«
    »Darüber sollten Sie sich besser mit dem Küchenchef unterhalten«, sagte Mrs. Billington-Wall. »Und bitte schreiben Sie in Ihr scheußliches kleines Buch, daß ich mich gestern abend zu keiner Zeit auch nur im entfernten Umkreis dieses Hauses aufgehalten habe. Das schwöre ich Ihnen.« Der Sergeant ließ seinen Blick über das verwüstete Zimmer wandern. »Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, daß irgendwelche Schweine dafür verantwortlich sind, oder?« fragte er, bevor er ihr Schlimmeres unterstellte. »Oder haben Sie damit vielleicht zufällig die Polizei gemeint?«
    »Nein, durchaus nicht. Ich habe den allergrößten Respekt ...«
    »Gut. Den können Sie jetzt gleich unter Beweis stellen, indem Sie mir haarklein erzählen, was zum Teufel sich hier abgespielt hat.«
    »Officer«, sagte Mrs. Billington-Wall, »ich kann Ihnen wahrheitsgemäß versichern, daß ich keine Ahnung habe.«
    »Aber der Küchenchef schon, meinen Sie?« Mrs. Billington-Wall nickte betrübt. Sie hätte viel darum gegeben, wenn dem nicht so gewesen wäre. Gemeinsam begaben sie sich in die Küche. Als sie sie zwanzig Minuten später verließen, war der Sergeant nicht schlauer als zuvor. Die hartnäckige Behauptung des von der Mietmensch KG entsandten Küchenchefs, daß er nicht die leiseste Ahnung habe, wer oder was zum Kuckuck das Chaos im Schlafzimmer und die Blutflecken in der Halle verursacht hatte, war durchsetzt von hysterischen Zurückweisungen der Unterstellung, daß man ihn angeheuert habe, um Ihrer Lordschaft perverse Unterhaltung in Gestalt von Spanferkeln zu bieten. Mrs. Billington-Wall hatte prompt darauf bestanden, den Raum zu verlassen. »Ich bin nicht bereit, mir anzuhören, wie sich dieser widerliche kleine Mann über sein schandbares Geschäft verbreitet«, sagte sie. »Ich habe heute morgen schon mehr miterlebt, als ich verkraften kann.«
    »Glauben Sie vielleicht, daß mir diese Fragerei Spaß macht?« schrie der empörte

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