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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Küchenchef. »Ich bin kein gewöhnlicher Küchenchef ...«
    »Da haben Sie recht«, gab Mrs. Billington-Wall zurück und verschwand.
    »Kümmern Sie sich nicht um sie«, sagte der Sergeant. »Also, Sie behaupten, daß Mr. Croxley ... wer zum Teufel ist eigentlich Mr. Croxley? Ach so, Lord Petrefacts Sekretär. Also, dieser Croxley hat Ihnen aufgetragen, das Schwein auseinanderzuschneiden, weil Lord Petrefact es aus bestimmten Gründen so wünschte?«
    »Ich weiß nicht, was er wollte. Erst sagt er, ich soll ein Schwein besorgen. Also besorge ich ein Schwein. Und dann sagt er, es ist zu groß.«
    »Zu groß, sagen Sie? Wieso zu groß?«
    »Ich habe gar nichts gesagt. Ich sage nur, daß ich in meinem ganzen Leben als Küchenchef noch nie so ein großes Scheißschwein gesehen habe. Völlig unmöglich, es ins Bratrohr zu kriegen. Nicht einmal in zwei Bratrohre. Drei vielleicht. Weiß ich nicht. Und dann noch diese Schildkröte.«
    »Schildkröte?«
    »Ja, erst wollte er eine Schildkröte. Also ruft Mr. Croxley das Aquarium an und ...«
    »Das Aquarium?«
    »Sagt er jedenfalls. Aber fragen Sie mich nicht. Wenn Mr. Croxley mir sagt, ich soll ...«
    »Dieser Croxley wird sich für einiges verantworten müssen«, meinte der Sergeant und machte ein paar Notizen, während der Küchenchef den Schildkrötenpanzer holte und ihn ihm unter die Nase hielt. Ungläubig schüttelte der Sergeant den Kopf. Die Vorstellung, daß jemand mit einem riesigen Schildkrötenpanzer auch nur im entferntesten fleischliche Genüsse auskosten konnte, war ihm noch unbegreiflicher als die Sache mit dem Spanferkel.
    »Und Sie sagen, daß sich das alles gestern zwischen zwei Uhr nachmittags und neun Uhr abends abspielte?« sagte er, um damit zu handfesten Tatsachen zurückzukehren. »Zwei Uhr?« schrie der Küchenchef. »Wie lange, glauben Sie wohl, habe ich gebraucht, um dieses Schwein in drei Teile zu zerlegen und sie wieder zusammenzunähen?« Darüber dachte der Sergeant lieber nicht nach. Er verließ die Küche, um als nächsten den Arzt zu befragen.

Kapitel 8
    Während der abenteuerliche Versuch herauszufinden, was für ein Verbrechen er überhaupt aufzuklären hatte, den Sergeant immer tiefer in einen Morast von Widersprüchen führte, hatte Lord Petrefact ganz andere Sorgen.
    Waiden Yapp ebenfalls. Sobald man ihn aus dem Kinderzimmer befreit hatte, beschäftigte ihn nur noch ein Gedanke: Er wollte so schnell wie möglich aus diesem Horrorpalast verschwinden. Und sobald er draußen war, würde er diesen verdammten Lord Petrefact wegen Freiheitsberaubung, schwerer Körperverletzung, Beleidigung und versuchten Mordes vor Gericht bringen. Während eine Hälfte seines Hirns Rachepläne schmiedete, suchte die andere nach einem Motiv für diese Verschwörung, scheiterte jedoch kläglich. Verständlicherweise widerstrebte es Waiden Yapp, Croxley irgendwohin zu folgen, und schon gar nicht zu Lord Petrefact. »Aber er will sich doch nur bei Ihnen entschuldigen«, erklärte Croxley. »Das ist alles.«
    »Wenn seine Entschuldigungen so sind wie seine Badezimmereinrichtung, kann ich darauf verzichten.«
    »Ich kann Ihnen versichern, daß das reiner Zufall war.«
    »Aber daß man mich eingesperrt hat, nicht«, entgegnete Yapp. »Ich habe Ihre Stimme deutlich erkannt. Und ich bin fest entschlossen, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten.« Croxley lächelte trübe. »Wenn das so ist, dann sollten Sie noch hierbleiben. Die Polizei ist bereits unten und verhört die Leute. Und auf Sie ist sie sicher besonders scharf.«
    »Auf mich?« fragte Yapp sichtlich beunruhigt. »Warum ausgerechnet auf mich?«
    »Das fragen Sie besser Lord Petrefact. Er ist eher in der LageIhnen das zu erklären. Ich weiß nur, daß hier offenbar ein Kapitalverbrechen begangen wurde.«
    Er schob den zahm gewordenen Yapp ins Schlafzimmer. Lord Petrefact hob den einbandagierten Kopf und setzte sein grausiges Lächeln auf. »Ah, Yapp, mein lieber Junge«, sagte er, »so setzen Sie sich doch. Ich meine, wir sollten uns ein bißchen unterhalten.«
    Zögernd setzte sich Yapp auf einen Stuhl neben der Tür. »Schon gut, Croxley, Sie können verschwinden«, sagte Lord Petrefact. »Gehen Sie hinunter und sorgen Sie dafür, daß uns niemand stört.«
    »Das ist leichter gesagt als getan«, erwiderte Croxley. »Die Bullen schnüffeln überall herum und ...« Mehr brauchte er nicht zu sagen. Lord Petrefact reagierte auf diese Eröffnung wie erwartet. »Hinaus mit Ihnen«, brüllte er. »Und

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