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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Heinrichs.«
    Sie streckte Walter die Hand hin. »Angenehm. Gehen Sie doch schon mal durch. Ich muß nur eben das Bügeleisen ausschalten.« Sie verschwand links in der Küche. Die weißen Shorts standen ihr ausgesprochen gut.
    Sie führte sie in ein kleines Eßzimmer, das zur Straße hin lag.
    »Hier kann man es noch am besten aushalten«, erklärte sie. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie das Wohnzimmer aussieht. Der fettige Ruß ist durch alle Ritzen gekrochen. Und im Schlafzimmer war das Fenster offen. Was meinen Sie, wie die Kleider stinken! Ich habe erst mal alles gewaschen.«
    Sie setzten sich an den schwarzen Lacktisch.
    »Mir tut es so leid für die Kinder«, meinte sie unvermittelt.
    »Auch um Frau Jansen?« fragte Toppe.
    »Natürlich«, antwortete sie schnell. »So was tut einem doch immer leid. Kann ich Ihnen etwas anbieten?« Sie erhob sich halb.
    »Nein, danke«, antwortete Toppe. »Sie mochten Frau Jansen nicht besonders, oder irre ich mich?«
    Sie zögerte einen Moment, sah ihn dann aber offen an.
    »Nein, Sie irren sich nicht.«
    Dann erzählte sie: Die Hamstraße war eine seit fast hundert Jahren gewachsene Wohngegend. Viele Häuser waren seit Generationen im Besitz derselben Familie. Obwohl gleich dahinter das große Neubaugebiet begann, hatte sich diese Straße ihren Dorfcharakter bewahrt, mit den Bauernhöfen, die an der Waldseite lagen. Es gab eine feste Nachbarschaft, man half sich gegenseitig, und das jährliche Straßenfest war für alle ein Höhepunkt.
    »Fred Jansen ist hier aufgewachsen, genau wie mein Mann. Hatte die Kate von seinen Eltern geerbt und die beiden Leutchen auch noch versorgt bis zu ihrem Tod.«
    »Es ist sein Elternhaus?« Toppe war erstaunt.
    »Ja, wir haben uns alle darüber aufgeregt, wie die ihn da rausgeekelt hat. Der Fred ist ein richtig netter Kerl. Kein Mensch versteht, wie der an so eine Frau gekommen ist. Die hat hier von Anfang an nur Stunk gemacht.«
    »Inwiefern?«
    »Ach, die lag mit jedem Nachbarn im Streit, wollte jedem vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat.«
    Es klingelte Sturm. Frau Joosten sah sie entschuldigend an. »Das ist wohl Alexa. Einen Moment, bitte.«
    Sie ging hinaus in den Flur, und man hörte sie eindringlich flüstern. Dann kam sie wieder ins Zimmer zurück.
    »Wir haben hier alle unsere Kinder heute nicht zur Schule geschickt. Die Sache hat die Kleinen doch ganz schön mitgenommen.«
    Sie setzte sich wieder. »Uns hat Heidi Jansen in Ruhe gelassen, wegen der Kinder vielleicht. Aber fragen Sie mal die Kleinmanns auf der anderen Seite. Die hatten immer Ärger mit der Jansen wegen ihrem Garten. Ich glaube, die hat den Paul sogar einmal angezeigt. Was Genaues weiß ich aber nicht. Wir haben uns möglichst rausgehalten. Schließlich wohnen wir direkt nebenan.«
    »Haben Sie eigentlich am Sonntag morgen irgendwas gehört?« fragte Heinrichs.
    »Am Sonntagmorgen? Wann?«
    »Vor dem Brand, meine ich.«
    »Vor dem Brand? Aber wir haben doch alle tief und fest geschlafen, als der Junge geklingelt hat!«
    »Haben Sie in den letzten Tagen irgendwas beobachtet? Fremde Leute, die Ihnen aufgefallen sind? Irgend etwas?«
    »Nein, ich weiß nicht«, meinte sie langsam. »Nein! Aber wieso? Ist das Feuer. ich meine, hat das etwa jemand mit Absicht …?«
    Toppe nickte. »Das ist durchaus möglich.«
    Sie fuhr sich erschrocken mit den Händen ins Haar.
    »Das war ja schrecklich!«
    »Kann man wohl sagen«, antwortete Toppe. »Ja, Frau Joosten, das war’s vorläufig. Wahrscheinlich sehen wir uns aber noch mal.«
    Heinrichs stapfte zum Auto. »Feines Früchtchen, die Dame Jansen«, grummelte er. »Konnte man ja schon an dem Leserbrief sehen. Ich würde mich furchtbar gern mit den Leuten von dieser MEILE unterhalten.«
    »Ja«, meinte Toppe, »später.«
    »Aber ich kann mich doch schon mal erkundigen nach dem Vorstand und so.«
    »Sicher.« Toppe war mit seinen Gedanken woanders.

26
    »Da braut sich was zusammen«, meinte Heinrichs.
    »Was?«
    »Na, guck doch mal da vorne!«
    Der Himmel im Westen war bleigrau. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß wir tatsächlich mal Regen kriegen.«
    Aber da zuckte schon ein Blitz, pladderten die ersten fetten Tropfen. Der Asphalt dampfte.
    Der Verkehr auf der Emmericher Straße stand fast still. Es schüttete wie aus Kübeln, und die Scheibenwischer hatten kaum eine Chance. Vom Parkplatz bis zum Eingang waren es nur knapp zehn Meter, aber Heinrichs und Toppe waren naß bis auf die Haut, als sie in die

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