Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
endlich tuckerte der Bus auf den Parkplatz. Astrid blieb vor Staunen der Mund offen: nur der dicke Lack, mit dem man psychedelische Blumenmuster auf den natogrünen Grund gemalt hatte, schien das Blech zusammenzuhalten. Sie konnte sich täuschen, aber irgendwie hing die Schiebetür an der Seite schief in den Angeln.
    Ackermann bremste und schwenkte einen Hammer.
    »Tut mir leid mit der Verspätung. Ärger mit dem Anlasser. Hab ich aber im Griff jetzt.«
    »Wozu braucht der den Hammer?« raunte Astrid.
    Toppe stöhnte nur.
    »So«, sprang Ackermann aus dem Auto. »Ich hab schon ma’ alle Fenster losgemacht. Sons’ is’ et doch ’n bisken warm in der Kiste.«
    Sie starrten ihn an. Die ganze Woche schon war Ackermann in den abenteuerlichsten Verkleidungen erschienen. Für die Wintersachen, die er in seinem Kleiderschrank gefunden hatte, war es zu warm, und so hatte er »improvisieren« müssen. Der krönende Höhepunkt war bisher ein hellrosa T-Shirt seiner ältesten Tochter gewesen, das am Saum und an der Brusttasche mit zarter Spitze besetzt war.
    »Macht nix! Wenn einer kommt, zieh ich einfach die Jacke drüber.«
    »Die Jacke« war ein ständiger Begleiter: Acrylstrick mit Reißverschluß und Kragen, Baujahr 75, körperbetont, und zu rosa machten sich die blauen und orangen Blockstreifen besonders gut.
    Sein heutiger Aufzug hatte allerdings auch alle Chancen, auf einem der ersten Plätze zu landen: ein enges weißes Netzhemd mit halbem Arm und eine hellbraune, oberhalb der Knie abgeschnittene Hose voller Öl- und Farbflecken.
    »Wat is’?« fragte Ackermann und folgte ihren Blicken.
    »Ach so, meine Arbeitsbux. Is’ nich’ grad der letzte Schrei, aber Manchester hält ja ewig. Auffer Fahrt is’ et doch egal, wenn da ’n paar Fleckskes drauf sind. Kann et jetz’ losgehen?«
    »Glaubst du allen Ernstes, daß einer von uns in diese Rostlaube einsteigt?« flachste van Appeldorn. Ackermann tätschelte den Wagen. »Laß ma’, is’ nur äußerlich. Dat Herzken schlägt noch wunderbar.«
    Heinrichs packte entschlossen seine Reisetasche, ging nach hinten zum Kofferraum und versuchte, die Klappe zu öffnen – erfolglos. Ackermann wieselte hinzu, ein entschiedener Ruck, offen.
    »Da muß man wat bei sagen. Un’ laßt bloß die Finger vonner Schiebetür. Die kann man nur von außen auf un’ zu machen. Jetz’ aber nix wie rein!«
    Van Appeldorn hatte es sich schon auf dem Vordersitz bequem gemacht.
    »Mann, Mann, Mann, Norbert«, Ackermann wurde immer aufgekratzter. »Benehmen wie ’n Gartenschlauch – krumm un’ dreckig. Nie wat von ’Ladies first’ gehört?«
    »Klappe, Ackermann!«
    »Ich sitze sowieso nicht gern vorne«, meinte Astrid und krabbelte neben Toppe auf die hintere Bank. Ackermann griff die Schiebetür mit beiden Händen.
    »Stop!« rief Heinrichs. »Berns fehlt noch.«
    Ackermann war schon losgeflitzt. »Ich geh ma’ kucken. Da is’ ja sowieso no’ wat.«
    Berns ging mit großen Augen einmal um den Wagen rum, gab aber keinerlei Kommentar ab.
    »Schiebt mal das Gepäck zusammen«, meinte er nur.
    »Der Kranz muß noch mit.«
    Ackermann schleppte das Monstrum an; ein ausgesucht geschmackloses Exemplar mit roten und gelben Nelken.
    »Wenn ihr den abgebt«, sagte Astrid, »dann gehöre ich nicht zu euch.«
    Ackermann fand, die Goldschleife sei doch mal was anderes.

    Bis Koblenz ging alles gut, das Herzchen schlug wirklich wunderbar.
    Ackermann hatte seinen Kassettenrecorder mitgenommen und legte ein Oldieband nach dem nächsten ein. Irgend jemand summte immer mit.
    Astrid hatte zwei Thermoskannen Kaffee mitgebracht und jede Menge belegter Brötchen.
    »Hausfrauliche Qualitäten würde man bei Ihnen auf den ersten Blick gar nicht vermuten, werte Kollegin.« Selbst van Appeldorn war glänzender Laune.
    »Tja«, Astrid war gnädig gestimmt, »mir war schon klar, daß von euch keiner an die Verpflegung denkt.«
    Aber sie hatte nicht mit Frau Heinrichs gerechnet. Zum Nachtisch gab es Bienenstich und Äpfel.
    Nur Berns muffelte vor sich hin.
    »Bernsilein, wat is’ los?« brüllte Ackermann in den Rückspiegel. »Is’ dir ’ne Laus über die Leber gelaufen?«
    Die Ader an Berns’ Schläfe puckerte schon die ganze Zeit.
    »Ich finde euch zum Kotzen, unglaublich«, platzte es aus ihm heraus. »Wir sind doch nicht auf einer Kaffeefahrt. Diese Musik, das Gelache, und auch noch singen! Es ist pietätlos. Günther ist noch nicht einmal unter der Erde.«
    In der plötzlich eingetretenen Stille war van

Weitere Kostenlose Bücher