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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Appeldorns kräftige Antwort nicht zu überhören. Toppe zwang sich, den Mund zu halten. Diese Sorte Heuchelei kannte er zur Genüge von seiner katholischen Schwiegermutter.
    Ackermann allerdings ließ die Sache nicht auf sich beruhen. »Ja meinst du etwa, wir wären nich’ genauso traurig wie du? Aber wat nutzt dat denn, wenn wir Trübsal blasen? Davon wird Günther auch nich’ wieder lebendig, oder? Meine Oma hat immer gesacht: Lachen un’ Weinen, dat sind zwei Seiten von derselben Medaille, un’ …«
    Van Appeldorn hatte beschlossen, sich heute nicht über Ackermann aufzuregen, aber jetzt wurde es ihm zuviel.
    »Ackermann«, preßte er zwischen seinen Zähnen hervor, »bitte keine philosophischen Ergüsse. Dreh die Musik lauter!«
    Die Mamas and Papas sangen California Dreamin’ , und Astrid wunderte sich über Toppes Textkenntnisse. »Tja, damals lagst du noch in den Windeln.«
    Sie faßte ihn um den Nacken, zog seinen Kopf runter und küßte ihn lange. Berns drehte sich weg und sah angewidert aus dem Fenster.
    Hinter Koblenz fuhren sie zum Tanken raus, und jetzt verstand auch Astrid, wozu sie den Hammer brauchten. Beim ersten Startversuch gab der Wagen keinen Muckser von sich. Erst als Ackermann sich auf dem Rücken liegend unter den Wagen geschoben und ein paarmal auf den Anlasser geklopft hatte, konnte er den Motor in Gang bringen.
    Bei Darmstadt meinte Heinrichs, es sei doch langsam mal Zeit, was Warmes in den Bauch zu kriegen, und Ackermann fuhr die nächste Raststätte an. Sie waren kaum ausgerollt, als Heinrichs schwungvoll die Schiebetür öffnete. Es gab ein helles Knirschen, die Tür glitt ungefähr dreißig Zentimeter weit auf und blieb dann stecken.
    Jetzt war Ackermann ernstlich sauer. »Ich hab et euch doch noch extra gesacht: laßt die Finger von der Tür!«
    Er rannte um den Wagen herum und betrachtete die Bescherung: die Tür war aus der Halterung gesprungen und ließ sich weder vor noch zurück bewegen. Er fing an, mit dem Hammer herumzuklopfen.
    Berns knurrte verächtlich und kletterte über die vordere Sitzbank nach draußen. »Hör auf zu hämmern!« bellte er.
    »Du packst hier an!«
    Ackermann gehorchte. Mit zwei geübten Handgriffen hatte Berns die Tür wieder gerichtet. Seine Hände waren voller Rost. Vorwurfsvoll schweigend hielt er sie Ackermann unter die Nase. Astrid kicherte unterdrückt: eine tolle Gesellschaft! Ackermann hatte von der Anlasseraktion eine dicke Ölspur auf der Stirn, und seine Brillengläser waren so schmierig, daß er halb blind sein mußte.

    Sie konnten sich Zeit lassen mit dem Essen. In der Pension wurden sie nicht vor acht Uhr abends erwartet. Berns taute zum ersten Mal ein bißchen auf und erzählte eine lange, komplizierte Geschichte, in der es um einen Gartenzaun, irgendwelche Tannen und einen Grenzstein ging. Die anderen heuchelten Interesse.
    Ackermann kapierte als erster, aber da waren sie schon beim Kaffee. »Paul liegt im Clinch mit seinem Nachbarn. Ja glaub ich et denn!«
    Berns schüttelte verwirrt den Kopf. »Was meinst du denn, wovon ich die ganze Zeit rede? Denkt ihr, ich sollte mir jetzt einen Anwalt nehmen?«
    Van Appeldorn stand abrupt auf. »Du bist ja bekloppt! Hast du keine anderen Sorgen?« sagte er und gab Berns die Gelegenheit, sich wieder in seinen Schmollwinkel zurückzuziehen.
    Sie waren noch keine zehn Kilometer gefahren, als es plötzlich einen irrwitzigen Knall gab. Der Wagen bremste ruckartig ab, der Motor veranstaltete einen Höllenlärm.
    Ackermann ließ den Bulli auf dem Standstreifen ausrollen und drehte sich nach hinten, reichlich blaß im Gesicht.
    »Was war das denn?«
    Berns quetschte sich zur Tür. »Mach mal los!« Die Rolle des Irrenwärters war ihm auf den Leib geschrieben. Ein kurzer Blick auf den Motor genügte.
    »Die Verteilerkappe«, brüllte er. »Abgeknallt. Und eine Zündkerze fliegt hier auch noch rum.«
    Van Appeldorn brach in schallendes Gelächter aus. »Wie nennst du das jetzt, Ackermann? Herzinfarkt?«
    Es half alles nichts, sie mußten zu einer VW-Werkstatt.
    Die Autobahnpolizei war hilfsbereit, nannte ihnen einen Betrieb, der ungefähr zwanzig Kilometer entfernt war, und es wäre vermutlich alles kein Problem gewesen, wenn Ackermann bei der Wegbeschreibung besser zugehört hätte. So aber begann das, was später als »Landpartie des Schreckens« in die Annalen des K 1 einging.
    Fast zwei Stunden irrten sie unter wahnsinnigem Spektakel und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h über friedliche

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