Feine Familie
nicht einfach. Zu allem Überfluß fing es auch noch zu regnen an. Fluchend suchte Yapp Zuflucht unter einer mageren Tanne.
Willy verließ den Pferdekutscher ziemlich betrunken. Er schleppte sich die Tythe Lane hinauf, hatte vor Mrs. Gogans hinterem Gartentor einen heftigen Wortwechsel mit einem Straßenköter und reagierte seine Wut auf kläffende Hunde und auf Yapp ab, indem er seinen kleinen Freund in mehrere Plastiktonnen bohrte. An der Hauptstraße angekommen, blieb er angesichts der unlösbaren Frage, ob es wirklich zwei Autos waren, die auf ihn zukamen, oder nur eines, unschlüssig stehen.
Den Scheinwerfern nach zu schließen mußten es zwei sein, doch selbst nachdem das Auto vorbeigefahren war, war sich Willy seiner Sache nicht ganz sicher. Der einzige Fixstern an seinem geistigen Firmament bestand in der Gewißheit, daß er, falls er Rosie beim Nachhausekommen bei Extras mit Professor Yapp erwischte, dem Schwein einen Einblick in seine eigenen Eingeweide verschaffen würde. Kurz und gut, es war ein recht garstiger Zwerg, der da bergan torkelte, als es zu regnen begann. Der Regen machte Willy nichts aus. Er war es gewöhnt, bis auf die Haut naß zu werden. Aber jetzt taten ihm seine Füße wieder weh. Auch diesen Punkt galt es mit Yapp noch zu klären, denn er war nicht gewillt, den morgigen Tag hinter dem langbeinigen Dreckskerl her kreuz und quer durch die Stadt zu hetzen. Um seinen Füßen eine Pause zu gönnen, kletterte er auf einen verwitterten Meilenstein. Prompt fiel er wieder herunter und verlor dabei seinen treuen kleinen Freund. »Verdammt«, sagte Willy und tastete auf der Erde herum. Aber das Messer war verschwunden. Auf allen vieren krabbelte Willy auf die Straße hinaus und hatte gerade die Schneide des Messers erwischt, als ein Geräusch an sein Ohr drang. Von oben kam etwas die Straße herunter, etwas Großes, Dunkles. Mühsam rappelte er sich auf und versuchte verzweifelt, den Straßenrand zu erreichen. Zu spät. Einen Augenblick später war Willy Coppett ein scheußlich zerfleischter Zwerg. Mr. Jipson brachte seinen Traktor zum Stehen. Er kletterte heraus, um das verdammte Vieh, das ihm da in die Quere gekommen war, zu entfernen. Er dachte an ein Schaf oder schlimmstenfalls eine Kuh, aber ein kurzer Blick genügte, um festzustellen, daß er sich getäuscht hatte. Kühe trugen keine Schuhe Größe siebenundzwanzig, und ein vorne zugeknöpftes Schaf hatte er auch noch nie gesehen. Mr. Jipson riß ein Streichholz an, und die Sekunde, bis Wind und Regen es wieder ausbliesen, genügte, um ihn vor Entsetzen zu lahmen. Er hatte soeben Buscotts einzigen und allseits beliebten Zwerg getötet.
Hinsichtlich der Identität gab es keinerlei Zweifel. Und auch daran, daß Willy tot war, zweifelte Mr. Jipson keine Sekunde. Man konnte keinen kleinen Mann mit einem großen Traktor bei hoher Geschwindigkeit überfahren, ohne ihn zu töten. Um sich zu vergewissern, tastete er nach dem Puls an Willys Handgelenk.
»Scheiße«, murmelte Mr. Jipson und dachte an die üblen juristischen Konsequenzen des Unfalls, ganz zu schweigen von seinem gesellschaftlichen Status. In Buscott hatte man zwar nichts gegen blutige Sportarten, aber das Töten von Zwergen gehörte denn doch in eine andere Kategorie. Außerdem war er ohne Lichter gefahren, hatte keine Nummernschilder am Traktor und entschieden zuviel Alkohol im Blut. Angesichts dieser Tatsachen plus Willy Coppetts großer Popularität brauchte er weniger als dreißig Sekunden, um sich darüber klarzuwerden, daß er diesen Unfall auf keinen Fall melden würde. Er würde den leblosen Körper in den Straßengraben werfen und nach Hause fahren. Aber die Leiche würde man finden, und dann würde die Polizei Nachforschungen anstellen ... Nein, das hat wenig Sinn. Außerdem war er ein Stück weiter oben an einem geparkten Wagen vorbeigekommen. Er hatte zwar niemanden bemerkt, aber irgendwo mußte ja jemand sein. Und der würde sich wundern, warum er angehalten hatte. Andererseits ... Da kam Mr. Jipson eine Idee. Er lief zu dem Wagen zurück und schaute hinein. Niemand zu sehen. Am Gatter war auch niemand. Er dachte kurz nach und ging dann zur Fahrertür. Sie war nicht verschlossen. Angenommen, er würde die Handbremse lösen und den Wagen die Straße hinunterrollen lassen ... Nein, das ging auch nicht. Da müßte er erst den Traktor wegfahren, und wer immer wo immer war, könnte jeden Augenblick zurückkommen. Andererseits bot sich hier eine Möglichkeit, Willys
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